Immer mehr Spontankäufe. Deutsche schauen bei ihrer Geldanlage verstärkt auf Sicherheit. Immobilien gefragt.

Hamburg. Durch die Wirtschaftskrise lassen sich die Bundesbürger ihre Konsumfreude nicht vermiesen. Im Gegenteil: Mit den schlechten Nachrichten von der Finanzkrise ist die Konsumbereitschaft sogar gestiegen. Das geht aus der Verbraucheranalyse (VA) 2009 der Verlage Axel Springer AG und Bauer hervor, für die rund 30 000 Verbraucher repräsentativ befragt wurden. "35 Prozent der Bürger haben angegeben, häufig Dinge zu kaufen, nur um sich eine Freude zu machen", sagte Andrea Treffenstädt, Marktforscherin des Verlags Axel Springer. Im Vorjahr waren es lediglich 31,3 Prozent. Ebenso wird häufig mehr Geld ausgegeben als geplant. Bei der Umfrage 2009 stimmten 37,3 Prozent dieser Aussage zu. Im Vergleich zu 2008 nahm dieser Wert um 3,5 Punkte zu.

Die Werte sind auch deshalb so erstaunlich, weil die Befragung zwischen Oktober 2008 und März 2009 stattfand, zu einem Zeitpunkt, als die Krise auf ihren Höhepunkt zusteuerte. "Es hat sich gezeigt, dass die Verbraucher nicht mit Konsumverzicht und zunehmenden Ängsten auf die Krise reagiert haben", sagte Treffenstädt. Sinkende Energie- und Verbraucherpreise haben die Verbraucher deutlich entlastet und die Konsumbereitschaft gesteigert. Außerdem gab es Steuerentlastungen und sinkende Krankassenbeiträge. "Über alle Bevölkerungsschichten hat der Konsumspielraum zugenommen", sagte Treffenstädt. In der mittleren Einkommensgruppe stehen 202 Euro für den freien Konsum nach Abzug aller festen Kosten zu Verfügung. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Top-Verdiener haben mit 390 Euro immer noch elf Prozent mehr Geld als im Jahr 2008.

Um sich Konsum auch weiterhin leisten zu können, setzen die Menschen vor allem auf eine sichere Geldanlage. "In diesem Bereich hat es durch die Wirtschaftskrise die größten Veränderungen gegeben", so Treffenstädt. 40,6 Prozent der Personen, die Geld anlegen wollen, bevorzugen dafür das Sparbuch. 2008 waren es lediglich 30 Prozent. Deutlich abgenommen hat dafür die Bereitschaft, in Fonds und Aktien zu investieren. Nur 25,4 Prozent planen das nach 31,2 Prozent im Vorjahr. Außerdem gibt es 1,2 Millionen potenzielle neue Immobilien-Käufer. "Diese Gruppe wird vor allem von den über 40-Jährigen gestellt, die häufig schon eine Immobilie besitzen", sagt Treffenstädt. Man könne deshalb davon ausgehen, dass zunehmend Immobilien zur Kapitalanlage gesucht werden. Das wichtigste Motiv für die Geldanlage bleibt mit 42 Prozent die Altersvorsorge, gefolgt von größeren Anschaffungen (33 Prozent).

In der Analyse 2009 wurde auch das Generationenverhalten untersucht. Trotz starker Unterschiede in ihren Lebensgeschichten sind sich die Generationen ähnlicher als vermutet. So gibt es vor allem bei Einstellungen, Werten und Konsumverhalten mehr Verbindendes als Trennendes. Drei Generationen wurden für die Analyse beleuchtet. Die 18- bis 29-Jährigen bildeten die "Generation junger Erwachsener", die 30- bis 49-Jährigen die "Generation der Mitte" und die 50- bis 69-Jährigen die "Generation Best Ager". "Unterschiede sind oft altersbedingt und beschränken sich auf die Nutzung und Ausstattung mit technischen Geräten", sagte Bauer-Media-Marktforscherin Ingeborg Glas. Während sich 65 Prozent der jungen Erwachsenen für moderne Technik interessierten, waren es nur 56 Prozent bei der Generation der Mitte und 38 Prozent der "Best Ager".