Berlin . Sie entlockte den Stars Geheimnisse, verdiente Milliarden und gilt als moralische Instanz: US-Talkshow-Königin Oprah Winfrey wird 65.

Ja, schon klar, sie hat es dementiert. Oprah Winfrey will 2020 nicht für das Präsidentenamt kandidieren, obwohl es sich die meisten ihrer 42 Millionen Follower auf Twitter sehnlichst wünschen. Aber vielleicht überlegt es sich die Talkshow-Queen ja noch mal.

Denn wie keine andere steht die Milliardärin für das gute Gewissen der USA. Dafür, dass Herz, Verstand und Erfolg miteinander vereinbar sind. Und für den amerikanischen Traum, es selbst aus kleinsten Verhältnissen ganz nach oben schaffen zu können. Am heutigen Dienstag wird Oprah Winfrey 65 Jahre alt.

Vorbild für Millionen Amerikaner

„Denke wie eine Königin. Eine Königin hat keine Angst, zu scheitern. Scheitern ist ein weiteres Sprungbrett zur Größe.“ Für manch einen klingen solche Zitate wie aus dem Satzbaukasten eines Motivationstrainers. Winfreys Fans aber machen sie sich zum Mantra.

Durch ihren beeindruckenden, eigentlich unmöglich erscheinenden Lebenslauf wurde Winfrey zum Vorbild für Millionen, allen voran für Afroamerikaner. „Oprah ist der Grund, warum ich mich selbst so liebe“, schrieb jemand ins Gästebuch des Museum of African American History in Chicago, das ihr derzeit eine Ausstellung widmet. Gleichzeitig schaffte sie es, eine Art Übermutter und moralische Instanz für alle Amerikaner zu werden.

Schwarze Promis schreiben US-Geschichte

Es war sein Traum, dass seine Kinder nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter. Martin Luther King Jr. war ein Afroamerikaner, ein Kämpfer, ein Hoffnungsträger für Millionen. Der US-amerikanische Bürgerrechtler – 1929 geboren – erhielt den Friedensnobelpreis 1964 im Jahr nach seiner berühmten „I have a dream“-Rede (engl. „Ich habe einen Traum“), die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt. Wir zeigen weitere schwarze prominente Persönlichkeiten, die die US-Geschichte prägen und geprägt haben.
Es war sein Traum, dass seine Kinder nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter. Martin Luther King Jr. war ein Afroamerikaner, ein Kämpfer, ein Hoffnungsträger für Millionen. Der US-amerikanische Bürgerrechtler – 1929 geboren – erhielt den Friedensnobelpreis 1964 im Jahr nach seiner berühmten „I have a dream“-Rede (engl. „Ich habe einen Traum“), die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt. Wir zeigen weitere schwarze prominente Persönlichkeiten, die die US-Geschichte prägen und geprägt haben. © imago/UPI Photo | imago
Am Abend des 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen – der Rassist James Earl Ray wurde dafür als Mörder verurteilt. King starb mit nur 39 Jahren.
Am Abend des 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen – der Rassist James Earl Ray wurde dafür als Mörder verurteilt. King starb mit nur 39 Jahren. © dpa | Uncredited
Auch wenn Diskriminierung von Schwarzen bis heute in den USA Alltag ist, haben es viele bis ganz nach oben geschafft. Dazu zählt auch die Box-Legende Muhammad Ali.
Auch wenn Diskriminierung von Schwarzen bis heute in den USA Alltag ist, haben es viele bis ganz nach oben geschafft. Dazu zählt auch die Box-Legende Muhammad Ali. © dpa | Ipol Joffe
Niemand tänzelte so im Ring wie der Box-Olympiasieger und dreimalige Weltmeister. Geboren wurde er am 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville (USA). Er siegte und verlor und siegte und verlor und siegte. Vor allem aber gewann Ali, und zwar die Herzen von Fans weltweit. 1984 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert, 1999 ernannte ihn der britische Sender BBC zum Sportler des Jahrhunderts. Ali starb am 3. Juni 2016 im Alter von 74 Jahren.
Niemand tänzelte so im Ring wie der Box-Olympiasieger und dreimalige Weltmeister. Geboren wurde er am 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville (USA). Er siegte und verlor und siegte und verlor und siegte. Vor allem aber gewann Ali, und zwar die Herzen von Fans weltweit. 1984 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert, 1999 ernannte ihn der britische Sender BBC zum Sportler des Jahrhunderts. Ali starb am 3. Juni 2016 im Alter von 74 Jahren. © REUTERS | ACTION IMAGES
Nur eine Handvoll Schauspieler haben mehr Oscar-Nominierungen für ihre Rollen erhalten als Denzel Washington. Bei acht Nominierungen gewann er zwei Mal. Kein anderer dunkelhäutiger Hollywood-Star hat das geschafft.
Nur eine Handvoll Schauspieler haben mehr Oscar-Nominierungen für ihre Rollen erhalten als Denzel Washington. Bei acht Nominierungen gewann er zwei Mal. Kein anderer dunkelhäutiger Hollywood-Star hat das geschafft. © REUTERS | REUTERS / MARIO ANZUONI
In einem Haus ohne fließend Wasser geboren, aufgewachsen bei einer gewalttätigen Großmutter, mit 14 zum ersten Mal schwanger. Nichts deutete darauf hin, dass Oprah Winfrey die wohl einflussreichste Talkmasterin der Welt werden würde. Heute wird das Vermögen der Golden Globe-Gewinnerin auf 2,7 Milliarden Dollar (2,18 Milliarden Euro) geschätzt.
In einem Haus ohne fließend Wasser geboren, aufgewachsen bei einer gewalttätigen Großmutter, mit 14 zum ersten Mal schwanger. Nichts deutete darauf hin, dass Oprah Winfrey die wohl einflussreichste Talkmasterin der Welt werden würde. Heute wird das Vermögen der Golden Globe-Gewinnerin auf 2,7 Milliarden Dollar (2,18 Milliarden Euro) geschätzt. © REUTERS | REUTERS / LUCY NICHOLSON
Die US-Sängerin Beyoncé ist eine Pop-Ikone, wie es sie vorher noch nie gab. Sie erhielt die meisten Grammy-Nominierungen aller Musikerinnen. Sie gilt als bestbezahlte schwarze Sängerin der Geschichte und im Jahr 2017 als einflussreichste Entertainerin der Welt. Ihr Mann Jay Z ist übrigens auch berühmt.
Die US-Sängerin Beyoncé ist eine Pop-Ikone, wie es sie vorher noch nie gab. Sie erhielt die meisten Grammy-Nominierungen aller Musikerinnen. Sie gilt als bestbezahlte schwarze Sängerin der Geschichte und im Jahr 2017 als einflussreichste Entertainerin der Welt. Ihr Mann Jay Z ist übrigens auch berühmt. © dpa | Larry W. Smith
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Sie gestattete sich kein Selbstmitleid

