Hamburg. Jörg Pilawa ist nicht nur einer der bekanntesten Quizmaster der Nation. Er gilt auch als einer der führenden Rateshow-Produzenten.

Ob „Quizduell“ oder „Paarduell“, ob „Rettet die Million“ oder „Weihnachts-Quiz“ – Jörg Pilawa (53) ist der Mann, der Millionen Fernsehzuschauer mit immer wieder neuen Fragespielen begeistert. Doch nicht nur vor der Kamera ist er erfolgreich.

Was nur Wenige wissen: Auch dahinter zieht er die Strippen. 2003 gründete er die TV-Produktionsfirma White Balance. 2007 wurde er Inhaber der Produktionsfirma Herr P, an der auch die Firma Endemol beteiligt war. Seit Jahresanfang gehört sie ihm.

Jörg Pilawa zeigte schon früh Unternehmergeist

Wenn man verstehen will, was den Unternehmer antreibt, muss man bis in die 70er-Jahre zurückgehen. Obwohl familiär in dieser Hinsicht völlig unvorbelastet, verspürte der junge Pilawa „das Unternehmer-Gen schon sehr früh“ in sich.

Er machte sich bereits in jungen Jahren Gedanken über Geschäftsmodelle. Zunächst ging es um eher profane Tätigkeiten wie das Rasenmähen in der Nachbarschaft. Dann wirkte er als Vortänzer einer Tanzschule, deren Bar er später betrieb.

Pilawa brach zwei Studiengänge ab

„Ich habe schon zu Schulzeiten fünf Tage die Woche gearbeitet“, sagt Pilawa. „Ich kam abends um zehn nach Hause.“ Der Hamburger ist seit Kindesbeinen an einer, der gerne etwas auf die Beine stellt, der sich ausprobieren will.

Diese Einstellung war seinem Erfolg als Schüler und Student nur bedingt zuträglich. Um das Abitur zu schaffen, bedurfte es eines Schulwechsels. Später brach er sowohl sein Medizin- als auch sein Geschichtsstudium ab.

Als Student las er Zählerstände von Heizanlagen ab, fand dann aber schnell seine wahre Berufung als Moderator – zunächst beim schleswig-holsteinischen Privatradiosender RSH. Pilawa empfand sich weiterhin als Ich-AG.

Bis auf den heutigen Tag heftet er alle Rechnungen ab, die er schreibt. Das hat er schon als Schüler getan. Er besitzt ein ganz persönliches Rechnungsarchiv, das Jahrzehnte zurückreicht. „Das ist das Tagebuch, an dem ich ablesen kann, was ich wann im Leben gemacht habe.“

Pilawa gründete eigene Firma mit 35 Jahren

Er habe immer gern selbstständig gearbeitet, sagt Pilawa. „Da bleibt man wach.“ Doch den Schritt aus der Ich-AG heraus, die Gründung einer Firma, in der er Verantwortung für seine Mitarbeiter übernehmen musste, wagte er erst im Alter von 35 Jahren.

2001 gründete er die TV-Produktionsfirma White Balance. Der Moderator war damals von Sat.1 ins Erste gewechselt. Er sollte die Quoten des ARD-Vorabendprogramms mit einer neuen Quizshow auf Vordermann bringen. Die Wahl fiel auf ein Format namens „Veto“, aus dem später „Das Quiz mit Jörg Pilawa“ wurde.

Die Rechte daran hielt die Kölner Firma Grundy Light Entertainment. Pilawa wollte aber in Hamburg drehen und die Kontrolle an der Produktion behalten, die jährlich auf 220 Sendungen kam. So entstand White Balance, die zusammen mit den Kölnern die Show produzierte.

Produzent auch für Plasberg und Lanz

Es folgten zahlreiche Formate wie „PISA – der große Ländertest“ oder „Der große Partnerschaftstest“. Pilawa produzierte damals auch für andere Moderatoren. Für den NDR brachte er das von Frank Plasberg moderierte Format „Die klügsten Kinder des Nordens“ auf den Bildschirm. Und für das ZDF produzierte er „Das will ich wissen“ mit Markus Lanz. Irgendwann zählte seine Firma 120 Mitarbeiter.

