Hamburg . Bei „Wer wird Millionär“ räumte Meike Winnemuth 500.000 Euro ab. Nach dem „großen Los“ genießt sie nun das normale Leben – und schreibt darüber.

Meike Winnemuth (53) gewann – als sei es das Normalste der Welt – bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ 500.000 Euro. Mit dem Geld zog sie um die Welt und schrieb über ihre Zeit in zwölf Städten den Bestseller „Das große Los“. In ihrem neuen Buch „Um es kurz zu machen: Das unverschämte Glück, auf der Welt zu sein“ feiert sie die Schönheit ein ganz normaler Mensch zu sein.

Sie sind momentan deutschlandweit auf Lesetour. Sie schreiben dennoch natürlich weiterhin ihre Kolumnen. Sehen Sie sich als Buchautorin oder Journalistin?

Gute Frage! Ich glaube, ich mache nicht den Unterschied, weil meine Kolumnen essayistisch angelegt sind. Ich war nie die klassische Journalistin, die investigativ recherchiert, sondern immer mehr die Unterhaltungselse, die gerne Dinge im Selbstversuch ausprobiert hat. Das fand ich auch deutlich interessanter.

Wollten Sie eigentlich als Kind schon schreiben?

Ich hatte viele Berufswünsche als junges Mädchen: Lateinlehrerin, Ornithologin, Innenarchitektin. Aber die Idee zu schreiben, kam erst während des Studiums.

Was würde ihr achtjähriges Ich zu Ihrem heutigen Ich sagen?

Bist du aber alt geworden (lacht)! Nein, mein achtjähriges Ich war ein verspieltes Kind, das sich die Welt mit Fischertechnik gebaut und viel experimentiert hat. Heute tue ich das Gleiche mit Worten.

In ihrem neuen Buch und ihren Kolumnen schreiben Sie viel über First-World-Problems und Phänomene unserer westlichen Zivilisationsgesellschaft wie aufgemotzte Chipspackungen.

Ja, das ist mein Thema: was wir wollen und was wir wollen sollen. Zwischen dem, was die Werbeindustrie von uns möchte, was die Erwartungen anderer sind und was wir wirklich benötigen, liegen natürlich Welten.

Sie schreiben, die Piemont-Kirsche aus der Mon-Chéri-Werbung ist eine Werbelüge.

Aber das ist doch schon lange bekannt, dachte ich. Ich glaube, jede Generation hat ihre eigenen kulinarischen Legenden.

Glauben Sie, dass die Bio-Bewegung in unseren Supermärkten auch Selbstbetrug ist?

Das glaube ich sogar ganz sicher. Der Apfel sollte am liebsten vom Baum gleich links neben der Haustür stammen ... Alles wird heutzutage mit grüner Farbe überzogen, weil der Verbraucher es so will. Das sogenannte Greenwashing.

Haben Sie eine Zufriedenheitsformel? Ein Rezept für Alters…, Pardon, Alltagsglück?

Das war ein guter freudscher Versprecher, denn ich merke, dass ich mit dem Alter viel gelassener werde. Wenn ich sehe, wie in den sozialen Netzwerken jeden Tag die Linde rauscht und Shitstorms entstehen, sehe ich, dass mich viele Themen überhaupt nicht mehr aufregen. Eine gute Formel für Glück ist es auf jeden Fall, Zeit vergehen zu lassen. Auch finde ich es einen Riesendenkfehler, das Glück im Konjunktiv zu formulieren. „Wenn ich zehn Kilo abnähme, der Mann meiner Träume vor der Tür stünde, dann und nur dann wäre ich glücklich.“ Das ist das todsichere Rezept für permanente Unzufriedenheit.

Vielleicht noch ein paar Alltagsfragen: Brust oder Keule?

Bezogen auf Hühnchen, hoffe ich. Keine Präferenzen.

Auto oder Zug?

Im Prinzip lieber Zug, nur seit es meinen Foxterrier Fiete gibt, für den ich Decke und Futter mitnehmen muss, ist das Auto praktischer.

Oslo oder Palermo?

Ich bin ein Kind des Nordens. Aber Oslo ist so teuer. Vielleicht doch Palermo.

Ihr größtes First-World-Problem?

Muss ich passen. Ich überlege kurz.

Ihre liebste Snack-Sünde?

Die Colorado- oder die Phantasia-Mischung von Haribo. Und jetzt zum First-World-Problem.

Bitte!

Ich lasse die Phantasia-Mischung immer in einer Dose mit offenem Deckel stehen, damit die Fruchtgummis hart werden. Doch vorher sortiere ich die Schaumgummibauch-Krokodile aus. Das ist mein First-World-Problem. Zu viele Schaumgummibauch-Krokodile in der Phantasia-Mischung.