Sparer fürchten um die Geldwertstabilität und investieren vermehrt in Gold. Was Anleger beim Kauf von Münzen und Barren beachten müssen.

Hamburg. Das beispiellose Rettungsprogramm für den Euro beruhigt die Märkte, die Sparer überzeugt es nicht. Sie fürchten um die Geldwertstabilität der Gemeinschaftswährung. "Die Nachfrage nach Goldmünzen und Goldbarren ist ungebrochen und hat sich am Montag noch verstärkt", sagt Robert Hartmann, Geschäftsführer des Edelmetallhandelshauses Pro Aurum. Nach eigenen Angaben ist es der größte private Anbieter, der in Deutschland Filialen in Berlin, München und Bad Homburg unterhält und auch einen Internetversand betreibt. "Bezogen auf die Handelsmenge ist die Nachfrage bei uns jetzt um 40 Prozent höher als nach der Lehman-Pleite im September 2008", sagt Hartmann. Der Experte schätzt, dass allein in der vergangenen Woche in Deutschland insgesamt eine Milliarde Euro in Gold umgeschichtet wurde. "Dahinter steht der Zweifel der Anleger, ob die Staatsverschuldung der Euro-Länder noch in den Griff zu bekommen ist", sagt Hartmann.

Bei Haspa und der Reisebank gibt es Gold auch für Fremdkunden

"Die Goldnachfrage bei uns ist unverändert hoch", sagt Haspa-Sprecherin Stephanie von Carlsburg. Die Sparkasse ist neben der Deutschen Reisebank in Hamburg das einzige Institut, das Gold in der Filiale am Großen Burstah auch an Fremdkunden verkauft. HypoVereinsbank, Commerzbank oder Deutsche Bank Gold bedienen mit dem Edelmetall nur ihre eigenen Kunden. "Der Anleger sollte sich fragen, ob das angesichts des schon hohen Goldpreises ein sinnvolles Investment ist", sagt Ralf Horak von der HypoVereinsbank. "Gold bringt keine Zinsen", ergänzt Anke Veil von der Deutschen Bank.

Solche Bedenken plagen die Kunden des Internet-Edelmetallhändlers Westgold nicht. "Den meisten Kunden geht es ausschließlich um die Kaufkrafterhaltung ihres Ersparten", sagt Geschäftsführer Martin Siegel. "Sie gehen davon aus, dass sie in fünf Jahren angenommen 2000 Euro für eine Goldmünze bekommen und sich für dieses Geld dann so viel leisten können wie heute für 1000 Euro. Mit einer Zinsanlage lässt sich ein solcher Kaufkraftverlust nicht ausgleichen." Von der Nachfrage wurde der Internet-Edelmetallhändler völlig überrannt. Sie war viermal so hoch wie in normalen Zeiten. Fast alle Produkte sind ausverkauft. "Wir erwarten in dieser Woche wieder Lieferungen", sagt Siegel. Pro Aurum räumt Lieferzeiten für Goldbarren von zwei bis drei Wochen ein. Die Banken berichten dagegen nicht von Lieferproblemen.

Der Goldpreis gab gestern zum Fixing leicht nach. Mit 1188,25 Dollar je Feinunze kostete das Edelmetall 1,6 Prozent weniger als am Freitag. In Euro gab der Preis sogar um 2,6 Prozent nach. Dennoch müssen für eine Feinunze bei den Banken noch knapp 1000 Euro bezahlt werden (s. Tabelle). Je kleiner die Stückelung der Münze, desto größer ist der Unterschied zwischen Ankauf- und Verkaufspreis. Bei einer 1/10 Unze, was gerade einmal rund drei Gramm Gold entspricht, beträgt dieser Aufschlag fast 27 Prozent. Damit muss der Goldpreis in Euro erst um 27 Prozent steigen, bevor der Anleger überhaupt einen Wertzuwachs bei seiner Goldmünze erzielen kann. Das macht den Erwerb solcher Kleinmünzen sehr unattraktiv.

Dem Krügerrand ist für bessere Haltbarkeit Kupfer beigemischt

Eine ganze Unze hat bei der Haspa einen Aufschlag von 6,9 Prozent. Bei der Commerzbank sind es gar 10,3 Prozent und bei der Deutschen Bank 8,8 Prozent. Vor einiger Zeit waren es bei der Haspa noch fünf Prozent. "Die Spanne richtet sich nach dem Markt", sagt von Carlsburg. "Aufgrund der hohen Nachfrage sind viele Aufschläge derzeit hoch", sagt die Sprecherin. Besonders gefragt ist der Krügerrand, die am weitesten verbreitete und bekannteste Goldmünze. Sie ist bei der Haspa zehn Euro teurer als die anderen Goldmünzen wie der australische Nugget oder der Philharmoniker aus Österreich.

Für den Krügerrand, der einen Marktanteil von 50 Prozent hat, gibt es einen großen Sekundärmarkt, aus dem üblicherweise die Nachfrage befriedigt wird. "Dieser Markt ist völlig ausgetrocknet", sagt Siegel. "Da die neue Ware aus Südafrika kommt, sind Krügerrand im Moment die teuersten Goldmünzen. Noch im März haben wir sie fünf Euro günstiger angeboten als die anderen Produkte." Der Krügerrand weist noch eine Besonderheit auf: Er enthält zwar wie alle vollen Unzen 31,10 Gramm Feingold, ist aber mit 34 Gramm etwas schwerer als die anderen Anlagemünzen. Der Grund ist die Beimischung von Kupfer, was die Münze härter machen soll.

Goldbarren ab 100 Gramm haben mit zwei bis drei Prozent einen deutlich geringeren Aufschlag als Goldmünzen und sind deshalb ein effektives Investment in physisches Gold. "Am beliebtesten sind 100 Gramm und 250 Gramm schwere Barren", sagt Hartmann. Es gibt zwar bei Goldbarren auch kleinere Stückelungen bis zu fünf Gramm. Doch dann liegt der Aufschlag schon wieder bei 16 Prozent.

Sichere Verwahrung des Goldschatzes bei Banken kostet extra

Pro Aurum bietet auch eine sichere Verwahrung des Goldes für die Kunden an. Bei einem Wert von 30 000 Euro beträgt die jährliche Gebühr 225 Euro. Banken halten Schließfächer vor. Das kleinste Mietfach (4,5 Liter) kostet bei der Haspa 25,60 Euro. Der Inhalt ist bis 20 000 Euro abgesichert. Wer größere Schätze verwahrt, kann eine zusätzliche Versicherung abschließen. Bei der Deutschen Bank kostet ein Schließfach ab 59,50 Euro im Jahr. Für den Inhalt muss zusätzlich eine Tresorinhaltsversicherung abgeschlossen werden.