Hamburg/Berlin

mw/kam

Während beim größten Autobauer der Welt, General Motors (GM), langsam die Lichter ausgehen, hat die Bundesregierung gestern in Berlin die Weichen für eine eigenständige Zukunft der GM-Tochter Opel gestellt. Der angeschlagene Autobauer soll offenbar zunächst mit einer über die Bundesregierung bereitgestellten Finanzierung am Leben erhalten werden. Auf diese Weise bliebe mehr Zeit für Verhandlungen mit den vier interessierten Investoren. Mit einem Treuhandmodell könne zudem sichergestellt werden, dass die Muttergesellschaft General Motors (GM) keine Entscheidungen bei Opel ohne Zustimmung der Bundesregierung treffen kann.

Zuvor hatte der ums Überleben kämpfende GM-Konzern die europäischen Werke, die Patente und den Zugriff auf Technologien auf die deutsche Tochter übertragen, teilte Opel gestern in Rüsselsheim mit. Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) sprach von einer hilfreichen Entscheidung. Damit sei ein wesentlicher Schritt zur Rettung von Opel getan. In Thüringen steht das Opel-Werk in Eisenach.

Auch der Opel-Betriebsrat begrüßte das favorisierte Treuhandmodell. "Es sichert uns finanzielle Unabhängigkeit für den Fall der Insolvenz von General Motors" sagte der Opel-Betriebsratschef und stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende Klaus Franz dem Abendblatt. Es biete eine gute Grundlage und eröffne einen angemessenen Zeitrahmen, um einen soliden Vertrag mit einem potenziellen Investor schmieden zu können. "Schließlich dürften die Verhandlungen mit einem Investor über eine gemeinsame Autogruppe nicht weniger als vier bis sechs Monate dauern", sagte Franz.

Über eine Einigung auf einen Investor für Opel wurde von den Gesprächen zwischen Bund, den vier Ländern mit Opel-Standorten und den Interessenten gestern bis zum Redaktionsschluss noch nichts bekannt. Die besten Chancen für einen Einstieg bei Opel werden aber Fiat und Magna eingeräumt. Über die Aussichten des vierten chinesischen Opel-Interessenten BAIC herrschte gestern Uneinigkeit. Finanzminister Peer Steinbrück sagte, die erst am Dienstag eingereichte Offerte sei wohl zu spät gekommen. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg wollte eine Berücksichtigung des Konzepts dagegen nicht ausschließen.

Opel-Betriebsratschef Franz betrachtet den chinesischen Hersteller mit Skepsis. Der Autobauer habe "technologisch nichts zu bieten" und sei mit seinen Modellen bei den europäischen Crashtests durchgefallen. Trotzdem müsse man alle Konzepte prüfen. Er habe mit dem chinesischen Investor bisher nur kurz telefoniert und praktisch noch keine Informationen über die Pläne des Daimler-Partners BAIC.

Ungeachtet der für Opel positiven Nachrichten über die Übertragung der Patentrechte schloss Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vor dem Gipfeltreffen ein Scheitern noch nicht aus. Die vorgelegten Konzepte der Opel-Interessenten seien nach wie vor unzureichend, sagte er. Auch müssten noch "Schlüsselfragen" mit der US-Regierung und GM zum geplanten Treuhandmodell für Opel beantwortet werden. "Wir brauchen dringend diese Einigung mit der US-Seite." Sollte es diese nicht geben und besserten die Interessenten ihre Konzepte nicht nach, seien alle Optionen für Opel offen, "inklusive einer Planinsolvenz".

Wie Sprecher Steg sagte, "hakt" es beim Treuhandmodell bei der US-Regierung. Das Herauslösen aller europäischen Teile bedeutet zwar eine rechtliche Trennung und war immer Voraussetzung für das Treuhandmodell. Hauptanteilseigner von Opel bleibt zunächst jedoch weiter GM.