Die Wirtschaftskrise schlägt voll auf den Hamburger Schleifwerkzeughersteller Hermes Schleifmittel mit weltweit 1300 Mitarbeitern durch.

Hamburg. Obwohl es dem Unternehmen gelang, seine Anteile in einem weltweit schrumpfenden Markt zu erhöhen, wird Hermes Schleifmittel am Standort Hamburg 240 von bislang 475 Stellen vorwiegend in der Produktion streichen. "Mit diesem Sanierungsplan wollen wir das Unternehmen stärken und sichern. Zudem wollen wir auch weiterhin in Lurup, wo Hermes Schleifmittel 1927 gegründet wurde, aktiv sein", sagte der neue Geschäftsführer Peter Matthews dem Abendblatt. Die Umsatzerlöse dürften in diesem Jahr um rund ein Drittel auf gut 100 Millionen Euro einbrechen. Ein Grund ist die mit 70 Prozent hohe Exportabhängigkeit.

Dem Sanierungsplan, der unter anderem einen teilweisen oder kompletten Verkauf und die mögliche Rückmietung des 49 000 Quadratmeter großen Hermes-Grundstücks an der Luruper Hauptstraße vorsieht, hätten die Banken und die Gesellschafter (Familien aus Hamburg und Bremen) bereits zugestimmt. "Beide tragen unser Konzept mit", sagte Günter Becker, Mitglied des Beirats von Hermes. Damit sei eine wichtige Hürde genommen.

Vor allem die Produktion von technologisch weniger anspruchsvollen Artikeln soll in Hamburg eingestellt und teilweise ins kostengünstigere Ausland verlagert werden. "Viele unserer Wettbewerber arbeiten in Ländern mit geringeren Lohn- und Energiekosten", so Becker. Anspruchsvolle Produkte, wie etwa Fließschleifmittel, mit denen zum Beispiel hochwertige Autolacke oder Sanitärarmaturen bearbeitet werden, sollen weiter in der Hansestadt produziert werden. Auch Bereiche wie die Forschung und Entwicklung sowie die Unternehmenszentrale verbleiben in Lurup. "Hamburg ist und bleibt das Herz der Gruppe", so Becker.

"Es gibt seit 2008 einen Sozialplan"

Matthews und Becker wollen nun mit dem Betriebsrat einen Sozialplan aushandeln. Doch Betriebsratschef Ingo Meier sieht keine Notwendigkeit dazu. "Wir haben bereits einen Sozialplan", sagte er dem Abendblatt. "Einen Sozialplan gibt es schon seit 2008, doch diesen wollen die Arbeitgeber nun nicht mehr akzeptieren", konkretisiert Wolfgang Dirnagl von der Gewerkschaft IG BCE. Dirnagl spricht von Managementfehlern in der Vergangenheit.

Er räumt wegen der desolaten Konjunkturlage zwar die wirtschaftliche Notwendigkeit zum Abbau von etwa 80 Stellen ein, aber nicht von 240. "Die Grundfertigung sollte in Hamburg bleiben. Wenn die Konjunktur wieder anspringt, wird diese Produktion wieder benötigt", sagte er.

Die Geschäftsführung hält dagegen, dass die weltweite Konkurrenz mit niedrigeren Kosten arbeite. Nur bei Produkten mit anspruchsvoller Technologie ließen sich höhere Preise am Weltmarkt durchsetzen, die eine kostspielige Produktion in Deutschland rechtfertigten. Die Gewerkschaft will nun laut Dirnagl wegen der Pläne von Hermes Schleifmittel die Einigungsstelle unter Vorsitz von Helmut Nause, Präsident des Landesarbeitsgerichts in Hamburg, anrufen.