Hollywoodstar Hugh Jackman spielt in seinem neuen Film einen gefallenen US-Politiker – eine Rolle, aus der er einiges gelernt hat.

Showman – zu kaum jemandem passt dieser Begriff so gut wie zu Hugh Jackman. Der Australier brilliert seit mehr als zwei Jahrzehnten als Musicaldarsteller auf dem Broadway, als Sänger und Star in Hollywood-Blockbustern wie „X-Men“. Dazu eine Vorzeige-Ehe und zwei Kinder.

Der „Sexiest Man Alive“ von 2008 verströmt nach einer überstandenen Hautkrebserkrankung eine positive Energie. Nur in seinem neuen Film „Der Spitzenkandidat“ geht es dunkler zu. Jackman verkörpert den früheren US-Politiker Gary Hart, der während des Präsidentschaftswahlkampfs 1988 in einen Skandal um eine vermeintliche Beziehung zu einer Journalistin rutscht.

Im Gegensatz zu Gary Hart, der US-Präsident werden wollte, sind Sie nie über Affären in Ihrem Privatleben gestolpert. Warum nicht?

Hugh Jackman: Weil meine erste Priorität immer die Familie war und ist. Ich weiß genau, was in meinem Leben wichtig ist, und darauf achte ich penibel. Ich lasse mich von nichts ablenken.

Hätten Sie es gut gefunden, wenn Hart damals kandidiert hätte?

Jackmann: Ich möchte es mal so beantworten: Wenn ich einen Film drehe, will ich wissen, ob der Regisseur dazu imstande ist, seine Vision umzusetzen. Mich interessiert nicht, ob es in seinem Privatleben Probleme gibt. Wenn das der Fall wäre, dann hätte ich vermutlich die Hälfte meiner Filme absagen müssen. Und in Sachen Politik spielt es keine Rolle, ob du ein guter Ehemann oder eine gute Ehefrau bist. Du kannst trotzdem eine gute Führungspersönlichkeit sein. Ich frage mich vielmehr: Hat dieser Mensch Ideen für die Zukunft? Schaut er nach vorne? Ist er in seinem Denken kreativ? Und hat er den Mut, die Überzeugung und die Inte­grität, das umzusetzen? Das war und ist bei Gary Hart auf jeden Fall gegeben. Für Leute mag das Verhalten im Privatleben eine Rolle spielen, aber so denke ich nun mal nicht.

Hugh Jackman als US-Politiker Gary Hart in „Der Spitzenkandidat“.
Hugh Jackman als US-Politiker Gary Hart in „Der Spitzenkandidat“. © © 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH | © 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Und wie kann man die Leute von sich überzeugen?

Jackmann: Du musst kommunizieren können. Du musst den Menschen sagen: Zerbrechen wir uns nicht einfach den Kopf über das Hier und Jetzt, sondern lass uns gemeinsam eine neue Welt schaffen. Und dann musst du ihnen vermitteln, dass du sie dorthin bringen kannst. Du musst also Visionär sein. Die großen Politiker dieser Welt wie Nelson Mandela waren alle Visionäre.

Aber was muss sich konkret ändern, damit diese Prinzipien im politischen Denken Einzug halten?

Jackmann: Ich habe mich mit Gary Hart darüber unterhalten. Und er meinte: „Jetzt ist die beste Gelegenheit, endlich wieder zu den Urprinzi­pien zurückzukehren.“ Und das bedeutet: Amerika ist eine Repu­blik. Und was ist die Basis einer ­Republik? – Bürgerpflicht. John F. Kennedy hat es am besten ausgedrückt: „Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.“

Was können Sie denn für Ihr Land tun?

Jackmann: Streng genommen ist die Frage falsch gestellt. Denn inzwischen sollten wir gar nicht mehr in Ländergrenzen denken. Die Welt ist längst zu sehr verflochten – ökonomisch, ökologisch. Was in Äthiopien passiert, hat Einfluss auf unser Leben hier. Lösungen lassen sich nur noch im Kollektiv finden. Ich unterstütze deshalb in diesem Zusammenhang auch Veranstaltungen wie das Global Citizen Festival. Wir können eben nicht mehr denken: „Das ist nicht unser Problem, soll jeder vor seiner eigenen Tür kehren.“ Und mit diesem neuen Denken habe ich sogar meinen Erziehungsstil geändert.

Inwiefern?

Jackmann: Früher dachte ich mir: Meine Kinder sollen unabhängig sein, die sollen auf eigenen Füßen stehen. Aber jetzt finde ich, Kinder sollten kommunizieren, wenn sie Hilfe brauchen. Wir sind alle miteinander verbunden. Wenn jemand Hilfe braucht, dann helfen wir ihm. Wir sind eine Gemeinschaft. Und wenn wir bereit sind, uns um unsere unmittelbare Gemeinschaft zu kümmern, dann kann sich dieses Denken in der ganzen Welt fortsetzen.