Fiat als Investor für Opel umstritten. Betriebsrat fordert klares Konzept. Geld reicht noch für einige Monate.

Hamburg. Der ums Überleben kämpfende US-Autobauer General Motors (GM) will den Staat zu seinem Mehrheitseigentümer machen. Im Gegenzug für einen Großteil der Regierungskredite soll der Staat als größter Gläubiger mindestens 50 Prozent der Anteile an GM bekommen, gab die Opel-Konzernmutter gestern bekannt. GM hat bisher bereits 15,4 Milliarden Dollar staatliche Unterstützung erhalten und benötigt weitere 14,6 Milliarden Dollar.

GM kündigte in seiner Not zudem noch drastischere Kürzungen an als bisher bekannt. Der Autobauer plant für die USA den Abbau von 21 000 Stellen und weitere Werksschließungen. Zudem soll die über 80 Jahre alte Sportwagenmarke Pontiac aufgegeben werden.

Um die Zukunft der deutschen Tochter Opel abzusichern, ist der angeschlagene Konzern mit mehreren Investoren in Kontakt. Die Gespräche würden mindestens noch in die erste Maihälfte hinein andauern, sagte GM-Chef Fritz Henderson. Namen möglicher Käufer nannte er nicht. Als Interessenten gelten unter anderem der italienische Autobauer Fiat und der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna. "Wir haben derzeit sechs potenzielle Käufer", sagte Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel nach der gestrigen Aufsichtsratssitzung dem Abendblatt.

GM plant aber keinen Komplettausstieg aus dem Europa-Geschäft. "Wir werden uns nicht aus Europa verabschieden, wir werden nur andere Strukturen haben", sagte Henderson.

Auf Skepsis stößt nach wie vor Fiat als Investor für Opel. Nach massiven Bedenken gegen ihre Pläne sollen die Italiener den Erhalt aller vier Opel-Produktionsstandorte in Deutschland garantiert haben. Das bedeute jedoch nicht, dass auch die aktuellen Kapazitäten der Werke garantiert werden, zitiert "Spiegel Online" Insider. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte dazu: "Ich bestätige erst etwas, wenn ich das Konzept zu Opel vorliegen habe, das ich dieser Tage erwarte."

Der Opel-Betriebsrat hat ebenfalls große Zweifel an der angeblichen Garantie für die deutschen Standorte. "Wir verlangen dazu ein klares Konzept", sagte Rainer Einenkel. Wegen der großen Überschneidungen bei Modellen und Kunden warnte er vor massiven Stellenstreichungen.

Als beliebterer Kandidat für die Übernahme von Opel gilt der Autozulieferer Magna. Wirtschaftsminister Guttenberg will sich Anfang der Woche mit Magna-Vertretern treffen. Auch Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier soll sich in die Gespräche über einen Magna-Einstieg bei Opel eingeschaltet haben und halte den Zulieferer für eine interessante Option für Opel. Er habe mehrfach mit Magna-Europachef Siegfried Wolf und dem Magna-Aufsichtsrat und früheren österreichischen Bundeskanzler Franz Vranitzky geredet, schreibt die "Financial Times Deutschland". Auch der Opel-Betriebsrat könnte einem Einstieg von Magna Positives abgewinnen.

Die Opel-Händler haben sich derweil auch auf europäischer Ebene zur Unterstützung ihres Autobauers ausgesprochen. "Wir haben bereits in zehn Ländern eine Zustimmung zu den geplanten Finanzhilfen", sagte Kurt Kröger dem Abendblatt. Der Inhaber des Hamburger Autohauses Ernst Dello, des weltgrößten Opel-Einzelhändlers, hatte die Hilfen der Händler in Höhe von 300 bis 500 Millionen Euro für den Hersteller ins Gespräch gebracht.