Das Abendblatt sprach mit dem Branchenexperten Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft in Nürtingen, über die neuen Entwicklungen.

Abendblatt:

Porsche hat die Hoffnung auf einen Milliardenkredit von der KfW aufgegeben. Was bedeutet dies für den Konzern?

Willi Diez:

Damit nimmt der Druck auf Porsche zu, denn es dürfte sehr schwierig sein, Geld von anderen Banken zu bekommen. Die KfW ist ja nicht die erste Adresse, bei der man anfragt. Für Porsche bedeutet es aber auch, dass nun ein Einstieg des Emirats Katar noch wichtiger wird.

Abendblatt:

Bis zu einer Einigung mit Katar dürfte aber noch einige Zeit vergehen, auch weil erst noch eine Hauptversammlung zustimmen müsste. Käme das Geld der Araber überhaupt noch rechtzeitig?

Diez:

Es scheint um den Preis zu gehen und vor dem Hintergrund der aktuellen Krise sind solche Bewertungen außerordentlich schwierig. In dem Moment, in dem es eine verbindliche Erklärung von Katar gibt, dass man einsteigen wird, würde Porsches Kreditwürdigkeit aber deutlich steigen, auch wenn noch kein Geld geflossen ist.

Abendblatt:

Läuft nicht alles darauf hinaus, dass VW am Ende doch die Macht über Porsche übernimmt?

Diez:

Volkswagen ist inzwischen ganz klar in der stärkeren Position. In der Konstellation, wie sie sich jetzt abzeichnet, würde die Führung des künftigen Gesamtkonzerns bei VW liegen.

Abendblatt:

Wie sehen Sie die Interessenlage von Ferdinand Piëch, der zugleich VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Anteilseigner ist?

Diez:

Piëch hat aus meiner Sicht ein großes strategisches Ziel: Er möchte mit VW der größte Automobilhersteller der Welt werden. Offenbar ist er bereit, diesem Ziel auch seine persönlichen Vermögensinteressen unterzuordnen. (v.m.)