Murnau. Siegfried Rauch kennen Zuschauer als „Traumschiff“-Kapitän an exotischen Orten. Mit 85 Jahren schätzt er aber die bayerische Heimat.

Siegfried Rauch hat in Rennwagen gesessen und rasante Krimis gedreht, doch mittlerweile lässt es der Schauspieler etwas ruhiger angehen. Zum Gespräch mit dem Reporter kommt er beispielsweise direkt vom Mittagsschlaf.

Der Mittagsschlaf, der sei das Wichtigste, daran habe sich auch sein Agent gewöhnen müssen. Zwei Tage hat der ihm mit Gesprächsterminen vollgepackt – und die Pause zum Glück bedacht. Rauch wird am Sonntag 85 Jahre alt und ist nicht nur deswegen ein umworbener Gesprächspartner. „Ich weiß gar nicht, warum ich so beliebt bin“, sagt Rauch. In „Der Bergdoktor“ ist er noch regelmäßig im Fernsehen zu sehen. „Aber da sage ich kaum was.“

Hollywood-Legende Steve McQueen riet Rauch zum Schweigen

Genau das habe ihm ein guter Freund schon vor langer Zeit geraten. „Lass die anderen reden und guck du nur“, sei die Devise gewesen. Steve McQueen, amerikanischer Schauspieler, Filmemacher und guter Freund Rauchs, habe ihm das immer empfohlen. Im Rennfahrerfilm „Le Mans“ (1971) spielte Rauch an der Seite McQueens – und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis der Bayer endlich ein Wort sagt.

Beim Gespräch im Bauernhaus bei Murnau dagegen braucht Rauch keine Anlaufzeit. „Im deutschen Fernsehen wird heutzutage viel zu viel gequatscht“, sagt Rauch. Beim Film gehe es um Optik, nicht um Gequatsche. „Viele wollen immer alles erklären, was man doch eigentlich sieht. An der Körpersprache des Schauspielers muss man das schon sehen können.“

Siegfried Rauch: Sein Leben in Bildern

Der Schauspieler Siegfried Rauch war vielen durch seine Rolle als Kapitän Jakob Paulsen im „Traumschiff“ bekannt. Auch in Hollywood war er gefragt. Er ist am 11. März 2018 im Alter von 85 Jahren gestorben. Sein Leben in Bildern.
Der Schauspieler Siegfried Rauch war vielen durch seine Rolle als Kapitän Jakob Paulsen im „Traumschiff“ bekannt. Auch in Hollywood war er gefragt. Er ist am 11. März 2018 im Alter von 85 Jahren gestorben. Sein Leben in Bildern. © dpa | Jens Ressing
Seit 1964 war Siegfried Rauch mit Karin verheiratet. Die beiden haben zwei gemeinsame Söhne.
Seit 1964 war Siegfried Rauch mit Karin verheiratet. Die beiden haben zwei gemeinsame Söhne. © imago stock&people | imago stock&people
Rauchs wohl bekannteste Rolle: Kapitän Paulsen auf dem „Traumschiff“. Hier ist Rauch mit Horst Naumann (spielte den Schiffsarzt) und Heide Keller (spielte die Chef-Stewardess) zu sehen. Von 1999 bis 2013 war Rauch an Bord der MS Deutschland.
Rauchs wohl bekannteste Rolle: Kapitän Paulsen auf dem „Traumschiff“. Hier ist Rauch mit Horst Naumann (spielte den Schiffsarzt) und Heide Keller (spielte die Chef-Stewardess) zu sehen. Von 1999 bis 2013 war Rauch an Bord der MS Deutschland. © imago/Sven Simon | imago stock&people
An der Seite eines anderen Mannes in Weiß machte Rauch in Hollywood auf sich aufmerksam. Gemeinsam mit Steve McQueen (Mitte) spielte er 1971 im Film „Le Mans“.
An der Seite eines anderen Mannes in Weiß machte Rauch in Hollywood auf sich aufmerksam. Gemeinsam mit Steve McQueen (Mitte) spielte er 1971 im Film „Le Mans“. © imago/AGD | imago stock&people
Rauch und McQueen entwickelten eine Freundschaft. Diese beschrieb der deutsche Schauspieler in seinem Buch „Unser Le Mans – Der Film. Die Freundschaft. Die Fakten“, das 2016 vorgestellt wurde.
Rauch und McQueen entwickelten eine Freundschaft. Diese beschrieb der deutsche Schauspieler in seinem Buch „Unser Le Mans – Der Film. Die Freundschaft. Die Fakten“, das 2016 vorgestellt wurde. © imago/Future Image | imago stock&people
1977 spielte er die Rolle des Thomas Lieven in der Familienserie „Es muß nicht immer Kaviar sein“. Hier ist Rauch mit seiner Filmpartnerin Nadja Tiller zu sehen.
1977 spielte er die Rolle des Thomas Lieven in der Familienserie „Es muß nicht immer Kaviar sein“. Hier ist Rauch mit seiner Filmpartnerin Nadja Tiller zu sehen. © imago/United Archives | imago stock&people
Dieses Mal nicht in Weiß, dafür aber wieder in einer Familienserie fürs Fernsehen: Siegfried Rauch in „Die glückliche Familie“. Die Serie wurde von 1987 bis 1991 ausgestrahlt.
Dieses Mal nicht in Weiß, dafür aber wieder in einer Familienserie fürs Fernsehen: Siegfried Rauch in „Die glückliche Familie“. Die Serie wurde von 1987 bis 1991 ausgestrahlt. © imago/United Archives | imago stock&people
Immer wieder war Rauch auch in Krimis zu sehen. So etwa in der Serie „Derrick“ an der Seite von Horst Tappert (rechts).
Immer wieder war Rauch auch in Krimis zu sehen. So etwa in der Serie „Derrick“ an der Seite von Horst Tappert (rechts). © imago/United Archives | imago stock&people
In „Wildbach“ verkörperte Rauch den Bergretter Martin.
In „Wildbach“ verkörperte Rauch den Bergretter Martin. © imago stock&people | imago stock&people
Die Liebe zu den Bergen lebte Rauch in „Der Bergdoktor“ aus, den Hans Sigl spielt. Auch privat hat es Siegfried Rauch in die Berge gezogen. So lebte er seit Jahren bis zu seinem Tod in einem Bauernhaus in Bayern.
Die Liebe zu den Bergen lebte Rauch in „Der Bergdoktor“ aus, den Hans Sigl spielt. Auch privat hat es Siegfried Rauch in die Berge gezogen. So lebte er seit Jahren bis zu seinem Tod in einem Bauernhaus in Bayern. © imago stock&people | imago stock&people
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Siegfried Rauch vertritt klare Meinungen zum Show-Biz

