Lacroix ist bereits pleite, Escada steht vor dem Aus. Auch Hamburger Händler spüren die Kaufzurückhaltung der Reichen. Nur Juweliere profitieren.

Hamburg. Es muss nicht immer ein Montblanc-Füller sein - wenn betuchte Kunden in den gehobenen Schreibwarenläden der Firma Schacht & Westerich auftauchen, fragen sie immer häufiger nach günstigen Schreibgeräten. "Statt eines Meisterstücks für mehrere Hundert Euro tut es nun auch ein anderer Füller, der deutlich billiger ist", sagt der Inhaber der Hamburger Kette, Thomas Rasehorn.

Beim Juwelier Becker am Gänsemarkt kaufen Hamburger Stammkunden zwar nach wie vor eine Rolex oder einen edlen Ring. Doch ausländische Besucher werden immer spärlicher. "Russen oder Japaner begrüßen wir jetzt kaum noch bei uns", sagt Chef Nicolaus Giercke.

Ob teure Schreibgeräte, Uhren, Schmuck oder Haute Couture - die globale Wirtschaftskrise hat nun endgültig auch die Luxusgüterbranche erreicht. Galten Marken wie Gucci bislang noch als Umsatzgaranten, so befindet sich die erfolgsverwöhnte Branche jetzt auf Talfahrt. Der Montblanc-Mutterkonzern Richemont beklagte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rückgang des operativen Gewinns von zwölf Prozent. Traditionsfirmen wie der Schweizer Uhrenhersteller Villemont meldeten Insolvenz an. Und selbst Ikonen der Juwelierzunft wie Tiffany in New York kämpfen mit drastischen Erlöseinbrüchen.

Weltweites Minus

Experten der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group sagen für die Luxusgüterbranche daher ein weltweites Minus von zehn bis 15 Prozent in diesem Jahr voraus. Und ein Ende des Abwärtstrends ist nicht in Sicht. "Wir erwarten frühestens in vier bis fünf Jahren wieder Umsätze auf Vorkrisenniveau", sagt Luxusexpertin Antonella Mei-Pochtler.

Der Hintergrund der Misere: Auch bei den Topverdienern sitze das Geld aufgrund wegfallender Boni und schrumpfender Aktienpakete nicht mehr so locker wie früher, so Mei-Pochtler. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Privatpersonen mit einem Vermögen von einer Million Dollar laut dem "Global Wealth Report" der Investmentbank Merrill Lynch um 14,9 Prozent. Die Zahl der besonders Vermögenden mit 30 Millionen Dollar oder mehr nahm um ein Viertel ab.

Besonders schwierig ist das Geschäft derzeit für die Hersteller von Luxusmode. Eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company geht für die Nobelmarken von einem Umsatzminus von 15 Prozent aus. Eine Entwicklung, die ohnehin angeschlagene Unternehmen die Existenz kosten kann. So kämpft derzeit das deutsche Luxuslabel Escada ums Überleben. Chef Bruno Sälzer müht sich redlich, jüngere, sportive Linien der leicht angestaubten Marke auszubauen und so neue Kunden zu gewinnen. Ob es ihm gelingt, ist völlig offen.

Juweliere profitieren

Auch im Ausland sieht die Lage bei einigen Firmen düster aus. Luxusschneider Roberto Cavalli hat Teile seines Konzerns an einen strategischen Investor verkaufen müssen. Und der Couturier Christian Lacroix musste gar Insolvenzantrag stellen. Für seine Roben mit Preisen von rund 80 000 Euro fanden sich zuletzt immer weniger Trägerinnen.

Doch nicht alle Luxusgüterriesen werden von der Krise in gleicher Weise getroffen. So steuert der weltgrößte Luxuskonzern LMVH mit einem Umsatzminus von vier Prozent im ersten Quartal dieses Jahres vergleichsweise glimpflich durch die schwierige Großwetterlage. Einen Grund dafür sehen die Experten der Boston Consulting Group in der Tatsache, dass der Konzern breit aufgestellt ist. LVMH deckt fast die gesamte Palette an Luxusprodukten ab, von Champagner (Moët & Chandon) über Parfüm (Dior) und Uhren (Tag Heuer) bis hin zur Mode (Louis Vuitton). Im ausbalancierten Portfolio glichen die Softluxuswaren wie Textilien und Accessoires das Angebot an Hardluxusprodukten wie Uhren und Schmuck aus, so Expertin Mei-Pochtler.

Bis zu einem gewissen Grad können zumindest die Juweliere von der derzeitigen Finanzkrise sogar profitieren. So hat Juwelier-Becker-Chef Giercke zwar mit dem Ausbleiben der ausländischen Klientel zu kämpfen. Doch die Hamburger Kundschaft setzt umso mehr auf teure Uhren oder Schmuckgegenstände. "Vielen erscheinen diese Stücke als Kapitalanlage sicherer als Aktien oder andere Wertpapiere."