München. Vor kurzem ist Peter Maffay erneut Vater geworden – mit 69 Jahren. Im Interview spricht der „Tabaluga“-Schöpfer über sein spätes Glück.

Ein trister Novembersonntag in München – aber Peter Maffay lässt sich von solchen Stimmungen nicht beeindrucken. Zumal der 69-Jährige auch über eine der buntesten Schöpfungen seiner ganzen Karriere sprechen darf: Sein Drache Tabaluga feiert in einem Animationsabenteuer (Start 6. Dezember) nach einem jahrzehntelangen Siegeszug durch alle Medien sein Kinodebüt.

Das erste Album Ihrer Märchenreihe hieß „Tabaluga und die Reise zur Vernunft“. Wann sind Sie selbst vernünftig – und wann unvernünftig?

Peter Maffay: Das mit der Vernunft ist relativ. Manche Leute betrachten das, was ich mache, als unvernünftig. Und ich denke, es ist vernünftig. Neulich saß ich mit ein paar Jungs zusammen, und wir unterhielten uns über die Sinnhaftigkeit eines Tonstudios. Dabei kamen wir zu dem Entschluss, dass das eine Einrichtung ist, die wie ein Klotz am Bein hängt. Man muss sie immer wieder updaten und in Schuss halten. Und dann haben wir einstimmig festgestellt, dass es wahrscheinlich die beste unvernünftigste Sache ist, die man machen kann.

Warum die beste?

Maffay: Weil das ein Zuhause ist, in das man sich zurückziehen und wo man entspannt etwas Neues entwickeln kann. Es ist zum Beispiel auch unvernünftig, eine Tour mit 20, 30 Konzerten in 35 Tagen zu machen. Man ist jeden Tag unterwegs, es ist anstrengend. Aber es ist auch affengeil.

Sie wurden vor drei Wochen wieder Vater. Fällt das in die Kategorie „vernünftig“ oder „unvernünftig“?

Maffay: Aus Sicht mancher Menschen ist es unvernünftig, in meinem Alter eine kleine Tochter zu haben. Aber 69 Jahre sind nicht gleich 69 Jahre. Das zeigt sich vor allem dann, wenn man mit jemand zusammen ist, der sehr viel jünger ist.

Wer sich dagegen allzu vernünftig verhalten will, muss sich Emotionalitäten abschminken, die wichtig sind. Mit Emotionen sind wir auf die Welt gekommen. Ich glaube nicht, dass die Schöpfung diese als Ballast erzeugt hat. Emotionen zu haben, heißt, sensibel zu sein, Energien freizusetzen. Ohne sie bräuchte ich keine Gitarre anzufassen.

Aber wer zu emotional agiert, kann auch Probleme bekommen.

Maffay: Klar, denn man ist auch eingebunden in ein System, von dem man zuweilen abhängig ist. Zum Beispiel arbeite ich mit vielen Mitarbeitern meiner Tonträgerfirma Sony seit Jahrzehnten zusammen. Uns verbindet eine Freundschaft. Aber wenn es dann um Fragen wie Marketing oder Promotion geht, dann gibt es ein Regelwerk, dem ich vielleicht nicht immer ganz zustimme. Das läuft dann auf Kompromisse hinaus.

Als Tabaluga-Märchenonkel haben Sie Millionen von Kindern neue Erkentnisse vermittelt. Was können eigentlich Ihre eigenen Kinder von Ihnen lernen?

Maffay: Ich glaube, dass man den Kindern eine Stütze sein muss, bis sie selbstständig durchs Leben gehen können. Die einen früher, die anderen später. Man kann Entwicklungen, Talente oder bestimmte Anlagen fördern. Aber letztlich ist es wie ein Bauchladen: Ich biete dies, ich biete dir das, und du kannst dich selbst bedienen. Dieses Angebot und die Freiheit, dem Kind zu erlauben, daraus auszuwählen, formen seine Persönlichkeit.

Mein Sohn ist 15. Vor einem Jahr habe ich versucht, ihm ein paar Gitarrengriffe beizubringen, aber da hatte er noch ganz andere Prioritäten. Neuerdings machen wir das über die verschiedensten Kanäle, auch übers Handy oder übers Netz. Er hat sich also diesem Thema zugewandt, ohne dass ich auch nur den geringsten Druck ausgeübt habe.

Und wie entwickelt sich Ihre kleine Tochter?

Maffay: Die junge Dame ist jetzt drei Wochen alt und total von uns abhängig. Gleichzeitig diktiert sie uns den Stundenplan. Diese Power besitzt sie also schon, was wiederum mit Emotionalität zu tun hat. Denn wenn sie zu schreien anfängt, dann gehen bei uns die Alarmglocken an.