Streit im Management des Holsten-Mutterkonzerns über Strategie. Jörg Croseck wird von Vorgänger Wolfgang Burgard ersetzt.

Hamburg. Zum Golfspielen, seinem Hobby, hat Jörg Croseck nun wieder mehr Zeit. Nach außen hin überraschend, entließ die dänische Brauereigruppe Carlsberg gestern ihren Deutschland-Chef, der unter anderem für die Marken Holsten und Astra verantwortlich war. Der 46-Jährige hatte das Deutschland-Geschäft des weltweit viertgrößten Brauereikonzerns erst seit August 2008 verantwortet. Carlsberg Deutschland beschäftigt 1400 Mitarbeiter, davon 500 in Hamburg.

Eine konkrete Begründung für den Schritt gab der Konzern nicht. Das Jahresergebnis 2008, das Croseck im Frühjahr präsentiert hatte, war positiv. "Carlsberg Deutschland arbeitet an einer neuen Strategie für das Unternehmen, die langfristig Wachstum und Profitabilität sichert. Diese Aufgabe ist äußerst wichtig und hat bereits viel Engagement erfordert", sagte Carlsberg-Nordeuropa-Manager Jørn Tolstrup Rohde. "Leider stimmen wir über die Art der Verwirklichung der Strategie nicht überein. Daher haben wir vereinbart, dass Jörg Croseck das Unternehmen verlassen wird. Wir sind überzeugt, dass es die richtige Zeit für diesen Wechsel ist."

Der Handlungsdruck muss groß gewesen sein, denn Croseck wird mit sofortiger Wirkung abgelöst. Sein Nachfolger ist auch sein Vorgänger: Wolfgang Burgard wird zunächst wieder die Führung von Carlsberg Deutschland übernehmen, bis das Unternehmen einen "geeigneten Nachfolger" für Croseck gefunden habe, hieß es gestern. Burgard hatte seine Position 2008 mit 60 Jahren aus Altersgründen an Croseck abgegeben, blieb aber Vorstand des Carlsberg-Tochterunternehmens Holsten und wurde zugleich Präsident des Deutschen Brauer Bundes. Bei Holsten arbeitete er "kontinuierlich an strategischen Aufgaben für Carlsberg Deutschland weiter", lobte das Unternehmen gestern. Diese ungewöhnliche Konstellation lässt auf Differenzen zwischen dem alten und dem neuen Chef schließen. Unternehmenssprecher Udo Dewies kommentierte die Hintergründe nicht. Ein Konflikt zwischen Croseck und der Belegschaft zumindest war nach Auskunft der in Hamburg ansässigen Gastronomiegewerkschaft NGG nicht zu erkennen.

Carlsberg begrüßte gestern den Schritt in die Vergangenheit. Burgard werde "Stabilität und zugleich den nötigen Fortschritt gewährleisten", bis ein Nachfolger gefunden sei, hieß es.