Die Frau weiß, was sich hinter Bezeichnungen wie etwa E 263 auf Lebensmitteln verbirgt. Es ist Calciumacetat, ein völlig unbedenklicher Zusatzstoff, der den Säuregehalt von Lebensmitteln abmildert.

Inge Wehling kennt auch die anderen der 316-E-Nummern, die über Zutaten von Lebensmitteln Auskunft geben. Denn sie gehört zu den wenigen Frauen in Deutschland, die Lebensmittelzusatzstoffe aus aller Welt importieren.

Gegründet hat sie ihre Firma vor zwölf Jahren, nachdem sie zuvor in dem Unternehmen ihres Mannes, eines Importeurs von Chemikalien und Pharmazierohstoffen, erste Erfahrungen sammelte. "Doch dann wollte ich was Eigenes machen", sagt sie und eröffnete ein Büro in Rahlstedt.

Inzwischen residiert ihre Firma an der Elbe. In Billbrook hat sie zudem ein Lager und beschäftigt je nach Lage acht bis elf Mitarbeiter bei einem Umsatz von 15 bis 20 Millionen Euro. Inge Wehling hat sich durchgeboxt, verhandelt mit Partnern in China oder Indien genauso hart wie mit den deutschen Lebensmittelherstellern, die ihre Kunden sind. "Uns hat geholfen, dass wir flexibler sind als manche Wettbewerber", sagt sie.

Vor fünf Jahren beteiligte sie ihre Tochter Sonja (35), eine Juristin, die damals in der Werbebranche gearbeitet hat, an dem Unternehmen. "Die Werbebranche hat mir Spaß gemacht, aber irgendwann fehlte mir die Selbstständigkeit", sagt Sonja Wehling. Eine Bedingung hatte sie aber: Vor dem Unternehmertum hat sie eine Auszeit genommen und ist drei Monate durch Australien gereist. Am Ende trafen sich Mutter und Tochter in Sydney.

Inge Wehling, die auch Vorsitzende des Hamburger Landesverbands vom Verband der deutschen Unternehmerinnen ist, sagt: "Jede von uns hat ihren eigenen Aufgabenbereich in der Firma."