Hamburger Abendblatt:

Bei General Motors in den USA sind heute mit Werksschließungen und dem Aus für die Traditionsmarke Pontiac wiederum neue, harte Einschnitte bekannt geworden. Wie lange hält die Tochter Opel noch durch?

Rainer Einenkel:

Wir haben dank der Abwrackprämie und durch den Erfolg des neuen Modells Insignia gute Absatzzahlen. Das Geld reicht jetzt doch noch einige Monate.

Abendblatt:

Schneidet Sie das Aus für weitere 16 Fabriken von General Motors nicht vom Nachschub an Teilen für den eigenen Fahrzeugbau ab?

Einenkel:

Nein, diese Verflechtungen gibt es mit den europäischen GM-Werken etwa von Vauxhall, aber kaum mit den amerikanischen Produktionsstätten.

Abendblatt:

Am Wochenende gab es etliche Meinungen, Vorgaben und Bedingungen an die Opel-Interessenten Fiat und Magna aus der Politik, aber auch von den Opel-Betriebsräten. Wird da nicht ein solches Interesse schnell zerredet?

Einenkel:

Es hat vonseiten der Politik schnell eine Liebeserklärung für Fiat gegeben. Ich erwarte aber, dass die Regierung nicht so voreilig ihre Zuneigung verteilt, zumal es noch gar kein Konzept von den Italienern gibt. Eigenartig ist auch die Rolle von Roland Berger, der auch für die Bundesregierung nach Investoren suchen soll. Er sitzt im Verwaltungsrat von Fiat. Man fragt sich dabei doch, was hier eigentlich wirklich abläuft.

Abendblatt:

Was sind denn ihre Forderungen an einen Investor?

Einenkel:

Wir verlangen von Fiat oder einem anderen Interessenten wie Magna ein klares, schlüssiges Konzept. Wer wird künftig was in welchen Werken mit welchen Beschäftigten produzieren? Und mit welchen Finanzmitteln?

Abendblatt:

Fiat ist auch bei der Rettung Chryslers in den USA engagiert. Eine Dreierbeziehung Fiat-Opel-Chrysler ist da nicht auszuschließen...

Einenkel:

Als bis vor vier Jahren GM und Fiat kooperierten, hatten sich bereits zwei Fußkranke zusammengetan. Mit Chrysler wäre eine solche Konstellation noch krasser, dann würden sich Pleitegeier zusammenschließen. Das bestärkt uns in unserer Forderung, mit Opel einen eigenen Weg zu gehen. (mw)