Berlin. Karoline Herfurth und Hannah Herzsprung sind mit „Sweethearts“ im Kino. Ein Gespräch über Freundschaft, Konkurrenz und einen Unfall.

Sie hat es schon wieder getan. Vor zwei Jahren feierte die Schauspielerin Karoline Herfurth (34, „Fack ju Göhte“) ihr Regiedebüt mit „SMS für Dich“ und zeigte allen Schweigers und Schweighöfers, dass auch sie eine richtige Beziehungskomödie drehen kann – mit sich in der Hauptrolle.

Jetzt stand sie erneut hinter und vor der Kamera – und beackerte ein Genre, das es eigentlich gar nicht gibt: eine Buddy-Komödie für Frauen. „Sweethearts“ kommt am 14. Februar ins Kino.

Darin spielt Karoline Herfurth eine neurotische Frau, die von einer toughen Hannah Herzsprung (37, „Dogs of Berlin“) als Geisel genommen wird – woraus sich eine ganz eigene Freundschaft entwickelt.

Beim Interview sind die Rollen allerdings verkehrt: Da gibt Karoline Herfurth klar den Ton an. Die beiden kommen händchenhaltend zum Gespräch.

Der Film handelt von Freundschaft. Sind Sie denn auch privat Buddies?

Karoline Herfurth: Uns verbindet eine besondere Freundschaft. Es war aber nicht so, dass wir uns gesehen haben und es hat sofort „gefunkt“. Das ist eher zart gewachsen. Wir haben das lange beide nicht so gemerkt, aber es ist immer stärker geworden. Das war wie im Film, nebenbei gesagt.

Hannah Herzsprung: Wir haben uns erst oft bei Castings getroffen.

Und sollten Sie da miteinander spielen? Oder haben Sie für dieselbe Rolle vorgesprochen, quasi als Konkurrentinnen?

Herfurth: Wir waren oft Konkurrenz. Offensichtlich haben andere auch schon immer Ähnliches in uns gesehen.

Herzsprung: Sehr oft. Und immer hast du die Rolle dann gekriegt!

Herfurth: Das stimmt nicht. Das war eine gute Mischung. Ich habe einen Film gemacht, den du wahnsinnig gern gemacht hättest. Und umgekehrt.

Ist man da dem anderen dann nicht böse? Oder trägt es ihm nach?

Hannah Herzsprung (rechts) in „Die geliebten Schwestern“.
Hannah Herzsprung (rechts) in „Die geliebten Schwestern“. © WDR/Senator Film | WDR/Senator Film

Herzsprung: Als ich den einen Film so unfassbar gern gemacht hätte, kannten wir uns noch nicht. Ich war da wirklich traurig, dass ich den nicht gekriegt habe. Aber als ich den Film gesehen habe, habe ich verstanden, warum man sich für Karo entschieden hat.

Herfurth: Das ist meistens so. Wenn Hannah die Rollen gekriegt hat, die ich spielen wollte, habe ich immer gemerkt, die Rolle braucht etwas, was ich nicht mitbringe. Deswegen funktionieren wir zusammen so gut. Weil wir komplett unterschiedlich sind. Aber da war sofort eine Energie da. Die kannst du nicht herstellen. Die ist einfach da. Oder sie kommt nicht. Das ist was Besonderes.

Herzsprung: Aber das war ja auch nur, weil ich dir vertraute. Würden wir beide in einem Film nur spielen, bekäme ich nie Feedback von ihr, das wäre ja auch absurd. Aber diesmal kam das ständig, und wenn das von einer Regisseurin kommt, die auch selbst Schauspielerin ist, ist das ungeheuer lehrreich.

Auch wenn Sie es nicht gern hören: Aber wie schwierig ist es denn wirklich für Frauen, gute Rollen im Film zu kriegen?

Herfurth: Vermutlich sind wir in der Hinsicht ein bisschen verwöhnt. Wir zwei sind gut ausgelastet, kriegen auch komplexe Rollen angeboten. Trotzdem sind die Angebote nicht üppig gesät …

Herzsprung: … vor allem für die vielen tollen Schauspielerinnen, die es gibt.

Herfurth: In Deutschland ist noch das Problem, dass du kein internationales Publikum hast, die Auswertungsmöglichkeiten sind also begrenzter, die Budgets damit auch. Die Konkurrenz ist sehr groß, da geht man nicht gern auf Risiko. Wir beide fallen also wohl eher aus dieser Statistik raus.

Frau Herfurth, die Figur, die Sie sich ins Drehbuch geschrieben haben, wird ständig schlimmen Situationen ausgesetzt. Leben Sie da irgendeinen verborgenen Masochismus aus?

Karoline Herfurth in „Fack ju Göhte“.
Karoline Herfurth in „Fack ju Göhte“. © Constantin Film

Herfurth: Nee, das dient einfach der Komödie. Die besten Lacher sind immer die auf die eigenen Kosten. Das sollte halt nicht Heititei sein, die sollten rabiat miteinander umgehen.

Wir haben die extremsten Pole aufgebaut. Mel ist die toughste Person, die man sich vorstellen kann, die denkt, sie müsste alles allein schaffen.

Franny ist die Panik-Ummel, die glaubt, sie schafft nichts allein. Aber am Ende schaffen sie beides zusammen. Und je verrückter die eine wird, desto ruhiger wird die andere. Die wichtigsten Begegnungen kommen manchmal überraschend.

Herzsprung: Wie bei uns privat ja auch.

Herfurth: Aber natürlich nicht so extrem. Man kann Freundschaften nicht planen, die überraschen einen. Man trifft sich zufällig, daraus kann was Besonderes wachsen. Das Leben ist manchmal klüger als man selbst.

Und wie war das für Sie, Ihrer Freundin ständig auf die Nase zu geben?

Herzsprung: Da sprechen Sie jetzt leider einen ganz schlimmen Punkt an. Die rabiaten Momente gehen, wenn man sie richtig probt, gut. Gefährlich sind diese unkontrollierten Bewegungen. Am vorletzten Drehtag haben wir eine Szene, in der ich mit der Waffe herumfuchtele, zum x-ten Mal gedreht – Karo liebt viele Takes! – und immer ging es gut.

Aber plötzlich, Karo gab noch Regieanweisungen, hat sie ganz stark geblutet. Ich habe ihr mit der Pistole am Kopf einen richtigen Schlag versetzt! Die Narbe, die man mir als Mel jeden Tag geschminkt hat, habe ich ihr eins zu eins an dieser Stelle über dem Auge zugefügt. Ich war völlig fertig. Ich habe dieser Frau für alle Zeiten eine Narbe versetzt.

Und diese Narbe bleibt jetzt?

Herfurth: Ja, das ist meine „Sweethearts“-Narbe. Wie gesagt, ich liebe sie heiß und innig. Ich will überhaupt nur welche von Hannah. Sie ist ja wirklich die sanfteste Person, die es gibt.

Herzsprung: Auch das ist etwas, was uns unterscheidet.