Bundesbank hat die Verluste pro Haushalt berechnet. Bürger horten aus Angst immer mehr Bargeld zu Hause.

Hamburg

Die internationale Finanzmarktkrise hat die Bundesbürger voll erwischt. "Im Schnitt hat im vergangenen Jahr jeder Privathaushalt 4000 Euro seines Finanzvermögens verloren", sagte gestern ein Volkswirt der Deutschen Bundesbank.

Die Verluste wären noch höher ausgefallen, wenn die Bürger nach Pleiten wie der des US-Bankhauses Lehman nicht schnell reagiert und ihre Anlagepolitik radikal verändert hätten. Seit Monaten bereits stoßen sie aus Furcht vor weiteren massiven Verlusten vermeintlich riskante Anlagen wie Wertpapiere ab.

Allein im vierten Quartal 2008 zogen die Haushalte laut Bundesbank 32,2 Milliarden Euro aus ihrem Aktienvermögen ab, dazu noch 23 Milliarden aus Geldmarktpapieren und Rentenwerten und 17 Milliarden Euro aus Investmentfonds und Zertifikaten. Gleichzeitig schichteten sie 70,4 Milliarden Euro in Bankeinlagen wie Sparkonten und Festgeld um, nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) garantiert hatte, dass diese Anlagen sicher seien. Im vierten Quartal kletterte die Sparquote auf 11,8 Prozent und war damit so hoch wie zuletzt 1993.

Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten 2008, als die Krise von vielen noch nicht wahrgenommen wurde, hatten die deutschen Haushalte zusammen nur 28,5 Milliarden Euro in die renditeschwächeren Bankeinlagen gesteckt und dafür mehr Geld an der Börse investiert.

Nicht nur die Bankeinlagen nahmen zu. Die Deutschen horten zu Hause auch mehr Bargeld. Im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2008 schnellte der Bargeldbestand um das Dreifache hoch auf 16,7 Milliarden Euro am Jahresende. Dies bedeutet: Jeder Bürger - vom Kind bis zum Rentner - hat statistisch 203 Euro bar bei sich zu Hause.

Eine gegenläufige Entwicklung gibt es bei den Immobilienpreisen. Ihr Wert stieg vor allem in den guten Lagen. Die Folge: Rechnet man das große Minus beim Finanzvermögen und die Gewinne beim Immobilienvermögen zusammen, so haben die Deutschen im vergangenen Jahr durchschnittlich 2000 Euro eingebüßt. Das Vermögen pro Haushalt beträgt jetzt 206 000 Euro.

In die Berechnung der Bundesbank gehen alle Haushalte ein - vom Milliardär bis zum Arbeitslosen.