Aktienkurs schießt zeitweise um 80 Prozent in die Höhe. Vorstand will Geschäft in der Hansestadt ausbauen.

Hamburg. Vor gut einem Jahr erregte Warren Buffett, die Investorenlegende aus Omaha im Mittleren Westen der USA, erhebliches Aufsehen mit der Ankündigung, er sei an deutschen Mittelständlern interessiert. Nun hat er einen ersten Schritt getan: Eine bisher fast nur in Fachkreisen bekannte Hamburger Firma überrascht mit der Nachricht, sie zähle ab sofort - wenigstens teilweise - zum viele Milliarden schweren Beteiligungsportfolio des zweitreichsten Mannes der Welt. Bei der Kromi Logistik AG aus Langenhorn ist die israelische IMC Group, die zu 80 Prozent der Buffett-Investmentfirma Berkshire Hathaway gehört, mit 9,09 Prozent eingestiegen.

"Es freut uns, dass wir nun ein kleiner Teil dieser Firmengruppe sein dürfen", sagte Kromi-Vorstandsmitglied Uwe Pfeiffer dem Abendblatt. Die bisherigen Aktionäre des börsennotierten Mittelständlers dürften sich ebenfalls freuen: Der Kurs des Kromi-Papiers schoss aufgrund der Neuigkeiten gestern zeitweise um mehr als 80 Prozent in die Höhe.

Mit Buffett selbst hatten die Hamburger Vorstände allerdings keinen Kontakt. "Uns verbindet aber eine langjährige Geschäftsverbindung mit IMC", erklärte Pfeiffer: IMC stellt Werkzeuge wie etwa Bohrer für den Einsatz in Maschinen her und ist der weltweit zweitgrößte Anbieter dafür, Kromi ist ein Handelshaus für solche Werkzeuge und beliefert die verarbeitende Industrie damit. Airbus gehört ebenso zu den 55 Kunden wie einige Automobilzulieferer.

"Wir sorgen dafür, dass immer das richtige Werkzeug am richtigen Platz ist", so Pfeiffer. Für diese Dienstleistung besteht offenbar ein erheblicher Bedarf: Nach Angaben des Maschinenbauerverbands VDMA stehen 15 Prozent aller Produktionsvorgänge still, weil Werkzeuge fehlen, die vielleicht nur ein paar Euro kosten.

Mit 92 Beschäftigten, davon rund 40 in Hamburg, erwirtschaftete Kromi im zurückliegenden Geschäftsjahr (zum 30. Juni 2008) bei einem Umsatz von 40 Millionen Euro (plus 25 Prozent) einen Gewinn vor Steuern von 3,5 Millionen Euro (plus 43 Prozent). Auch in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs blieb das Unternehmen in den schwarzen Zahlen.

Weil der IMC-Einstieg über eine Kapitalerhöhung erfolgt, fließen Kromi daraus rund 3,75 Millionen Euro zu. Der Vorstand hat schon Pläne, was mit dem Geld geschehen soll: IMC ist bislang selbst im sogenannten Werkzeugmanagement tätig, will dieses Geschäft aber künftig nach und nach an Kromi abgeben und sich auf die Produktion konzentrieren. "Das bedeutet für uns neue Kunden und neue Märkte", sagte Pfeiffer. "Es gibt noch viele weiße Flecken auf der Landkarte." Bisher sind die Hamburger in mehreren europäischen Ländern und in Brasilien mit Standorten vertreten.

Zwar hat die Wirtschaftskrise die Expansion von Kromi gebremst, Pfeiffer sieht die Krise aber auch als Chance: "Wir sind genau der richtige Partner, wenn bei der Industrie Einsparungen gefragt sind." Das sah man im Buffett-Lager offenbar genauso: IMC zahlte für die neuen Aktien zehn Euro pro Stück, während sich der Kromi-Börsenkurs zuvor bei rund sechs Euro bewegte. "Dies ist für mich die Bestätigung, dass unser Geschäftsmodell eine gute Zukunft hat", so Pfeiffer. Er ist sicher, dass der Einstieg der Berkshire-Tochter den Willen zu einer langfristigen Zusammenarbeit unterstreicht.

Für die Langfristigkeit seiner Investments ist Warren Buffett berühmt. Zum Portfolio von Berkshire Hathaway gehören unter anderem der Bekleidungshersteller Fruit of the Loom und der Geschäftsreisejetbetreiber NetJets. Zudem hält Buffett Aktienpakete von Coca-Cola und dem Finanzdienstleister American Express. Zuletzt investierte er stärker im Ausland, auch um sich gegen einen sinkenden Dollar-Kurs abzusichern.