Wer das nicht darstellen könne, sei kein Schauspieler, sondern ein „Quassler“. Rauch ist ein angenehmer Mensch, der zu vielen Dingen eine klare Meinung vertritt – und selbstbewusst genug ist, sich in dieser Frage zu den Schauspielern zu zählen.

Dabei sei es Zufall, vielleicht auch Schicksal gewesen, dass er Schauspieler wurde. Sein Studium der Architektur in München wollte er abbrechen. „Aber das Essen in der Mensa war billig und gut, darauf wollte ich nicht verzichten“, sagt Rauch und muss auch Jahrzehnte danach noch über die Geschichte lachen. Ein Bekannter habe ihm dann geraten, in die Theaterwissenschaften zu wechseln. „Da kannst du kommen wann du willst“, habe der Bekannte gesagt.

Als „Traumschiff“-Kapitän bleibt Rauch in Erinnerung

Rauch – ganz pragmatisch – wechselte erst in die Theaterwissenschaften, von dort zur Schauspielschule, dann zum Theater und letztlich in die Kinos und auf die Fernsehbildschirme. Dem deutschen Fernsehpublikum wurde er vor allem als Spion Thomas Lieven in der Familienserie „Es muss nicht immer Kaviar sein“ (1977) bekannt. Heute verbindet man Rauch vor allem mit dem „Traumschiff“, auf dem er von 1999 bis 2013 Kapitän war.

Eine Rolle, die er „natürlich“ angenommen habe. Ein Kapitän müsse etwas Väterliches haben, gleichzeitig Chef einer großen Crew sein, Reden halten und navigieren können. Aus dem Väterlichen ist bei Rauch inzwischen etwas Großväterliches geworden – Ruhe und Gelassenheit kennzeichnen ihn aber auch vier Jahre nach dem „Traumschiff“ noch. Das Leben fernab der städtischen Unruhe passt zu seinem Naturell, hier ist er seit 1973 sein eigener Chef.

„Da war einiges Belangloses dabei“

Seiner Karriere hat die Entfernung zur Stadt nicht geschadet. „Wenn ein Regisseur Sie will, dann holt er Sie auch aus Timbuktu.“ An Hunderten von Produktionen sei er beteiligt gewesen, schätzt er – und bleibt bei allem Selbstbewusstsein auch selbstkritisch: „Da war einiges Belangloses dabei, manches war einfach nichts.“

Doch Rauch wirkt zufrieden mit dem, was das Leben für ihn in den letzten 85 Jahren bereit gehalten hat. Er hat sein Talent genutzt und alles weitere dem Schicksal und „irgendetwas zwischen Himmel und Erde, was wir nicht so ganz begreifen können“ überlassen. „Meine Mutter hat immer gesagt, das Leben geht sowieso seinen eigenen Weg, man kann nichts machen.“ Fleißig und begabt müsse man sein, aber erzwingen könne man nichts. (dpa)