London. Sein Rock-’n’-Roll-Lebensstil ist legendär: Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards wird 75 Jahre alt – und denkt nicht ans Aufhören.

Dass er 75 Jahre wird, hätte Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards einst selbst nicht gedacht. 1971, an seinem 28. Geburtstag, bemerkte er: „Es behauptet ja keiner, dass man gleich das biblische Alter von 70 Jahren erreichen muss. Als ich 20 war, konnte ich mir noch nicht mal vorstellen, wie man sich mit 28 fühlt.“

Inzwischen hat er wohl vor, ein Methusalem zu werden, Dienstag feiert Keith Richards sein damals noch unvorstellbares Alter – ein Dreivierteljahrhundert. Mit ein paar alten Gewohnheiten hat er dafür gebrochen: Seinen Alkoholkonsum schraubte er auf ein gelegentliches Glas Wein zurück.

Strychnin genommen – seine Freunde dachten, er wäre tot

Dass er so alt geworden ist und immer noch auf der Bühne steht, ist eigentlich ein medizinisches Wunder. Drogen und Drinks waren lange Jahre sein tägliches Brot. „Mir wurde von Ärzten wiederholt eine Lebenserwartung von nur sechs weiteren Monaten prophezeit. Und dann ging ich zu ihrer Beerdigung“, lachte er über die vielen Warnungen.

Nur einmal ging es beinahe schief, als er in Zürich mit Strychnin versetztes Marihuana zu sich nahm. Er fiel in ein Koma und hörte, wie seine Freunde seinen Tod beklagten.

Viele Geschichten – nicht alle stimmen wohl so ganz

Die Rolling Stones 1962: Bill Wyman, Brian Jones, Mick Jagger, Keith Richards and Charlie Watts (v. l.)
Die Rolling Stones 1962: Bill Wyman, Brian Jones, Mick Jagger, Keith Richards and Charlie Watts (v. l.) © imago stock&people | imago stock

Legenden um den wilden Rocker gibt es viele: So sorgte er für die berühmte Schlagzeile „Ich schnupfte meinen Vater“, als weltweit berichtet wurde, dass er die Asche seines Vaters gemischt mit Kokain in der Nase hochgezogen hätte. Später korrigierte er die Meldung über diese ungewöhnliche Beisetzungsform. Es sei wirklich nur eine winzige Prise gewesen.

Seinen mysteriösen Unfall 2006 auf einer Fidschi-Insel vermag Richards nicht aufzuklären. Seiner Darstellung nach war er nicht berauscht auf eine Palme geklettert, sondern hätte lediglich auf einem Busch gesessen und wäre „nur in die falsche Richtung gefallen“.

Zu der danach nötigen Kopfoperation meinte er: „Das muss ein interessanter Augenblick für den Chirurgen gewesen sein, der meine Gedanken sah, wie sie in meinem Kopf herumflogen. Sie haben einen Teil der Scheiße in meinem Gehirn rausoperiert, aber viel wieder zurückgestopft. Wenn man Keith Richards heißt, muss man alles einmal mitmachen.“

Begegnung mit Mick Jagger war nur Zufall

Verbürgt ist indessen die historische Zufallsbegegnung auf dem Bahnhof der englischen Kleinstadt Dartford am 17. Oktober 1961 mit Mick Jagger. Beide kannten sich noch aus der Grundschule.

Im Gespräch stellten sie dann fest, dass sie die gleiche Faszination für Rhythm and Blues teilten. Richards’ geliebter Großvater hatte ihm Grundkenntnisse in der klassischen spanischen Gitarrenmusik beigebracht. Das war der Anfang der wohl berühmtesten und langlebigsten Band der Rockgeschichte.

Spitzname: „Das lebende Riff“

Richards’ Spezialität sind nicht virtuose Soli oder lange Improvisationen, sondern eine sich ständig wiederholende, rhythmisch prägnante, dabei melodisch nur wenig abgewandelte Phrase. Sie brachte ihm den Spitznamen „das lebende Riff“ ein. Die einleitende Gitarre aus dem Überhit „Satisfaction“ (1965) ist wohl ebenso unvergesslich geworden wie der Auftakt zu Beethovens „Schicksalssymphonie“.

Apropos Schicksal – es meinte es gut mit dem Arbeitersohn. Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen und mit einer abgebrochenen Schulausbildung, ist er jetzt mit einem geschätzten Vermögen von 300 Millionen Euro einer der reichsten Künstler weltweit. Er besitzt angemessen große Anwesen in England, Wisconsin und auf einer Karibikinsel.

Seit 1983 ist Richards mit Patti Hansen verheiratet

In der Liebe ist er erstaunlich beständig. Seit 1983 ist Richards mit dem US-Model Patti Hansen (62) verheiratet. Zwischen 1967 war er mit der deutsch-italienischen Schauspielerin Anita Pallenberg liiert. Richards ist Vater von fünf Kindern und hat ebenso viele Enkel.

Auch nach dem Riesenerfolg der „No Filter Tour“ durch Europa und den USA, die diesen Sommer endete, spielt der Rockstar nicht mit dem Gedanken, ein Rentner zu werden.

Musik beschreibt er als die Essenz seiner Existenz: „Nach Essen, Luft, Wasser und Wärme ist Musik die größte Notwendigkeit des Lebens.“ Und weiter: „Ich spiele, bis ich umfalle.“