Trotz Krise bleibt Zahl der Auslieferungen mit 480 Jets hoch. Entwicklungsbereich soll auch in Hamburg wachsen.

Hamburg. Mit brasilianischen Klängen und den artistischen Tänzen einer Capoeira-Gruppe hat Airbus ein großes Jubiläum gefeiert: In Hamburg ist das 4000. Flugzeug der A320-Familie ausgeliefert worden, der Kunde ist Brasiliens größte Fluggesellschaft TAM. Dieser Meilenstein zeige den enormen Erfolg der Typenreihe, sagte Airbus-Chef Thomas Enders. Er erinnerte daran, dass der ursprüngliche Geschäftsplan von 600 bis 700 Maschinen dieser Modelle ausging. Und ihre Erfolgsgeschichte, die mit der ersten Auslieferung 1988 begann, werde noch viele Jahre weitergehen, so Enders: Bestellt sind bereits mehr als 2400 weitere Flugzeuge der A320-Familie.

Zwar hat der US-Konzern Boeing vom Konkurrenzmodell 737 bis heute sogar mehr als 6000 Jets gebaut. Die ersten 737-Flieger kamen aber schon Mitte der 1960er-Jahre auf den Markt.

Für den Standort Hamburg haben die Kurz- und Mittelstreckenjets von Airbus große Bedeutung: In der Hansestadt sind bisher gut 1800 Maschinen der Typen A318, A319, A320 und A321 endmontiert worden. Mehr als 10 000 Airbus-Beschäftigte arbeiteten an der Modellfamilie mit, sagte Enders.

Den Überführungsflug des Jubiläumsjets verbinden Airbus und TAM mit humanitärer Hilfe: Der A319 transportiert mehrere Paletten mit Sachgütern wie Decken, Kleidung und Rucksäcken, die an eine von TAM seit Jahren geförderte Schule für behinderte Kinder und Jugendliche in Sao Paulo gehen. Die Spenden stammen von der Kinderhilfsorganisation Luftfahrt ohne Grenzen, unterstützt wird die Aktion von der Airbus Stiftung.

Zwar spüre auch TAM die aktuelle Wirtschaftskrise, sagte Maria Claudia Oliveira Amaro, Verwaltungsratsvorsitzende der privaten Fluggesellschaft. "Aber für 2010 erwartet der Internationale Währungsfonds für Brasilien schon wieder eine Wachstumsrate von 4,5 Prozent." Die Flotte von derzeit 132 Jets - davon 125 Airbus-Maschinen - soll sich bis 2013 auf 152 Flieger vergrößern.

Derartige Perspektiven würde sich Gerald Weber, Deutschland-Chef von Airbus, für alle seine Kunden wünschen. Zumindest für das laufende Jahr ist er trotz der Branchenkrise noch recht zuversichtlich: "Es sieht so aus, als würden wir bei den Auslieferungen 2009 das hohe Vorjahresniveau von rund 480 Jets erreichen, vielleicht schaffen wir sogar eine positive Überraschung", sagte Weber im Gespräch mit dem Abendblatt. Die Entwicklung im kommenden Jahr allerdings sei noch nicht absehbar. "Fakt ist aber: Die Situation der Fluggesellschaften ist derzeit nicht besonders rosig." Im Hinblick auf die Beschäftigten sei keine Änderung geplant. "Im Entwicklungsbereich arbeiten wir mit Volldampf weiter", sagte Weber. "Hier wollen wir uns eher noch verstärken."

Einer der Gründe dafür sei der voraussichtlich auf längere Sicht wieder steigende Ölpreis: "Wir haben heute zwar schon die sparsamten Flugzeuge der Welt, aber der Ruf nach neuen, sparsameren Flugzeugen wird noch lauter werden." Daher arbeite man unter anderem an Technologien zur Gewichtsreduzierung. Ungeachtet der aktuellen Einbrüche bei den Passagierzahlen gilt für Weber: "Die Luftfahrt bleibt eine Wachstumsbranche. Ich setze darauf, dass es im Jahr 2011 wieder aufwärts geht." Zwar müsse Airbus von Oktober an die Produktionsrate bei der A320-Familie von 36 auf 34 Jets im Monat senken. "Zuvor hatten wir aber geplant, sie bis auf monatlich 40 Flugzeuge zu steigern. Das bleibt weiter unser Ziel", erklärte Weber. "Unklar ist nur, wann wir es realisieren können."

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