Die Industrie verzeichnet das stärkste Auftragsplus seit zwei Jahren. Die Politik sieht “Grund zur Zuversicht“.

Hamburg. Die Zeichen für ein Ende der Wirtschaftskrise in Deutschland mehren sich. Die Auftragseingänge der deutschen Industrie legten im Juni mit 4,5 Prozent so stark zu wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Es war bereits der vierte monatliche Anstieg in Folge. Produkte "Made in Germany" wie Maschinen und Fahrzeuge sind vor allem im Ausland wieder stärker gefragt. Erfreulich dabei: "Die Belebung ist breit über viele Industriezweige verteilt", teilte das Wirtschaftsministerium mit.

Einige Ökonomen reagierten bereits euphorisch: "Das ist das Ende der Rezession", sagte Jörg Krämer von der Commerzbank. "Die Nachfrage zieht an, weil die Weltuntergangsängste allmählich verfliegen."

Der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft sieht in dem Anstieg wiederum ein "gutes Zeichen, dass der Boden des Abschwungs gefunden ist. Die Talfahrt ist gestoppt", sagte Joachim Scheide dem Abendblatt. Die Unternehmen profitierten vor allem von den laufenden Konjunkturprogrammen im In- und Ausland sowie von der Auto-Abwrackprämie. Scheide erwartet nach den starken Rückgängen seit Jahresanfang fürs zweite Halbjahr zumindest ein Nullwachstum. "Ein Aufschwung mit kräftigen Wachstumsraten ist aber noch nicht da. Dieser kommt frühestens 2011", sagte Scheide.

Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut wertet die steigenden Auftragszahlen als "sehr erfreulich", so Konjunkturexperte Jörg Hinze. "Die Krise ist aber erst überwunden, wenn wir wieder das Auftrags- und Produktionsniveau des Vorjahres erreicht haben", gibt er zu bedenken. "Doch bis dahin werden wohl noch mindestens drei Jahre vergehen."

Tatsächlich liegt das aktuelle Auftragsvolumen der Industrie im Juni 25,3 Prozent unter dem Stand des Vorjahres.

Entsprechend vorsichtig äußerte sich deshalb gestern auch der Bundeswirtschaftsminister. Der tiefe Einbruch lasse sich nicht schnell ausgleichen, auch der Arbeitsmarkt bleibe eine Hypothek, sagte Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU): "Insgesamt gibt es noch keinen Anlass zur Entwarnung, wohl aber Grund zur Zuversicht, dass wir die Krise mit unternehmerischer Initiative, internationaler Zusammenarbeit und staatlicher Unterstützung gemeinsam meistern werden."

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