265 Millionen Euro weniger Lohn zur Rettung des Autobauers

Rüsselsheim. Opel ist im Ringen um staatliche Rettungshilfen einen wichtigen Schritt vorangekommen. Das von Finanznöten geplagte Unternehmen hat sich mit der Belegschaft auf einen Sanierungsplan und Personaleinsparungen von 265 Millionen Euro pro Jahr bis 2014 verständigt, sagte Opel-Chef Nick Reilly am Freitag in Rüsselsheim. Opel sei nun zuversichtlich, Hilfen vom Staat zu erhalten. Das Unternehmen erfülle jetzt alle Voraussetzungen dafür.

Von den 265 Millionen Euro soll die deutsche Belegschaft 176,8 Millionen Euro beitragen. Im Gegenzug habe Opel konkrete Investitionen in neue Produkte als Beitrag zur Zukunftsfähigkeit in das Unternehmen zugesagt. Opel hatte bereits zu Jahresbeginn angekündigt, elf Milliarden Euro in neue Produkte investieren zu wollen, darunter vor allem Elektroautos, Kleinwagen und Fahrzeuge mit Gasantrieb.

Dass Opel seine Investitionszusagen einhält, sei vertraglich abgesichert, sagte Betriebsratschef Klaus Franz. Die Sparbeiträge der Mitarbeiter würden auf einem Treuhänderkonto geparkt. Halte Opel seine Zusagen nicht ein, fließe das Geld zurück an die Belegschaft. Die Mitarbeiter verzichten unter anderem auf eine tarifliche Einmalzahlung sowie auf die Hälfte des Weihnachts- und Urlaubsgeldes 2010 und 2011. Die vereinbarte Lohnerhöhung von 2,7 Prozent werde verschoben. Dadurch komme insgesamt "weit über eine Milliarde Euro" zusammen, so Franz.

Betriebsrat bezeichnet Einigung als sehr guten Kompromiss

Der Betriebsratschef zeigte sich zufrieden mit der Einigung: "Das Ergebnis ist ein sehr guter Kompromiss, eine Basis für einen Neustart von Opel mit einer neuen Unternehmenskultur." Reilly erklärte, Geschäftsführung und Betriebsrat hätten "nun eine gemeinsame Basis gefunden, um profitabel wachsen zu können".

Reilly ist zuversichtlich, dass der Lenkungsrat des Deutschlandfonds am kommenden Dienstag eine Empfehlung für Staatshilfen aus der Bundesrepublik ausspricht. "Ich denke, wir erfüllen alle Kriterien." Nach der Einigung mit der Belegschaft und der ebenfalls erfolgten Zusage von Banken zur Zahlung von Krediten bei der Erteilung für staatliche Bürgschaften seien nun alle Voraussetzungen für Hilfen vom Bund und den Ländern mit Opel-Werken erfüllt.

Neben dem Lohnverzicht der Arbeitnehmer hat Opel Staatshilfen von 1,8 Milliarden Euro beantragt, von denen 1,3 Milliarden Euro aus Deutschland kommen sollen. Der US-Mutterkonzern General Motors (GM) will 1,9 Milliarden Euro beisteuern. Daneben sieht der Plan zur Opel-Sanierung einen Abbau von 8300 Stellen in Europa vor, mehr als 3900 davon in Deutschland.

Autoexperte kritisiert mögliche Kreditbürgschaft

Die bei Opel geplante Kapazitätsreduzierung um 20 Prozent geht dem FH-Professor Stefan Bratzel aus Bergisch Gladbach jedoch nicht weit genug. Problem sei die von den Amerikanern verhängte enge regionale Ausrichtung der Marke mit dem Blitz: "Opel ist in Westeuropa weiter auf einem stagnierenden Markt aktiv, auf dem sich der Kostenwettbewerb weiter verschärfen wird."

Mögliche Subventionen für den Autobauer sind weiter umstritten. "In der heutigen Situation sind Kreditbürgschaften für Opel falsch und nicht vermittelbar", meint der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Außerdem solle sich der Konzern in der Öffentlichkeit mit anderen Themen präsentieren als mit der Diskussion um Staatshilfen, sagte Dudenhöffer dem Abendblatt. "Das Unternehmen scheint gar keine Zeit mehr zu haben, sich um Produkte wie den neuen Astra zu kümmern."