Aufatmen bei bei der Traditionsreederei Hapag-Lloyd: Die Bedingungen für milliardenschwere Staatshilfe von Bund sind erfüllt.

Hamburg. Die Sanierung von Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd ist gestern einen weiteren Schritt vorangekommen. Mit der Rückgabe der Beteiligung am Container-Terminal Altenwerder wird die Eigenkapitalbasis des Schifffahrtskonzerns gestärkt. Die drei Käufer aus dem Eignerkonsortium Albert Ballin, die Stadt Hamburg, die TUI und die Versicherung Signal Iduna, stimmten der Lösung gestern zu. Hintergrund für den Schritt: Banken und der Bund hatten die Sicherheit für die Vergabe der beantragten Bürgschaft über 1,2 Milliarden Euro verlangt. Der Kaufpreis von 315 Millionen Euro für den Terminalanteil bleibt dennoch weiter als Eigenkapital bei Hapag-Lloyd.

Der Weg für das "große Stabilisierungspaket ist nun frei", hieß es gestern nach der entscheidenden Sondersitzung des Senats. "Hapag-Lloyd hat eine gute Zukunftsperspektive, weil die Reederei besser aufgestellt ist", sagte der Sprecher der Finanzbehörde, Daniel Stricker, dem Abendblatt. Dies rechtfertige auch, das Terminal als Sicherheit für die an die Reederei geflossenen 315 Millionen Euro aufzugeben.

Auf die Forderungen der Banken und des Bundes, der zusammen mit der Stadt die Bürgschaft je zur Hälfte trägt, seien die drei Käufer vorbereitet gewesen. Zudem hätten ohne die gestärkte Kapitalbasis die Kosten für die Bürgschaft höher ausfallen können. Der Verkauf der 25,1-prozentigen Terminalbeteiligung sei vor allem gewählt worden, um Hapag-Lloyd kurzfristig finanziell helfen zu können.

"Alle Gesellschafter des Konsortiums Albert Ballin waren sich über die Rückübertragung einig", versicherte gestern ein Sprecher dem Abendblatt. Die Gesellschafter halten 57 Prozent an Hapag-Lloyd. 43 Prozent liegen noch beim Reisekonzern TUI. "Wir sind bei Hapag-Lloyd auf einem guten Weg", sagte ein TUI-Sprecher zu der Entscheidung.

Als Voraussetzung für die Milliardenbürgschaft hatten die Eigner zuvor ihren Beitrag von 750 auf 923 Millionen Euro aufgestockt. Dazu wurden weitere Darlehen von Gesellschaftern in nicht stimmberechtigtes Eigenkapital umgewandelt.

"Auf die Gesamtsumme haben sich die TUI und das Konsortium zügig geeinigt. Anspruchsvoller war es, den Betrag auf die Einzelnen zu verteilen", sagte Karl Gernandt, der Chef der Kühne-Holding, dem Abendblatt. Genaue Zahlen über den Beitrag der Einzelnen gibt es noch nicht. "Die Stadt und Klaus-Michael Kühne haben sich aber gegenüber ihren Anteilen überproportional engagiert", so Gernandt. "Wir haben einen guten Schulterschluss erreicht." Beide fühlten sich einer langfristigen Lösung verpflichtet.

Während die Stadt vor allem Standort und Arbeitsplätze absichern will, hat es Kühne stets auch als strategisches Ziel gesehen, eine große deutsche Linienreederei zu erhalten. Die Geschäftsbeziehungen zwischen Hapag-Lloyd und dem Logistikkonzern Kühne + Nagel reichen zudem bis zum Beginn des vergangenen Jahrhunderts zurück. Am Kauf des nun wieder zurückgegebenen Containerterminal-Anteils hatte sich Kühne im Juli nicht beteiligt, weil es sich um eine reine Immobilienfinanzierung handelte. Gernandt verwies gestern aber auch darauf, dass man Zweifel an der Qualität einer raschen Lösung gehegt habe. "Wir fühlen uns jetzt mit unserem Gesellschaftsanteil wohl, weil Hapag-Lloyd besser abgesichert ist", sagte der Manager. Mit dem Eigenkapital und der anvisierten Bürgschaft sei das Unternehmen bis 2014 gesichert und werde auch die Schwankungen in den kommenden zwei Jahren durchstehen. Über die Bürgschaft von 1,2 Milliarden Euro wird heute der Haushaltsausschuss des Bundes beraten. Eine Entscheidung soll voraussichtlich noch vor der Bundestagswahl fallen. Für die 600 Millionen Euro, die Hamburg absichern muss, ist eine Zustimmung der Bürgerschaft notwendig. Sie gilt jedoch als sicher.