Winfreys Voraussetzungen für eine solche Karriere waren denkbar ungünstig. Sie wuchs in Mississippi als Tochter einer minderjährigen Mutter auf, wurde als Kind vergewaltigt, nahm Drogen, erlebte immer wieder Gewalt. Darüber hat sie mehrmals gesprochen.

Selbstmitleid gestattete sie sich nie. „Exzellenz ist die beste Waffe gegen Vorurteile und Sexismus“, sagte sie stattdessen. Und Winfrey bewies ihre exzellenten Fähigkeiten. Von der lokalen Nachrichtensprecherin ackerte sie sich hoch zur Frühstücksfernsehmoderatorin in Chicago. 1986 erhielt sie ihre eigene Talkshow – und wurde zur Legende.

Bei Oprah plauderten die Stars aus dem Nähkästchen

Bei ihr kamen Hollywoodstars nicht damit durch, nur über das großartige Team ihres letzten Films zu plappern. Sie sollten sich öffnen, und sie taten es. Michael Jackson packte bei ihr 1993 über seine schwere Kindheit aus. Ellen DeGeneres, damals Sitcom-Star und heute selbst gefeierte Talkmasterin, erzählte 1997, dass sie lesbisch sei.

Tom Cruise hüpfte 2005 wie von Sinnen auf ihrem Sofa herum, weil er damals so verliebt war in Katie Holmes. Michael Douglas sprach 2011 mit ihr über seine Krebserkrankung und die Depression seiner Frau. Auch Barack und Michelle Obama teilten 2007 ihre Sorgen mit ihr und der Nation. Für alle hatte Winfrey Rat, Mitgefühl, wenn nötig Trost. Tränen bei Gästen, Gastgeberin und Zuschauern gehörten zu einer gelungenen Sendung.

Ein Vermögen von umgerechnet 2,4 Milliarden Euro

Aber Winfrey war niemals das glamouröse Sprachrohr für Hollywoodstars und Politprominenz. Ihr Fokus galt den Schicksalen ganz normaler Menschen. Unvergessen, wie sie 2004 allen 276 Zuschauern im Studio ein Auto schenkte.

Auch nach dem Ende ihrer Show 2011 bleibt Winfrey in den USA allgegenwärtig, allein schon durch ihren eigenen Kabelsender. Auf umgerechnet 2,4 Milliarden Euro wird ihr Vermögen geschätzt; nachweislich Summen im dreistelligen Millionenbereich fließen in ihre eigenen Wohltätigkeitsstiftungen.

Ein Forum für Scharlatane

Verstärkt tritt sie als Schauspielerin in Erscheinung. Schon 1985 war sie in Steven Spielbergs Meisterwerk „Die Farbe Lila“ zu sehen, zuletzt spielte sie überzeugend eine Hexe in dem Kinderfilm „Das Zeiträtsel“.

Manchmal verquickt sie ihre Inhalte mit Werbung, die Grenzen sind nicht immer scharf gezogen. Wenn sie wieder einmal abnimmt, ist das den Magazinen Titelseiten wert – Winfrey ist aber auch Anteilseignerin eines populären Diätprogramms. In ihrer Literatur-Sendung gab sie Scharlatanen und seltsamen spirituellen Lehren ein Forum.

Eigene Kinder? „Sie würden mich hassen“

Mit den meisten Politikern geht sie auf Kuschelkurs – Winfrey unterstützt die Demokratische Partei. Mutig fanden die einen, dass sie Frauenfeindlichkeit in Rap-Texten anprangerte. In der afroamerikanischen Gemeinschaft sprachen dagegen manche von Verrat.

Beruflich liebt sie den Wirbel, privat geht es ruhig zu bei ihr. Seit 1986 ist Winfrey mit dem Geschäftsmann Stedman Graham (67) liiert. Trauschein? Brauchen sie nicht. Sie vereine ein „spirituelles Band“. Auf Kinder hat sie aus Zeitgründen verzichtet. „Sie würden mich hassen“, sagte sie einmal. „Sie würden in einer Talkshow sitzen und über mich herziehen.“