Im Jahr 2010 legte der Hamburger Versicherer um mehr als 15 Prozent zu. Rekord im Neugeschäft. Moderne Zentrale soll 2013 fertig sein.

Hamburg. Der Hamburger Versicherer HanseMerkur hat ehrgeizige Pläne: "Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Jahr 2017 die zweite Umsatzmilliarde erreichen", sagte der Vorstandsvorsitzende Fritz Horst Melsheimer. Dabei hat das Unternehmen gerade erst im vergangenen Jahr die erste Milliardenmarke übersprungen - allerdings mit einem beeindruckenden Satz: Die Beitragseinnahmen legten in der Gruppe um 15,7 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro zu, während die gesamte deutsche Versicherungsbranche im Jahr 2010 ein Plus von 4,3 Prozent erreichte.

Im ersten Quartal 2011 verzeichnete die HanseMerkur ein Wachstum von 14,4 Prozent. Auf dieser Basis erwartet Melsheimer für das gesamte Jahr eine Steigerung der Beitragseinnahmen um 8,3 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro. Auch damit dürften die Hamburger wieder in erheblichem Umfang Marktanteile gewinnen, denn der Branchenverband GDV rechnet nur mit einem leichten Zuwachs von 0,5 Prozent.

Mit einem Anstieg des Neugeschäfts um 30,7 Prozent - das bedeutete einen neuen Firmenrekord - legte die HanseMerkur im vergangenen Jahr nicht nur die Basis für weiteres Beitragswachstum. Auch der Gewinn verbesserte sich, allerdings moderater: Der Überschuss (vor Steuern und Rückstellungen für die Beitragsrückerstattung) erhöhte sich auf 116,3 (Vorjahr: 111,9) Millionen Euro. Angesichts des Niedrigzinsumfelds zeigte sich Fritz Horst Melsheimer damit nicht unzufrieden. Er merkte jedoch an: "Bei Zinsen, wie sie noch vor wenigen Jahren üblich waren, hätte der Überschuss aber deutlich anders ausgesehen."

Im dominierenden Geschäftsfeld, der Krankenversicherung, kletterten die Beitragseinnahmen im Jahr 2010 um 15,4 Prozent auf 807 Millionen Euro. Dabei stieg der Bestand an Vollversicherten um 31 427 auf 172 255 Personen. Insgesamt nahm die Kundenzahl der Gruppe um rund 380 000 auf 6,2 Millionen zu, wobei aber allein gut 260 000 Fielmann-Brillenversicherungen hinzukamen.

Die diversen gesundheitspolitischen Reformen der vergangenen Jahre haben in mehrfacher Hinsicht Einfluss auf das Geschäft der HanseMerkur, wie Melsheimer erläuterte: "Es gibt die Tendenz, immer mehr Leistungen aus der gesetzlichen Krankenversicherung herauszunehmen." Dies steigert die Nachfrage nach privatem Zusatzschutz.

Auf der anderen Seite würden die privaten Krankenversicherer (PKV) durch die stetig steigenden Kosten im Gesundheitswesen überproportional belastet: "Nur 10,8 Prozent der Menschen in Deutschland sind in der PKV versichert, wir tragen aber einen deutlich höheren Teil der Kosten."

Mit Blick auf das kontinuierliche Unternehmenswachstum - im Jahr 2010 kletterte die Beschäftigtenzahl weiter um 44 auf 1098 Personen - beginnt demnächst der Bau eines neuen Firmengebäudes (Alte Rabenstraße 3-12), das Anfang 2013 fertiggestellt sein soll. Außerdem will die HanseMerkur ihre Aktivitäten im Internet verstärken, vorgesehen ist unter anderem ein Online-Portal rund um das Thema Reisen.

Ganz persönlich stellt sich Melsheimer aber noch einer weiteren Herausforderung: Er wurde Anfang März zum Präses der Handelskammer Hamburg gewählt. "Dieses Ehrenamt beansprucht rund 50 Prozent meiner Arbeitszeit." Aus diesem Grund wurden die Verantwortlichkeiten im Vorstand des Versicherers neu verteilt, außerdem hat der Aufsichtsrat das Vorstandsmitglied Eberhard R. Sautter, zuständig unter anderem für Produktentwicklung und IT, zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt.

Melsheimer lässt aber keinen Zweifel daran, dass er weiter die Geschicke der Firma selbst bestimmen wird: "Ich bin mit vollem Herzen Unternehmer und Gestalter."