Der Streit um den Vorschlag von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die Mitarbeiter von Schlecker in Kitas zu beschäftigen, geht in eine neue Runde. Zunächst hatten sich Kritiker auf die Ministerin eingeschossen und bemängelt, die Erziehung von Kindern sei keinesfalls mit einer Schmalspurausbildung zu bewerkstelligen. Zudem beschädige ein solcher Vorschlag das Image der anspruchsvollen Bildungsaufgabe. Diese Vorwürfe beruhen aber offenbar auf einem Missverständnis.

Die Arbeitsministerin stellte am Wochenende klar, sie habe für eine klassische Erzieher-Ausbildung an Fachschulen werben wollen. Diese Aussage wird die Befürworter von gut qualifizierten Kita-Mitarbeiterinnen beruhigen, ist aber dennoch nicht durchdacht. Die Ausbildung dauert mehrere Jahre und wird nur für Frauen und Männer mit großem Interesse an dem Beruf attraktiv sein. Außerdem dürften die Verkäuferinnen bei Schlecker kaum die finanziellen Mittel haben, um sich eine solche Ausbildung leisten zu können. Und wie soll die Politik es begründen, wenn sie die Schlecker-Beschäftigten mit Steuergeldern in einer solchen Maßnahme unterstützt, andere Menschen ohne Arbeit aber nicht?

Wie wenig praxistauglich der Kita-Vorschlag ist, zeigt auch ein Blick auf die Altersstruktur bei Schlecker: Die meisten Verkäuferinnen haben die 40 Jahre lange überschritten und gelten damit für eine Ausbildung in der Regel als zu alt. Auch diese Überlegung zeigt, dass von der Leyen mit dem Kita-Vorschlag lediglich davon ablenken wollte, dass die Koalition sich nicht auf eine Transfergesellschaft für die Betroffenen hat einigen können.