Verbraucherschützer raten: Niemals Telefonnummer oder Adresse bei Umfragen oder vermeintlichen Gewinnspielen im Internet hinterlassen.

Hamburg. Ihre Handynummer hatte sie leichtsinnigerweise auf einer Internetseite hinterlassen. Mit der nächsten Monatsrechnung kam für die 50-jährige Hamburgerin dann die böse Überraschung: Ein Anbieter von Spielen ließ von ihrem Handyprovider Vodafone 17,94 Euro einziehen - für sechs SMS, die sie ohne zu öffnen gelöscht hatte.

Ein typischer Fall von Abzocke per Internet, Handy oder Festnetztelefon: Immer mehr Verbraucher werden Opfer von dubiosen Firmen, wie Anneke Voß von der Hamburger Verbraucherzentrale sagt. "Die Abzocke nimmt zu. Wenn die Betroffenen dies merken, ist der Schaden meist schon da." Das bestätigt auch die Hamburgerin, die anonym bleiben will. "Mir kam die ganze Sache komisch vor. Eines Tages kam eine SMS, bei deren Empfang ich akzeptieren sollte. Da hatte ich sofort den Verdacht, dass etwas nicht stimmt. Ich habe die SMS gelöscht." Doch das hat nichts genutzt. Vermutlich schon als sie ihre Nummer bei dem Anbieter im Internet hinterließ, war sie unfreiwilligerweise Abonnentin von sogenannten Spielen geworden, mit denen sie ihre Intelligenz steigern könnte.

"Viele Menschen fallen auf diese Tricks rein", sagt Voß. Unter den Opfern befänden sich Jugendliche, die zum Beispiel einen Klingelton herunterladen und damit gleich einen Abovertrag abschließen. "Aber auch ältere Menschen sind betroffen. Und die bezahlen oft monatelang, weil sie nicht wissen, wie sie den Vertrag kündigen sollen."

Auch im Fall der Hamburgerin war dies nicht einfach. Eine Anfrage der Frau bei Vodafone ergab, dass das Unternehmen nur Dienstleister sei und die Abbuchungen tätigen müsse. Die Kundin solle gefälligst selbst beim Anbieter kündigen. Das tat die Frau dann auch. "Man hat mir versichert, dass meine Abokündigung angenommen wurde", sagt sie. "So richtig glauben mag ich dies allerdings erst, wenn dies durch meine nächste Handy-Rechnung bestätigt wird."

Die Vodafone-Mitarbeiterin sagte der Hamburgerin noch, dass es "täglich mehrere Anrufe von Kunden" mit Aboproblemen gebe. Das mag Vodafone-Sprecher Thorsten Hoepken zwar nicht bestätigen. Dennoch fordert er "eine klare rechtliche Grundlage, die solche Aboangebote regelt."

Anneke Voß erscheinen solche Aussagen scheinheilig. "Die Provider, die das Geld bei ihren Kunden einziehen, verdienen mit", kritisiert sie. Das räumt auch Hoepken ein. Wie viel von den 2,99 Euro pro SMS in die Kasse des Providers wandern, wollte er nicht sagen. Auch Vodafone-Konkurrent T-Mobile hüllt sich in Schweigen. Die Hamburgerin erstattete Anzeige bei der Polizei wegen Betrugs. Auch ein anderer Hamburger wandte sich an die Ordnungshüter, nachdem er informiert wurde, dass eines seiner Kinder eine angeblich kostenpflichtige Internetseite aufgerufen habe. Danach kam eine Rechnung von einem Anwalt in Höhe von 140 Euro - mit der Drohung, es werde viel teurer, wenn er nicht sofort bezahle. "Niemals Telefonnummer oder Adresse bei Umfragen oder vermeintlichen Gewinnspielen im Internet hinterlassen", rät sie.

Doch es gibt weitere Varianten von Abzocke. So befasst sich die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein gerade mit einer Firma, die Erotikgespräche "ohne teure 0190-Nummer" anbot. Vor allem männliche Kunden riefen an. Neben schlüpfrigen Gesprächen gab es auch eine saftige Rechnung in Höhe von 75 Euro. Auch Verbraucher, die nie in Kontakt mit dem Unternehmen waren, bekamen offenbar Zahlungsaufforderungen. "Den skurrilsten Fall betraf eine 88-jährige Frau, deren Mann angeblich die Dienste von TRC Telemedia in Anspruch genommen haben soll. Doch der Mann starb schon 1995", sagt Thomas Hagen, Sprecher der Verbraucherzentrale. Er rät Betroffenen, zur Polizei zu gehen. Allein der Staatsanwaltschaft Fulda lägen bereits 4000 Anzeigen vor. "Das Unternehmen hat sich daraufhin in MC Direct Phone umbenannt", so Hagen.

Polizei und Staatsanwaltschaft kommen den Gaunern immer schwieriger auf die Spur, weil Firmen aus dem Ausland agieren oder die Namen wechseln. Doch es gibt auch Erfolge. Mitte August hat die Staatsanwaltschaft Kiel Anklage gegen zehn Hauptbeschuldigte erhoben, die als Betreiber von gebührenpflichtigen SMS-Chats seit etwa 2005 über Lock-E-Mails vorwiegend Männern seriöse Flirtangebote vorgetäuscht und pro Antwort-SMS 1,99 Euro kassiert haben. Dabei seien bundesweit rund eine Million Handy-Besitzer abgezockt worden. Der Schaden beläuft sich auf immerhin circa 57 Millionen Euro.

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