Als Moderator und Produzent hatte Pilawa keine Zeit, sich um die Vermarktung seiner Formate zu kümmern. Deshalb stieg 2005 die Berliner Firma MME bei White Balance ein, die in dem internationalen Produktionsriesen All3Media aufging. Zwei Jahre danach verkaufte er die Firma komplett an MME. Pilawa benötigte ein Jahr Auszeit.

„Rette die Million“ war Startschuss für Firma Herr P

Das Jahr war noch nicht vorüber, der Produzent und Moderator weilte mit seiner Familie in Kanada, als ihn der Anruf eines Jugendfreunds ereilte. Der hatte gerade bei der holländischen Produktionsfirma Endemol angefangen und war auf ein Format gestoßen, als dessen Moderator er sich Pilawa sehr gut vorstellen konnte. Es handelte sich um das Quiz „Rette die Million“.

Pilawa war sofort Feuer und Flamme. Er gründete mit Endemol die Produktionsfirma Herr P und produzierte für das ZDF die Quizshow. Von Endemol erhoffte er sich Unterstützung bei der internationalen Vermarktung.

Die Holländer, die damals vor allem für Privatsender arbeiteten, wollten mithilfe ihres neuen Partners einen Fuß in die Tür bei den Öffentlich-Rechtlichen bekommen. Beides klappte – allerdings nur bei Formaten, die Pilawa auch selbst moderierte.

Pilawa entschloss sich, kürzer zu treten

Das war anstrengend. Hinzu kam, dass Endemol ein strenges Berichtswesen hatte. Jedes Quartal mussten Bilanzzahlen vorgelegt werden. Das bedeutete zusätzlichen Stress. Irgendwann wurde es Pilawa zu viel. Der heute 53-Jährige entschloss sich, etwas kürzerzutreten, auch wenn dies Umsatzeinbußen zur Folge haben sollte.

Anfang des Jahres übernahm er die Anteile von Endemol. Heute beschäftigt er noch 15 bis 18 Mitarbeiter, mit denen er in der Hamburger Speicherstadt residiert. Umsatz- und Gewinnzahlen will Pilawa, wie fast alle kleineren Unternehmer, nicht nennen. Aus dem Bundesanzeiger geht aber hervor, dass seine Firma 2017 einen Jahresüberschuss von knapp 975.000 Euro erwirtschaftete.

Pilawa denkt über Talkshow-Produktion nach

Mit Formaten wie dem „Quizduell“ und dem von Kai Pflaume moderierten „Kaum zu glauben“ ist Herr P nach wie vor einer der führenden deutschen Produzenten von Quizshows. Darüber hinaus beschäftigt sich Pilawa derzeit intensiv mit dem Thema Talk – „Das wird wieder kommen“ – und denkt über digitale Angebote nach.

Für letztere interessieren sich nicht nur Sender. Pilawa spricht auch mit Unternehmen der Lebensmittelbranche, die auf ihren Websites und in ihren Apps unterhaltende Inhalte anbieten wollen. 2019 könnten die ersten digitalen Produkte aus dem Hause Herr P auf den Markt kommen.

Bis 2014 war Pilawa auch Mitinhaber eines Herrenausstatters

Dass die Firma sich laut Wikipedia aber auch mit Catering sowie mit dem An- und Verkauf sowie mit der Vermietung von Autos beschäftigt, ist aber eine Ente. Womöglich entstand sie, weil sich Pilawa von 2009 bis 2014 in einer komplett anderen Branche engagierte. Er war Mitinhaber eines Herrenausstatters.

Doch heute füllt ihn sein Produzentendasein komplett aus. 60 Sendungen pro Jahr moderiert er noch selbst. In den kommenden Jahren will Pilawa vor allem Shows mit jungen, noch unbekannten Moderatoren ins Fernsehen bringen. Wachstumsziele hat er nicht.

„Wachstum ist für mich ein Unwort“, sagt er. „Es gibt nichts in der Natur, das stetig wächst, ohne irgendwann kaputt zu sein. Immer zu sagen: noch mehr und noch mehr – das kann es nicht sein.“ Für einen Unternehmer eine eher ungewöhnliche Ansicht.