Berlin. Smarte Wohnungen versprechen, das Leben leichter zu machen. Für die Opfer von häuslicher Gewalt können sie aber auch eine Gefahr sein.

Klimaanlagen, die sich selbstständig ausschalten, digitale Türschlösser, deren Zugangscode sich täglich ändert und Türklingeln, die permanent klingeln, ohne dass jemand sie betätigt hat: Was klingt wie ein schlechter Gruselfilm, war für viele Opfer psychischer Gewalt traurige Realität.

Was diese Fälle gemeinsam haben? Sie alle wären in ihrer Intensität nicht möglich gewesen ohne die sogenannten „Smart Devices“. Diese permanent mit dem Internet verbundenen Geräte sollen den Bewohnern dieser smarten Wohnungen und Häuser das Leben eigentlich leichter machen – sie brachten in einigen Fällen jedoch sehr große Probleme mit sich.

Smart Devices für Psychoterror missbraucht

Wie die „New York Times“ berichtet, steigt nämlich die Anzahl der Fälle häuslicher Gewalt an, an denen vernetzte Geräte beteiligt sind. So hätten Täter übers Internet gesteuerte Schlösser, Lautsprecher, Lampen und Kameras benutzt, um ihre Opfer auszuspionieren, zu kontrollieren, zu schikanieren und verängstigen.

Das Problem an dieser perfiden Methode: Die Opfer der Cyber-Attacken wissen sich kaum zu wehren. Denn in der Regel gingen die Angriffe von dem Partner aus, der das Smart Home installiert hatte, sich also auch entsprechend gut mit der Funktionsweise des Systems auskannte.

Zwar könne das Opfer die Geräte zurücksetzen und neu konfigurieren und den ungewünschten Eindringling so aussperren. Doch auch dieses Vorgehen setzt gewisse Grundkenntnisse über die smarte Technik voraus.

Hersteller können wenig tun

Die effektivste Lösung ist am Ende wohl nur, die Geräte aus dem Haus zu verbannen. Das dies aber, vor allem bei Türschlössern, nicht sofort möglich ist, macht die Sache noch schwieriger.

Ob und wie die Gerätehersteller diesem Problem entgegentreten können, scheint aktuell ungewiss, wie Engadget schreibt. Zwar könne man Nutzern ermöglichen, die vernetzten Geräte mit zwei oder mehreren Accounts zu bedienen, dieses Vorgehen würde jedoch Sicherheitslücken im System ermöglichen und den Betroffenen im Zweifel nicht helfen. (fmg)

Dieser Text erschien zuerst auf futurezone.de, dem Tech-Portal der Funke Mediengruppe.