Berlin. Viele Karnevalsumzüge schlängeln sich in den nächsten Tagen durch die Städte - vielerorts aber nur nach erneuter Rücksprache mit den Sicherheitsbehörden. Manche Züge wollen dabei den mutmaßlich rechtsradikalen Anschlag in Hanau thematisieren.

Unbeschwert ist der Straßenkarneval in diesem Jahr nicht. Bei einem mutmaßlich rechtsradikalen und rassistischen Anschlag im hessischen Hanau hat ein Deutscher neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen.

Danach soll der 43-Jährige seine Mutter und sich selbst getötet haben. Der Hanauer Carnevalszug Verein (HCV) hat den für Samstag geplanten Faschingsumzug abgesagt. In vielen anderen Städten wollen die Narren dennoch feiern.

In den Karnevalshochburgen KÖLN und DÜSSELDORF soll das Attentat bei den Rosenmontagszügen auf den Wagen eine Rolle spielen. Die Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval, Tanja Holthaus, sagte, ein Wagen werde angepasst. Der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly plant einen eigenen Wagen zu Hanau. "Es wird kein Wagen, über den man lachen kann, aber es wird ein Statement der Narren sein", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sind nicht nur für Friede, Freude, Eierkuchen zuständig, wir haben ja einen politischen Karneval."

In MAINZ soll es weder Schweigeminuten geben, noch fallen Veranstaltungen aus, wie der Sprecher des Mainzer Carneval-Vereins, Michael Bonewitz, sagte. Aus polizeilicher Sicht ändere sich in puncto Sicherheitsvorkehrungen zunächst nichts, sagte ein Polizeisprecher in Mainz.

In MÜNCHEN war zunächst unklar, ob die Veranstaltungen am Faschingsdienstag stattfinden werden. Der Weiberfasching auf dem Viktualienmarkt war am Donnerstag kurzfristig abgesagt worden.

Der für Samstagmittag geplante Umzug in HANNOVER findet nach derzeitigem Stand statt, wie Ronny Jackson vom Komitee Hannoverscher Karneval am Donnerstag nach einem Gespräch mit der Polizei sagte. In OSNABRÜCK sagte eine Polizeisprecherin, dass es laufend Besprechungen zur Sicherheitslage gebe. Änderungen für den Umzug "Ossensamstag" gebe es bislang nicht. Auch der Umzug "Schoduvel" in BRAUNSCHWEIG am Sonntagnachmittag solle wie geplant stattfinden, sagte ein Polizeisprecher.

Beim traditionellen Karnevalsumzug am Sonntag in COTTBUS herrschen die gängigen Sicherheitsvorkehrungen, wie die Stadtverwaltung am Donnerstag mitteilte. Das Sicherheitskonzept für den Umzug, der als größter Ostdeutschlands gilt, wird fortlaufend angepasst, wie Stadtsprecher Jan Gloßmann sagte.

Narren in HALLE können voraussichtlich wie gewohnt am Rosenmontagsumzug teilnehmen. "Wir haben, wie jedes Jahr, der Polizei unser Sicherheitskonzept vorgelegt", sagte der Präsident des Halle Saalkreis Karneval Vereins, Ingo Küßner, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. "Bis jetzt habe ich noch nichts von der Polizei gehört. Ich denke mal, die würden sich bei mir melden." In Halle hatte im Oktober ein Antisemit vergeblich versucht, mit Waffen in eine Synagoge einzudringen, und im Anschluss zwei Menschen getötet.

In ERFURT findet der größte Thüringer Karnevalsumzug am Sonntag laut der Gemeinschaft Erfurter Carneval GEC wie geplant statt. Derzeit seien weder erhöhte Sicherheitsvorkehrungen noch Programmänderungen geplant, hieß es. Der traditionsreichste Thüringer Umzug in WASUNGEN soll auch wie geplant stattfinden.