Der größte amerikanische Automobilhersteller General Motors wird verstaatlicht, das Traditionsunternehmen Opel bekommt von Bund und Ländern Kredite sowie Bürgschaften in Höhe von voraussichtlich 4,5 Milliarden Euro.

Vor einem Jahr, als die rund um den Globus zum Dogma erhobenen marktradikalen Thesen der neoliberalen Schule sogar Einzug in die Gehirne sozialdemokratischer Spitzenpolitiker gehalten hatten, wären beide Entscheidungen undenkbar gewesen. Der freie Markt war zum alleinigen Heilsbringer ausgerufen worden, staatliche Lenkung galt als Teufelszeug. Dann kam die Krise und alles anders als vorausgesagt. Und nun?

Die Menschen suchen Halt, hoffen auf den Staat als Retter. Und die Regierungen fühlen sich wohl in dieser Rolle - vor allem wenige Monate vor wichtigen Wahlen wie in Deutschland. Da werden die wahren Gründe für den tiefen Fall Opels nicht so genau analysiert. Denn mit der Finanzmarktkrise - und den Auswüchsen allzu liberaler Marktthesen - hat die Fast-Pleite der Rüsselsheimer nur am Rande zu tun. Falsche Modelle, katastrophale Managementfehler und Überkapazitäten auf dem weltweiten Automarkt haben Opel so schwer zugesetzt. Und der Staat hilft dennoch.

Denn den Stempel mit dem bösen Wort "Insolvenz" wollte die Regierung Opel nicht aufdrücken. Weil es zu sehr nach Pleite, Aus, Ende klingt. Dabei hätte die Insolvenz durchaus der Beginn für einen Neuanfang sein können. Dafür ist es nun zu spät. Jetzt hilft nur noch Hoffen: dass das riskante Spiel bei Opel sich nicht als Milliardengrab für den Steuerzahler herausstellt. Und dass die Schlange der Opel-Nachahmer nicht allzu lang wird. Denn wer einmal Ja sagt, kann beim nächsten Mal kaum Nein sagen. Das ist nicht nur bei ungezogenen Kindern so, sondern gilt auch für Unternehmen in Schieflage.