Minimax aus Bad Oldesloe zählt zur Weltspitze bei der Feuerbekämpfung. Zu den Kunden gehören Unternehmen wie Airbus, Apple und VW.

Bad Oldesloe. Die Rolle als Feuerteufel füllt das Portemonnaie von Detlef Seidenschnur. "Ich arbeite jeden Tag als bezahlter Brandstifter", sagt der gelernte Rohrinstallateur. Mit brennender Fackel geht er zu einem Stapel Pappkartons und zündet sie an. Die Flamme frisst sich blitzschnell nach oben. 16 Sekunden dauert es, dann reagiert die Sprinkleranlage. Wasser schießt aus dem Rohrleitungssystem und löscht das Feuer in kurzer Zeit. Rauch entsteht kaum. Der Versuch ist gelungen, Seidenschnur zufrieden. Seit zehn Jahren zündet er dienstlich Autoreifen, Playmobil, Tiefkühlpizzen oder Deodorants an. Er ist Mitarbeiter im Forschungszentrum Brandschutz von Minimax, der deutschen Nummer eins bei der Feuerbekämpfung.

Mit 30 Prozent gibt die Firma aus Bad Oldesloe derzeit ihren Marktanteil in der Bundesrepublik an. "Alle Kunden, die wir einmal gewonnen haben, bleiben uns auch treu", sagt Vorstandschef Klaus Hofmann. Es ist die Grundlage für stetiges Wachstum. Der Umsatz hat sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre mehr als verdoppelt (siehe Grafik). 2011 erlöste die Gruppe, zu der seit 2009 auch noch die US-Firma Viking gehört, 995 Millionen Euro. "In diesem Jahr werden wir erneut um zehn Prozent wachsen und peilen 1,1 Milliarden Euro Umsatz an", sagt der 44 Jahre alte Hofmann, der seit 2002 auf dem Chefsessel sitzt. Ein Drittel nimmt Minimax über Wartungsverträge ein, 20 Prozent über die Modernisierung und die Reparatur von Anlagen und der Rest durch den Verkauf von Löschsystemen.

+++ Wurzeln in Hamburg, 50 Kräfte in Mümmelmannsberg +++

In Bad Oldesloe werden die einzelnen Komponenten gefertigt. "Pro Jahr stellen wir zwei Millionen Sprinklerköpfe her", sagt Andreas Rönpagel, Geschäftsbereichsleiter Produktion des Werks. Rund 250 verschiedene Varianten gibt es. Auf Kundenwunsch werden sie sogar per Hand lackiert. 57 bis 115 Liter Wasser strömen pro Minute aus ihnen heraus, wenn die Flüssigkeit im Sprinklerkopf zu heiß geworden ist und somit Alarm auslöst. Eine Pumpe peitscht das Wasser dann durch die Rohrleitungen. "Jedes Rohrsystem einer Löschanlage ist eine Einzelanfertigung", sagt Rönpagel. Dachluken, Lüftungsanlagen oder Gasleitungen machen die individuellen Lösungen erforderlich. 10 000 Rohre mit einer Länge zwischen 1,50 und zwölf Metern werden pro Jahr in dem Betrieb für den Einbau gefertigt.

Meist sieht man die Stormarner Technik gar nicht. Ob die Maschinenräume der Aida-Kreuzfahrtschiffe, die Autotürme von VW in Wolfsburg, Lackieranlagen beim Flugzeugbauer Airbus oder das Getty-Museum in Los Angeles - sie haben alle eins gemeinsam: die Löschanlage kommt von Minimax. "Aktuell entwickeln wir für den neuen Firmensitz von Apple das Brandschutzsystem", sagt Hofmann. Dem Computerkonzern ist das 40 Millionen Euro wert. Und wenn in der Dauerbaustelle Elbphilharmonie 2015 die ersten Töne erklingen sollten, kann der Funke zwar auf das Publikum überspringen - den Funkenflug im Brandfall soll aber das Löschsystem aus Bad Oldesloe stoppen.

Ob Europa, Indien oder USA - der Rat von den Minimax-Brandexperten ist im Ausland gefragt. "Der Mittlere Osten ist mit Abstand unser größter Exportmarkt", sagt Hofmann. Der Einstieg des angelsächsisch-arabischen Finanzinvestors Investcorp schaffte 2003 die Kontakte in die Region. Ein Zehntel der Einnahmen kämen mittlerweile aus den sieben Golfstaaten. Die Oldesloer liefern spezielle Löschsysteme für Entsalzungsanlagen, Kraftwerke und Ölförderanlagen. "Wir gehören weltweit zu den drei größten Herstellern von Brandschutzsystemen für Industrieanlagen", sagt Hofmann. Um die Produkte noch schneller in die Ferne zu liefern, wird derzeit ein neues Logistikzentrum in Lübeck-Genin gebaut. Fünf Millionen Euro kostet die 8200 Quadratmeter große Halle. Eine Investition, die angesichts eines dreistelligen Millionengewinns relativ leicht zu stemmen ist. "2011 haben wir eine Umsatzrendite von elf Prozent gehabt", sagt Hofmann.

Die Zeichen stehen im Unternehmen auch weiterhin auf Wachstum. "Wir suchen für ganz Deutschland 100 Wartungsmechaniker", sagt Hofmann, der Chef von mehr als 6000 Angestellten ist. Ein durchaus lukrativer Job sei das, versichert er: "Im Jahr können sie mit Wochenend-/ und Nachtzuschlägen durchaus 80 000 Euro verdienen." Und auch für Bad Oldesloe stellt Hofmann einen Ausbau des Standorts in Aussicht. Zusammen mit einem Partner forsche man derzeit an einer verbesserten Beschichtung der Rohre, um Rostbildung zu verlangsamen. Ist das Projekt erfolgreich, könnte die Fertigung in Stormarn erfolgen.

Im Gegenteil übrigens zu dem Produkt, das wohl die meisten Menschen mit der Firma verbinden: dem feuerroten Feuerlöscher. Der wird in Bad Urach hergestellt. Der Verkauf dieser Geräte spült mittlerweile aber nur noch rund sechs Prozent der Einnahmen in die Kassen. 46,50 Euro kostet die günstigste, mit Pulver gefüllte Version. Gegen Aufpreis erhält man ihn als dekoratives Element mit Chromgriff und bedruckter Folie. Und auch als Geldanlage ist er geeignet: Den Feuerlöscher gibt es verziert mit Blattgold. Der Preis schwankt mit dem Goldpreis. Derzeit kostet er rund 1300 Euro.