Der Norderstedter Anlagenbauer Nordex plant, seine Zentrale nach Hamburg zu verlegen. Auch Siemens, Vattenfall und Repower bündeln ihre Aktivitäten an der Elbe.

Hamburg. Der Windstandort Hamburg erhält weiteren Auftrieb. Der Norderstedter Anlagenbauer Nordex plant, seine Zentrale von Schleswig-Holstein in die Hansestadt zu verlegen. Auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Ochsenzoll soll bis Ende kommenden Jahres ein Neubau für bis zu 600 Mitarbeiter entstehen.

"Wir brauchen Platz für die künftige Expansion unseres Unternehmens", sagte Nordex-Sprecher Ralf Peters dem Abendblatt. In Norderstedt sei man derzeit mit der Verwaltung über vier Häuser verteilt. "Das führt zu erheblichen Reibungsverlusten und Kommunikationsproblemen, die wir künftig vermeiden wollen."

Im Rahmen des Umzugs werde Nordex die Zahl der Mitarbeiter um rund 150 aufstocken, kündigte Peters an. Zudem biete der neue Standort die Möglichkeit für einen weiteren Bau mit nochmals 600 Beschäftigten. "Wenn sich die Geschäfte gut entwickeln, werden wir von dieser Möglichkeit Gebrauch machen", kündigte der Sprecher an. Insgesamt beschäftigt Nordex rund 2150 Mitarbeiter, die Produktion der Windräder ist in Rostock angesiedelt.

"Banken sind vorsichtig geworden"

Wie die gesamte Windbranche befindet sich Nordex derzeit wegen der Finanzkrise in einer Wachstumsdelle. Nach einem Umsatzsprung von 52 Prozent im vergangenen Jahr wird sich das Unternehmen für 2009 voraussichtlich mit einem Plus von zehn Prozent auf 1,2 Milliarden Euro begnügen müssen. "Die Banken sind sehr vorsichtig geworden bei der Finanzierung neuer Projekte", so Peters. "Doch schon im kommenden Jahr rechnen wir wieder mit einem deutlich besseren Geschäft."

Vor allem der Bau von Windparks in den USA und in China werde stark anziehen. Dafür wolle man durch den Bau der neuen Zentrale gewappnet sein. Das börsennotierte Unternehmen erwirtschaftet rund 95 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Der Schwerpunkt liegt bislang auf der Errichtung von Anlagen in Großbritannien, in Frankreich und in Italien.

Trotz der derzeitigen Wachstumsschwäche gilt die Windbranche nach wie vor als einer der größten Jobmotoren in Deutschland. Nach Schätzung des Bundesverbands Windenergie (BWE) hängen bislang rund 100 000 Arbeitsplätze direkt und indirekt von der noch jungen Industrie ab, die den Löwenanteil ihrer Erlöse im Ausland erwirtschaftet. 250 000 Arbeitsplätze könnten es nach Verbandsangaben bis zum Jahr 2020 sein.

Kritik an Förderung

In Hamburg und Schleswig-Holstein liegt die Zahl der Beschäftigten in der Branche derzeit nach Angaben des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) bei rund 10 000 - Tendenz steigend. Neben dem Windanlagenbauer Repower hatten zuletzt auch der Siemens-Konzern und der Energieriese Vattenfall Europe ihre Windkraftzentralen in der Hansestadt angesiedelt.

Siemens steuert unter anderem die Planung und Verkauf seiner europäischen Windparks von Hamburg aus. Zudem will der Konzern das wachstumsstarke Geschäft mit Windparks auf hoher See ausbauen. 70 neue Arbeitsplätze sind dafür entstanden. Die Ansiedlung von Nordex zeige, "dass sich Hamburg in jüngster Zeit immer mehr zur Metropole der Windturbinenhersteller entwickelt", sagte Wirtschaftssenator Axel Gedaschko.

Nach Einschätzung des BWE könnte die Hansestadt allerdings noch deutlich mehr als bislang tun, um die Ansiedlung von Windfirmen zu fördern. "Hamburg hat sich bislang industriepolitisch nicht so stark für die Windenergie ins Zeug gelegt", sagt Verbandssprecher Ulf Gerder dem Abendblatt. Bremerhaven, Rostock und Husum hätten zurzeit die Nase vorn.

Hamburgs Handelskammer-Präses Frank Horch hatte zuletzt von der Chance gesprochen, durch den Zuzug von Windfirmen ein "Spitzencluster für Erneuerbare Energien" in der Hansestadt zu schaffen. Dafür müsse die Politik aber die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, mahnte Horch an.