Nach der Trauerfeier soll sich wieder dem Tagesgeschäft gewidmet werden. Wer dem Mohn-Clan bald vorsteht, soll bereits feststehen.

Hamburg. Einen Tag nach Bekanntwerden des Todes von Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn ist man am Stammsitz des Medienkonzerns in Gütersloh noch weit davon entfernt, zur Normalität zurückzukehren. Nach einer Ansprache von Konzernchef Hartmut Ostrowski legten die Mitarbeiter der Unternehmenszentrale eine Schweigeminute ein. Anschließend trugen sie sich in ein Kondolenzbuch ein.

Es ist allerdings anzunehmen, dass man bei Bertelsmann nach einer Trauerfeier, deren Termin noch nicht feststeht, sich wieder dem Tagesgeschäft widmen wird. Schon vor Mohns Tod war seine zweite Frau Liz als Vertreterin der Familie aufgetreten.

Wer dem Mohn-Clan in der nächsten Generation vorsteht, soll bereits feststehen: In seinem 2008 erschienenen Buch "Von der Welt lernen" lobt der Patriarch die "zielgerichtete und verantwortungsvolle Art" seiner Tochter Brigitte. Sie sitzt als einziges seiner sechs Kinder in der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG). Dort liegen die Stimmanteile der Bertelsmann AG. Die Kapitalanteile der Konzerns halten hingegen zu 76,9 Prozent die Bertelsmann-Stiftung und zu 23,1 Prozent die Familie.

Außer der Mohn-Tochter haben in der BVG auch Mohn-Gattin Liz, Bertelsmann-Aufsichtsratschef Gunter Thielen, dessen Stellvertreter Jürgen Strube sowie der Ex-Aufsichtsrat Dieter Vogel Sitz und Stimme. Wer für den verstorbenen Mohn in das Gremium nachrückt, ist noch unklar. Als sicher gilt jedoch, dass es ein Familienmitglied sein wird - vermutlich eines der fünf weiteren Mohn-Kinder.

Bertelsmann hat unter der Wirtschaftskrise schwer zu leiden. Der Medienkonzern machte im ersten Halbjahr 2009 einen Verlust von 333 Millionen Euro. Insbesondere die werbefinanzierten Tochterunternehmen Gruner + Jahr ("Stern", "Geo") und die RTL-Senderfamilie schwächeln. Die Buchklubs, einst das Stammgeschäft der Gütersloher, sind schon seit Längerem defizitär.

Zudem drücken Bertelsmann gut 6,8 Milliarden Euro Schulden. Der Löwenanteil davon resultiert aus dem Rückkauf von 25,1 Prozent der Konzernanteile. Sie lagen bis 2006 bei dem belgischen Unternehmer Albert Frère, der sie einst im Tausch gegen Anteile an der RTL-Gruppe erhalten hatte. Um den Rückkauf zu stemmen, musste Bertelsmann 4,5 Milliarden Euro Schulden aufnehmen. Im Management war der Deal seinerzeit umstritten. Wie es in Konzernkreisen heißt, hätten insbesondere Liz und Brigitte Mohn auf den Erwerb der Anteile gedrungen. Sie sollen den von Frère angekündigten Börsengang gefürchtet haben.