Beim A350 erhält Frankreich das größere Arbeitspaket. Dafür kommt Hamburg zukünftig bei der A320-Familie zum Zug.

Hamburg. Airbus wird den Standort Hamburg aufwerten. Künftig wird die Nachfolgegeneration der kleinen Airbus-Typen der A320-Familie in Europa nur noch in der Hansestadt endmontiert. Dies soll einen Ausgleich dafür schaffen, dass die Franzosen beim Bau des Langstreckenairbus A350 ein größeres Arbeitspaket erhalten als die deutschen Flugzeugbauer. "Wenn Frankreich das Schwergewicht bei den Arbeitsanteilen am geplanten A350 bekommt, muss das beim A30X, dem A-320-Folgeprojekt, Deutschland sein", sagte der Koordinator für Luft- und Raumfahrt der Bundesregierung, Peter Hintze (CDU), gestern dem Abendblatt.

Hintergrund für die Überlegungen ist die staatliche Hilfe für die Entwicklung des A350. Hier hat Deutschland einen Anteil von 30 Prozent. "Die Bundesrepublik will 33 Prozent dieser Entwicklungskosten als zinsgünstiges Darlehen bereitstellen," sagte Hintze, der auch Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium ist. Die Entscheidung über die Hilfen von 1,1 Milliarden Euro soll möglichst noch vor der Bundestagswahl durch den Haushaltsausschuss gebracht werden.

Hintze will neben der Endmontage für Hamburg vor allem hochwertige Arbeitsplätze für Deutschland sichern und Forschung und Entwicklung mit der Flugzeugproduktion auch örtlich zusammenhalten. "Das macht die Arbeitsplätze in der Fertigung sicherer", sagt der Koordinator. Auch der damalige Airbus-Chef Louis Gallois hatte Ende 2006 für eine Endmontage der neuen Typen in Hamburg votiert. An der Elbe werden bereits die ebenfalls zur Familie zählenden Typen A318, A319 und A321 zusammengebaut.

Auslieferung ab 2022

Als Voraussetzung für eine neue Familie für Jets mit nur einem Mittelgang in der Kabine gilt die Entwicklung leiserer und sparsamerer Motoren. Programmstart dürfte nicht vor 2017/18 sein. Die neuen Flugzeuge könnten dann von 2022 an geliefert werden. Aber auch die derzeitigen Jets dürften noch bis in die Jahre 2040/50 fliegen.

Derzeit sind 2460 Fugzeuge der A320-Familie bestellt und nicht ausgeliefert. Legt man die zum Oktober von 36 auf 34 Flugzeuge monatlich sinkende Produktion zugrunde, reicht dieser Auftragsbestand für mehr als sechs Jahre. Dazu gibt es derzeit noch 902 Aufträge für die großen Airbus-Jets vom Typ A330, A340 und A350. Deren Produktion bleibt vorerst bei 8,5 Jets pro Monat und wird nicht, wie zunächst geplant, bis Ende 2011 auf elf erhöht. Beim Riesenairbus A380 müssen noch 183 Bestellungen abgewickelt werden.

Mit diesem Auftragspolster sind Europas Flugzeugbauer bisher gut durch die Krise gekommen. "Kurzarbeit ist derzeit weder in Frankreich noch in Deutschland absehbar", sagte Airbus-Sprecher Tore Prang dem Abendblatt. Zwar würden im Verwaltungsbereich noch Stellen abgebaut, dies werde aber zum Teil durch neue Spezialisten in der Entwicklung kompensiert, sagte Prang. Neben den 800 Auszubildenden und 12 000 eigenen Mitarbeitern setzt Airbus allein in Hamburg 5000 Beschäftigte von Zeitarbeitsfirmen ein.

Neben der Endmontage für die A320-Familie, die derzeit auch in Toulouse stattfindet, ist bereits das Programm-Management an der Elbe angesiedelt. Gefertigt wird in Hamburg der hintere Rumpfteil, die Kabinen werden eingebaut und die Jets lackiert und an die Kunden ausgeliefert.