Hamburger Handelsriese übernimmt zudem das Russland-Geschäft. Starkes Wachstum in Osteuropa erwartet.

Hamburg. Otto greift zu. Nachdem der Gesamtverkauf der Arcandor-Tochter Primondo scheiterte, hat sich die Hamburger Otto Group Teile des zahlungsunfähigen Konkurrenten Quelle gesichert. Der Hamburger Versandhändler übernimmt die Rechte an den Marken Quelle und Privileg in Deutschland, Mittel- und Osteuropa sowie das gesamte Russland-Geschäft von Quelle. Otto habe sich gegen zahlreiche Konkurrenten durchgesetzt, so Quelle-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und Otto-Vorstand Jürgen Schulte-Laggenbeck.

"Wir freuen uns, durch diesen Zukauf unsere führende Marktposition in einem der weltweit größten Wachstumsmärkte deutlich und für lange Zeit auszubauen", sagte Otto-Vorstandschef Hans-Otto Schrader. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Er dürfte im zweistelligen Millionenbereich liegen. Deutsche Mitarbeiter von Quelle werden nicht übernommen.

Mit dem Zukauf gehen in Russland die beiden größten Versandhändler zusammen. Otto war im Herbst 2008 mit dem Kauf von drei Marken von der russischen Direct Group an dem bisherigen Marktführer Quelle vorbeigezogen. "Wir erzielen in Russland einen Umsatz von 200 Millionen Euro mit wachsender Tendenz", sagte Otto-Sprecher Thomas Voigt dem Abendblatt. Quelle habe zuletzt einen Erlös von 170 Millionen Euro angegeben.

Der russische Markt birgt nach Einschätzung von Otto massive Wachstumschancen. So hat das Versandgeschäft am zweistellig wachsenden Einzelhandel bislang nur einen Anteil von einem Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland liegt dieser Anteil laut Bundesverband des Deutschen Versandhandels bei 7,4 Prozent. "Wir erwarten beim Erlös zweistellige Zuwachsraten. Auch die internationale Wirtschaftskrise wirkt sich hier bisher kaum aus", sagt Voigt. Otto wird die 280 Mitarbeiter in Russland von Quelle übernehmen.

Angeboten werden in Russland neben Oberbekleidung auch Wohntextilien wie Bezüge, Vorhänge und Bettwäsche sowie Kleinmöbel, Gardinen, Tabletts oder Beistelltische für Wohnungen. Dieses Angebot wird durch die Quelle-Artikel ergänzt. "Westliche Marken, die schon aus Zeiten der Sowjetunion bekannt sind, haben ein gutes Standing in Russland", sagte Voigt. Otto ist in Russland seit 1990 aktiv, Quelle seit 1989.

Mit dem Direct Catalogue Service haben die Otto-Marken Otto, Bonprix und Witt International seit 2006 eine eigene Niederlassung in Moskau. Im Frühjahr 2008 wurde dann in Twer, 150 Kilometer entfernt von Moskau, ein zentrales Warenlager errichtet.

Über die Nutzung der Markenrechte sei noch nicht entschieden, versicherte Voigt. Möglich sei, über Marken von Quelle auf Marken der Otto-Gruppe aufmerksam zu machen. Zudem könnten die Quelle-Marken mit eigenen Produkten weitergeführt oder Lizenzen vergeben werden.

Darüber lasse sich mit Interessenten verhandeln, die in eine der anderen 16 Quelle-Auslandsgesellschaften investieren wollten. Genutzt werden können auch die Logos und die Internetseiten der Marken.

Klar ist: Mit der Übernahme der Rechte kann Otto Wettbewerber wie Amazon daran hindern, über die Quelle-Marken als neue Konkurrenten in Europa aufzutreten. Rechte und Pflichten gegenüber Kunden der Marken Privileg und Quelle übernimmt Otto nicht.

Dem Kauf von Quelle Russland und der Markenrechte müssen jedoch die europäischen und russischen Kartellbehörden noch zustimmen.