Bangkok. Früher galt sie als Asiens Jackie Kennedy, seit einem Jahr hat man sie nicht gesehen. Jetzt wird Thailands Monarchin Sirikit 85 Jahre.

Es gab eine Zeit, da beherrschte Thailands Königin auch die Titelblätter der westlichen Welt. Als „Asiens Jackie Kennedy“ feierte sie die „Vanity Fair“, „die bestgekleidete Frau der Erde“ war sie für die „Bunte“. Jetzt macht Sirikit eher durch Abwesenheit von sich reden: Seit Jahren ist die Witwe des 2016 verstorbenen Königs Bhumibol so gut wie aus der Öffentlichkeit verschwunden. Am heutigen Samstag wird die vierfache Mutter 85 Jahre alt.

In Thailand ist der Tag wie jedes Jahr offizieller Muttertag. Hunderttausende Bangkoker verlassen dann die Stadt, um ihre Mütter in den Provinzen zu besuchen. Auch die Verehrung für die Königin, die genau genommen nur noch Königsmutter ist, bleibt ungebrochen. Zuletzt war eine sichtlich gealterte und abgemagerte Sirikit im vergangenen Oktober in einem Fahrzeugkonvoi nach dem Tod Bhumibols zu sehen. Laut offizieller Darstellung erlitt die Königin im Jahr 2012 während ihrer Fitnessübungen einen Schlaganfall im Siriraj-Krankenhaus in Bangkok, in dem damals bereits ihr Gatte behandelt wurde. Seither zeigt sie sich so gut wie nie.

Die Lieblinge auf internationalen Jetset-Partys

Dabei hatten Sirikit und Bhumibol die Welt lange mit glamourösen Bildern bezaubert. Ihre Liaison war eine der größten Liebesgeschichten des internationalen Adels. Bhumibol lernte seine spätere Gattin kennen, als er in der Schweiz studierte. Sirikit, die Tochter des damaligen thailändischen Botschafters in Frankreich, lebte in Paris. Sie war 15, er 19.

Sirikit kommt selbst aus königlicher Familie. Der Großvater war der zwölfte Sohn eines früheren Königs. Wie so viele Märchen startete auch dieses holprig. „Es war Hass auf den ersten Blick“, erinnerte sich Sirikit später an das erste Treffen 1947 in Paris. „Er wollte um vier kommen, kam aber erst um sieben. Er ließ mich warten und ewig den Knicks üben.“

Aus der Abneigung wurde bald Liebe. 1948 verlor Bhumibol bei einem schweren Unfall auf einer kurvenreichen Schweizer Alpenstraße ein Auge. Noch im Krankenhaus gab er bekannt, dass er den Rest seines Lebens mit Sirikit verbringen wolle. Das Paar heiratete kurz vor Sirikits 18. Geburtstag im April 1950, eine Woche vor der offiziellen Krönung. Der einäugige König und die mandeläugige Königin genossen ihr Leben und feierten im europäischen Jetset.

König wurde zur Randerscheinung

Sie waren treue Besucher der großen Bälle von London bis Monaco, ebenso der Festspiele in Salzburg und Bayreuth. Sirikit war Stammkundin Pariser Luxusschneider. Beim Staatsbesuch 1960 lag ihr die Bundesrepublik acht Tage lang zu Füßen. Der stets etwas schüchtern wirkende König wurde zur Randerscheinung.

Ende der 1960er kam der Abschied vom Jetset. Statt Haute Couture aus Paris trug Sirikit nun thailändische Seide. Die beiden, selbst viele Milliarden reich, engagierten sich fortan für die Entwicklung ihres Heimatlandes und für soziale Projekte. Dabei entwickelte Sirikit durchaus Machtbewusstsein. Thailands konstitutionelle Monarchie, die 1932 nach einer Rebellion die absolute Königsherrschaft ersetzt hatte, sollte wieder zur zentralen und mächtigsten Institution des Landes werden.

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    Königin soll über Thailands Generäle entschieden haben

    Von Diktator Prayuth Chan-o-cha bis zu den Offizieren, die nach der inzwischen längsten amtierenden Generalsherrschaft seit 1932 jede Provinzecke streng kontrollieren, stammen alle wichtigen Militärs aus dem Dunstkreis der berüchtigten Clique der „Eastern Tiger“, die auch als Regiment der Königin bekannt sind. Die herrschenden Generäle, so heißt es, hätten sich ihre Sporen nicht im Schützengraben, sondern auf den blank polierten Tanzböden von Bangkoks Palästen verdient. Es ist geheimer Spott. Kritik an der Monarchie steht unter Strafe.

    Heute setzt der 64-jährige König Vajiralongkorn die Machtstrategie seiner Mutter, die ihren Sohn trotz all seiner Eskapaden immer wieder in Schutz nahm, fort. Rama X., so der offizielle Titel, hat seit dem Tod des Vaters seine Position so sehr gefestigt, dass Beobachter bereits die Wiedereinführung der absoluten Monarchie fürchten.