Experten kritisieren einen fahrlässigen Umgang mit persönlichen Angaben. Nur ranghohe Mitarbeiter hatten Zugriff auf die Daten.

Hamburg/Hannover. Auf seiner Internetseite wirbt der Finanzdienstleister AWD um Vertrauen. Verspricht einen "seriösen und verantwortungsvollen Umgang" mit dem Geld der Kunden. Offenbar wäre aber statt Vertrauen mehr Kontrolle angebracht gewesen: Dem Hörfunksender NDR Info wurden insgesamt 27 000 Datensätze zugespielt, die nach Senderangaben AWD-Kundenadressen, Telefonnummern, Berufsbezeichnungen, Geburtsdaten und Vertragsabschlüsse beinhalten. Unter anderem sei ersichtlich, wie viel Geld angelegt ist. Dem NDR zufolge stammen die Kundendaten fast alle aus Nordrhein-Westfalen.

AWD-Sprecher Béla Anda teilte mit, man habe bereits am vergangenen Mittwoch eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Hannover erhoben. Zu der "angeblichen Datenpanne", wie es in der AWD-Stellungnahme heißt, sei festzustellen, dass zahlreiche Kundendaten veraltet oder nicht mehr existent seien. "Die jüngsten der uns übermittelten Daten stammen aus dem Jahr 2001, die Mehrzahl aus den 90er-Jahren", hieß es.

Für die niedersächsischen Datenschützer ist der Vorfall hingegen keine Bagatelle. "Wenn Vermögensdaten in Umlauf sind, ist das eine echte Datenpanne", sagte Michael Knaps, Sprecher des Landesbeauftragten für Datenschutz in Niedersachsen, dem Abendblatt. Der Versicherungsmarkt sei so heiß umkämpft, dass für persönliche Informationen viel Geld bezahlt werde. "Dieser Fall bestätigt leider einen Trend." Tatsächlich hatte in den vergangenen Monaten wiederholt Datendiebstahl bei Unternehmen für Aufsehen gesorgt, Millionen von Handynummern und Bankverbindungen sind mittlerweile illegal in Umlauf.

Wer die AWD-Kundendaten weitergegeben hat, ist noch unklar. NDR Info zitierte jedoch aus dem Umfeld des Finanzdienstleisters, der Vorsorgeprodukte vom Bausparvertrag zur Lebensversicherung verkauft, nur ranghohe Mitarbeiter hätten Zugriff auf eine derart große Menge an Datensätzen. AWD will jetzt die Staatsanwaltschaft "vollumfänglich" bei den Ermittlungen unterstützen. Ganz "seriös und verantwortungsvoll".