Karl-Gerhard Eick ist um seine Rolle nicht zu beneiden. Der Arcandor-Chef sitzt im Fernsehstudio bei Johannes B. Kerner. Und das nicht allein: Die alleinerziehende Mutter Melanie Busch, Kassiererin bei Karstadt, ist auch zu Gast.

Hamburg. Rechts neben ihm hat man Melanie Busch platziert. Seit zehn Jahren Kassiererin bei Karstadt. Alleinerziehend. Zwillinge. Der Ex-Mann zahlt keinen Unterhalt. Und auf die erste Frage von Kerner antwortet sie: "Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll." Kerner will wissen, ob sie Angst habe um ihren Job. Ob es bei ihren Kollegen derzeit noch andere Themen gebe als die Insolvenz, als den drohenden Verlust von mehr als 40 000 Stellen. "Natürlich nicht", sagt Melanie Busch. Und sie habe das Gefühl, dass die Politik Karstadt nur deshalb nicht helfe, weil es bei dem Traditionskaufhaus vor allem um Frauen-Jobs gehe. Im Gegensatz zu Opel. Kerner findet die These gewagt, Arcandor-Chef Eick schaut interessiert.

Er guckt nicht traurig, eher verschmitzt. Die kleinen Fältchen unter seinen wachen Augen und die hochgezogenen Mundwinkel geben ihm etwas Nettes. Dann und wann denkt man, diese Mimik ist der Situation nicht angemessen. Aber Eicks Ausstrahlung macht Mut. Als er dann sagt, er wolle nicht zurückblicken und habe im März den Job als Arcandor-Chef wegen der "tollen Mitarbeiter" angenommen, bekommt man den Eindruck: Der Mann ist genau der richtige Chef für Melanie Busch und ihre Kolleginnen.

Doch neben Melanie Busch muss sich Eick auch mit Michel Friedman auseinandersetzen. Der Journalist übernimmt die Rolle des Populisten. Er sagt das, was die meisten im Studio denken. Dass die Arcandor-Miteigentümerin Madeleine Schickedanz kein Geld mehr nachschießen wollte, findet er unmöglich. Schließlich müsse ein Hartz-IV-Empfänger sogar seine Zwei-Zimmer-Wohnung aufgeben, um weiter Unterstützung vom Staat zu bekommen. Das Publikum applaudiert. Eick hört zu, bleibt scheinbar freundlich. Nun redet sich der Talkshow-erprobte Trigema-Chef Wolfgang Grub in Fahrt. Er habe noch nie jemanden entlassen. Karstadt sei dem Größenwahn verfallen und Eicks Vorgänger Middelhoff verantwortungslos. "Ich möchte über meinen Vorgänger nicht richten", sagt Eick.

Dann lässt Marija Linnhoff, die ein Reisebüro betreibt und eng mit der Arcandor-Tochter Thomas Cook zusammenarbeitet, Dampf ab. Sie übernehme im Gegensatz zu den Arcandor-Chefs die volle Verantwortung für ihre Beschäftigten. Wenn sie Gehälter wegen der schlechten Lage kürzen müsse, stecke sie ihren Angestellten schon mal zehn Euro für den Bäcker zu. Das würde Herr Eick nicht machen. Jetzt fallen die Mundwinkel des Arcandor-Chefs nach unten. "Woher wollen Sie das wissen?", fragt er schroff. Das Freundliche in Eicks Gesicht ist nun verschwunden. Einen Keil treiben zwischen ihn und seine Mitarbeiter? Das lässt er nicht zu. Wo Frau Busch in fünf Jahren arbeite, will Kerner am Ende der Sendung wissen. "Ich hoffe, bei Karstadt", sagt Eick.