Austritt aus Euro-Zone erscheint unmöglich - ein Verbleib ist nur mit größter Anstrengung zu machen

Berlin. Griechenland steht nach Regierungsangaben in Verhandlungen mit anderen Ländern der Euro-Zone, um eine Haushaltslücke im kommenden Jahr über 27 Milliarden Euro zu finanzieren. Die für 2012 geplante Rückkehr an die Finanzmärkte erscheine schwierig, sagte Arbeitsministerin Louka Katseli gestern. Die Finanzierungsbedingungen am Markt würden es dem Euro-Land schwer machen, Geld einzusammeln. In den Gesprächen mit den anderen Euro-Ländern sollten deshalb Alternativen gefunden werden.

Griechenlands fortgesetzte Schuldenkrise wirft erneut die Frage auf, ob das Land aus der Euro-Zone austreten sollte. Griechenland ächzt noch immer unter seiner Schuldenlast, die Wirtschaft schrumpft, die Märkte misstrauen dem Land. Nur mit Krediten der Euro-Länder und des Internationalen Währungsfonds (IWF) von 110 Milliarden Euro konnte Griechenland 2010 stabilisiert werden - eine Erholung ist aber nach wie vor nicht in Sicht.

Nach Meinung des Ökonomen Hans-Werner Sinn ist es deshalb Zeit für einen Kurswechsel. Der rigide Sparkurs der griechischen Regierung würge die Wirtschaft nur weiter ab, eine Abkehr vom Euro sei daher das deutlich "kleinere Übel", sagte Sinn der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Doch würde der Austritt aus der Euro-Zone dem Land wirklich helfen? Aus Sicht von Sinn könnte Griechenland dann seine Währung abwerten, seine Güter im Zuge dessen billiger ans Ausland verkaufen und damit wettbewerbsfähiger werden. Bleibe das Land hingegen in der Euro-Zone, gerate es "an den Rand eines Bürgerkriegs", sagt der Chef des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.

Das Gegenteil glaubt der Leiter des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Thomas Straubhaar. Aus seiner Sicht kommt ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone dem Ende der DDR gleich: "Es wäre der gleiche Niedergangseffekt", sagt Straubhaar. Der Wert einer wieder neu eingeführten griechischen Währung Drachme würde dramatisch sinken. Investoren und Banken wären nur noch gegen hohe Risikoprämien bereit, ihr Kapital in Griechenland anzulegen. So käme das Investitionstempo und damit das wirtschaftliche Wachstum zum Erliegen.

Das wirke sich auch auf die Bevölkerung aus. Griechenland verliere an Humankapital: "Die Menschen würden nicht mehr an das Land glauben und rauswollen", sagt Straubhaar. Der HWWI-Direktor spricht gar von einem "Aderlass" an Wissen und Arbeitskraft, der den wirtschaftlichen Niedergang nur beschleunigen würde.