Die hohe Abhängigkeit vom Export macht der Hansestadt zu schaffen - so bricht die Wirtschaft in Hamburg einer HWWI-Studie zufolge noch stärker ein als im Rest von Deutschland.

Hamburg. Über viele Jahre war Hamburg die Gewinnerin der Globalisierung. Der auf Hochtouren laufende Exportmotor bescherte dem Hafen einen Umschlagrekord nach dem nächsten. Das Wachstum der Hamburger Wirtschaft fiel stets höher aus als im Bundesschnitt. Doch nun bekommt die Hansestadt die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise mit voller Wucht zu spüren. Die hohe Exportabhängigkeit erweist sich zumindest in diesem Jahr nicht länger als Segen, sondern als Fluch. Nach einer Studie des renommierten Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), die dem Abendblatt vorliegt, wird das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2009 um satte sieben Prozent einbrechen. Zum Vergleich: Für ganz Deutschland sagen die Wissenschaftler einen Rückgang von "nur" 5,8 Prozent voraus. "Hamburgs große Exportabhängigkeit stellt sich nun als Problem dar", sagt HWWI-Konjunkturchef Michael Bräuninger dem Abendblatt.

Vor allem die Industrie an der Elbe leidet unter dem weltweiten Nachfragerückgang nach Produkten "made in Germany". So wird die Wirtschaftsleistung im produzierenden Gewerbe nach HWWI-Berechnungen um 8,5 Prozent und im verarbeitenden Gewerbe sogar um 9,5 Prozent einbrechen. Vergleichsweise gut kommt noch der Bausektor davon. Hier dürfte der Rückgang bei 2,5 Prozent liegen. "Die Baubranche profitiert von den staatlichen Konjunkturspritzen", sagt Bräuninger zur Begründung.

Auch über dem Hamburger Arbeitsmarkt ziehen dunkle Wolken auf. Zwar will sich das HWWI nicht auf eine konkrete Prognose der Arbeitslosenzahl festlegen, allerdings sind sich die Wissenschaftler sicher, dass es "vermehrt zu Entlassungen" kommen wird. Der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Rolf Steil, hatte bereits Ende des vergangenen Jahres in einem Abendblatt-Interview für 2009 in der Spitze 100 000 Arbeitslose vorausgesagt. Aktuell liegt die Zahl bei rund 79 000. Das HWWI setzt auf eine Wende zum Besseren im kommenden Jahr. "Sobald die weltweite Konjunktur wieder anspringt, dürfte Hamburg davon überproportional profitieren", sagt Bräuninger. So könnte sich nach Meinung des Wirtschaftsinstituts 2010 "allmählich wieder eine Aufwärtstendenz herausbilden". An mehr als ein "Nullwachstum" glauben die Wissenschaftler aber nicht. Positive Effekte für den Arbeitsmarkt sehen sie frühestens Ende 2010.

Wie unsicher die Experten bei ihrer Prognose selbst sind, lässt sich an der Schlusspassage der 16-seitigen Studie ablesen. Dort wird explizit darauf hingewiesen, dass die "Rezession der Weltwirtschaft und die Talfahrt des Welthandels noch tiefer ausfallen und sich noch länger hinziehen könnten als unterstellt". Die wenig erbauliche Schlussfolgerung des HWWI: "Das hätte natürlich auch für die Hamburger Wirtschaft Konsequenzen."