Momentan fallen die Preise zwar, die Angst vor Inflation bleibt trotzdem: Rekordschulden und Geldentwertung bedrohen das Vermögen deutscher Sparer. Was Experten jetzt gegen den Wertverfall empfehlen.

Hamburg. Die Preise fallen: Im April lag die Inflationsrate bei 0,7 Prozent. "Wir rechnen damit, dass dieser Wert in den nächsten Monaten weiter sinken und vorübergehend unter die Nulllinie absinken wird", sagt Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. Fallende, statt steigende Preise als Folge der Finanzkrise. Doch damit könnte schon bald Schluss sein.

Viele Ökonomen und Bürger fürchten bereits ein Umschlagen der Entwicklung: die Inflation - und damit die schleichende Entwertung ihres Geldes. 42 Prozent der Deutschen sehen nach einer Infratest-Umfrage in der Inflation das größte Problem. Gestützt werden diese Einschätzungen von Experten wie dem Chef des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Thomas Straubhaar. Für die Zeit nach 2010 rechnet er mit einer Geldentwertung zwischen fünf und zehn Prozent pro Jahr. "Noch nie haben Staaten und Zentralbanken so viel Geld in die Hand genommen, um Banken und Konjunktur zu stützen." Die Folge: eine explodierende Staatsverschuldung. Die US-Regierung nimmt dafür in diesem Jahr ein Budgetdefizit von knapp zwei Billionen Dollar in Kauf, was rund zwölf Prozent der US-Wirtschaftsleistung entspricht. Das deutsche Staatsdefizit wird 30 Milliarden Euro erreichen. "Wenn es den Notenbanken nicht gelingt, das Geld wieder rechtzeitig einzusammeln, droht eine Inflation", sagt Straubhaar.

Anleger müssen sich fragen, ob sie für eine solche Entwicklung gerüstet sind. Denn im Zuge der Finanzkrise haben viele ihr Geld auf Bankkonten umgeschichtet und aus Sachwerten abgezogen. "Doch gerade bei drohender Inflation bieten auch Sachwerte eine Absicherung", sagt Straubhaar.

Aktien

Diese Papiere werden im Moment am meisten gemieden, doch "Aktien sind Sachwerte und bieten Schutz vor inflationären Entwicklungen", sagt HWWI-Experte Michael Bräuninger. Erfolgreiche Unternehmen können leicht Kostensteigerungen an die Kunden weitergeben. Als gute Basis gelten vor allem Aktien, die nicht so stark von der Konjunktur abhängig sind. Dazu zählen etwa der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé oder der US-Energiekonzern Exxon, der von steigenden Ölpreisen profitiert. Auch die Hamburger Optikerkette Fielmann gilt als Aktieninflationsgewinner. Trotz Wirtschaftskrise rechnen die Analysten mit einem Gewinnanstieg. Allerdings sollten Anleger bedenken, dass die Erholung am Aktienmarkt schon weit fortgeschritten ist. Für einen Einstieg bietet sich der nächste Rückschlag an.

Immobilien

Bei galoppierenden Preisen verliert eine Immobilie nicht ihren Wert, weil die Inflation auch Mieten und Hauspreise in die Höhe treibt. Bei einem direkten Investment etwa zur Vermietung zählt vor allem Lage, Lage und Lage. Denn in ländlichen Regionen, fallen die Preise. Hamburg profitiert dagegen von steigenden Bevölkerungszahlen und einem knappen Angebot an Wohnungen. Mit kleineren Beträgen können sich Anleger an offenen Immobilienfonds beteiligen, die in Bürogebäude und Einkaufszentren investieren. Bei diesen Gebäuden sind Mietzahlungen an die Inflation gekoppelt. Mit der Schließung einiger Fonds wurde allerdings Vertrauen verspielt. Anleger können bei diesen Produkten ihre Anteile vorübergehend nicht zurückgeben. Nicht davon betroffen sind u. a. der Grundbesitz Europa und der UniImmo Europa.

Gold

Das Edelmetall gilt als klassischer Inflationsschutz. Experten raten zu einem Anteil von fünf bis zehn Prozent am Vermögen. Neben Münzen und Barren im Tresor können sich Anleger an Fonds wie Xetra-Gold beteiligen, die den Goldpreis abbilden und das Edelmetall auch erwerben. Mit gut 900 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) markiert der Preis ein hohes Niveau. Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg rechnet damit, "dass der Preis noch einmal auf 800 Dollar fällt". Je besser die Konjunkturaussichten, desto ungünstiger die Chancen für Gold.

Anleihen

Inflationsgeschützte Anleihen sichern den Erhalt der Kaufkraft, indem Zins und Rückzahlung an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. So gibt es eine bis 2016 laufende inflationsgeschützte Bundesanleihe. "Der Kupon beträgt 1,5 Prozent", sagt Andreas Beck vom Institut vom Vermögensaufbau. "Zu jedem Zinszahlungstermin erhöht sich der Zins um einen bestimmten Faktor - abhängig von der Inflation." Das gilt zum Laufzeitende auch für das Nominalkapital. "Aber bleibt die Inflation aus, fährt man mit einer normalen Bundesanleihe besser", sagt Beck. Um mehrere inflationsgeschützte Anleihen zu erwerben, bietet sich ein Fonds wie der db x-trackers Euro Inflation-Linked an. "Nie war es wichtiger, sich so breit wie möglich bei der Geldanlage aufzustellen", rät Beck. Denn, ob die Inflation kommt, ist noch nicht für jeden Experten klar. "So lange es keinen kräftigen Aufschwung gibt, sehe ich auch keine Inflationsgefahr", sagt Jochen Intelmann von der Hamburger Sparkasse.