Hamburger Abendblatt:

Professor Caspar, wie können Bürger ihre persönlichen Daten schützen?

Johannes Caspar:

Leider können Kunden eines Unternehmens nie ausschließen, dass ihre Daten in falsche Hände geraten. Welcher Verbraucher hat schon einen Einblick, wie sorgsam eine Firma damit umgeht? Ob Daten sicher sind, hängt vor allem davon ab, wie ein Unternehmen organisatorisch und technisch aufgestellt ist und wer Zugriff zu sensiblen Informationen hat. Kunden sollten zwar darauf achten, nicht mehr Persönliches anzugeben als notwendig - aber gerade bei Versicherungen sind oft viele Details erforderlich. Deshalb fordern Datenschützer von Bund und Ländern schon lange ein Datenschutzaudit, also eine Art freiwilliges Prüfsiegel. Damit könnten Firmen ihre technischen Einrichtungen und Datenschutzkonzepte zertifizieren lassen.

Abendblatt:

Wie nützt das dem Verbraucher?

Caspar:

Wenn das Audit von unabhängigen Kontrollstellen vergeben und regelmäßig kontrolliert wird, kann der Kunde beurteilen, ob seine Daten bei einem Unternehmen sicherer als bei einem Konkurrenten sind. Datenschutz und -sicherheit wären damit Bestandteil des Wettbewerbs zwischen den Firmen - das kann nur im Sinne der Verbraucher sein. Wir Datenschützer appellieren daher an die neue Bundesregierung und den Bundestag, endlich ein Gesetz für ein praktikables Datenschutzaudit zu erlassen.

Abendblatt:

Wo hapert es noch beim deutschen Datenschutz?

Caspar:

Mit mehr Personal und intelligenten Konzepten könnte die Kontrolle effizienter werden. Das wird deutlich, wenn man sich die Hamburger Datenschutzbehörde ansieht: Unser Referat Aufsichtsbehörde besteht aus lediglich drei Mitarbeitern. Diese sind zuständig für die Kontrolle über den kompletten privaten Bereich, der von Internetfirmen über Adresshandel bis zur Versicherungswirtschaft reicht. Allein das Projekt "Street View" des in Hamburg ansässigen Internetkonzerns Google, bei dem alle Straßen Deutschlands fürs Internet abfotografiert werden sollen, beschäftigt uns extrem.