Essen. Arzu Bazman ist eine der bekanntesten TV-Pflegerinnen. Nun spielt der Star aus der „Sachsenklinik“ auch in „Die Krankenschwestern“ mit.

Sie gehört zur Stammbesetzung der „Sachsenklinik“, die seit zwanzig Jahren dienstags um 21.05 Uhr als Quotengarant in der ARD zu sehen ist: Arzu Bazman (40), den Fans von „In aller Freundschaft“ als Schwester Arzu bestens bekannt, hat Karriere gemacht: Erst ihre Beförderung von der Krankenschwester zur Oberschwester – und nun wurde sie zur Dozentin berufen: Im Donnerstagsableger der beliebten Serie „Die Krankenschwestern“ (ARD, 18.50 Uhr) erläutert sie die Kunst des Spritzengebens.

Über die vielen Jahre haben Sie sicher jede Menge gelernt und kennen sich mit der Pflege der Patienten bestens aus.

Arzu Bazman: Ach was. Man lernt etwas in der Ausbildung, aber doch nicht im Fernsehen. Da haben wir medizinisch-technische Berater neben uns, die genau sagen, was zu tun ist. Aber es bleibt nicht viel davon hängen. Jedenfalls bei mir nicht.

Aber Bettenmachen – das klappt?

Bazman: Oh, das ist lustig. Das versuchen wir am Set fast alle zu vermeiden. Nach zehn Minuten tun einem ja schon so die Arme weh.

Sind sind ja übrigens vom Fach.

Bazman: Ich bin gelernte Arzthelferin. Aber das ist was ganz anderes als Krankenschwester. Eine Krankenschwester ist richtig nah dran am Patienten. Eine Arzthelferin organisiert mehr.

War Arzthelferin Ihr Traumberuf?

Bazman: Nein, überhaupt nicht. Doch ich musste ja irgendeine Ausbildung machen, als ich 16 war. Ich wusste aber echt nicht was. Heute würde ich vielleicht eine Mechatronikerlehre machen. Aber damals, ich wusste es einfach nicht. Frisörin oder eben Arzthelferin.

Szene bei den Dreharbeiten für die neue Serie „In aller Freundschaft – Die Krankenschwestern“: (v.l.n.r.) die 20-jährige Jasmin Hatem (Leslie-Vanessa Lill), der 22-jährige Kiran Petrescu (Daniel Rodic), die Dozentin der fünf Auszubildenden Oberschwester Arzu Ritter (Arzu Bazman), der 21-jährige Fiete Petersen (Adrian Gössel), die 21-jährige Louisa Neukamm (Llewellyn Reichman), Pfleger Darius Korschin (Moritz Otto), Oberschwester Alexandra Lundqvist (Friederike Linke) und die 25-jährige Ramona ‚Mo‘ Unruh (Jaëla Carlina Probst).
Szene bei den Dreharbeiten für die neue Serie „In aller Freundschaft – Die Krankenschwestern“: (v.l.n.r.) die 20-jährige Jasmin Hatem (Leslie-Vanessa Lill), der 22-jährige Kiran Petrescu (Daniel Rodic), die Dozentin der fünf Auszubildenden Oberschwester Arzu Ritter (Arzu Bazman), der 21-jährige Fiete Petersen (Adrian Gössel), die 21-jährige Louisa Neukamm (Llewellyn Reichman), Pfleger Darius Korschin (Moritz Otto), Oberschwester Alexandra Lundqvist (Friederike Linke) und die 25-jährige Ramona ‚Mo‘ Unruh (Jaëla Carlina Probst). © ARD/Daniela Incoronato

Oder Schauspielerin.

Bazman: Genau, ich habe meine Freundin zu einem Casting begleitet. Es ging um eine Moderation. Ich saß neben einer Casterin und hab die vollgeplappert. Da hat sie gesagt, ich soll unbedingt zum Casting reingehen – und ich hatte den Job!

Und die Freundin war sauer?

Bazman: Nein. Aber auch wenn sie sauer gewesen wäre – das kann ja nicht das Argument sein.

Ihre Eltern sind Türken. Sprechen Sie selbst noch gut Türkisch?

Bazman: Natürlich. Ich bin zwar in Berlin geboren, bin aber zweisprachig aufgewachsen. Meine Mutter ist in Hamburg groß geworden, aber sie spricht mit meinem Vater Türkisch. Das ist doch das Tolle, zwei Sprachen zu haben. Ich fand es herrlich, als ich zur Schule ging: morgens in die deutsche Schule und zweimal die Woche nachmittags in die türkische Schule.

Wann fühlen Sie sich türkisch?

Bazman: Wenn es um mein Temperament geht, da bin ich voll türkisch. Oder was die Gastfreundschaft angeht. Zu mir kann immer jemand kommen, mein Kühlschrank ist immer voll.

Haben Sie auch typisch deutsche Gefühle?

Bazman: Ja. Pünktlichkeit ist mir wichtig. Und ich kann sehr diszipliniert sein. Aber bei uns zu Hause ging es immer kunterbunt zu. Als wir klein waren, haben wir mit unseren Eltern Ostern, Nikolaus und Weihnachten gefeiert, haben auch Geschenke bekommen, damit wir in der Schule davon erzählen konnten. Und da ich jetzt so viele internationale Freunde habe, feiere ich inzwischen mit ihnen alle ihre Feiertage mit – egal ob christliche, jüdische oder buddhistische.

Sie sind Muslimin. Wie wurden Sie erzogen?

Bazman: Wir waren ja ein Mädel-Haushalt, meine Schwester und ich. Wir haben nie Druck erlebt oder solche Dinge. Wir durften das, was andere Mädchen auch durften. Mein Vater hat sich über jeden gefreut, den wir mit nach Hause gebracht haben. Natürlich hätte ich einen deutschen Freund haben dürfen. Wir leben total offen. Egal, welche Hautfarbe, welche Religion. Mein Vater hat immer gesagt: „Du kannst jeden mitbringen, wenn er dir Respekt entgegenbringt.“ Aber natürlich war er froh, wenn bei uns die Schule erst mal vorging. Auf Bildung haben meine Eltern sehr viel Wert gelegt. Geige habe ich gelernt und fünf Jahre Klavier gespielt. Davon kann ich nichts mehr, oje. Meine Eltern wollten ihren Kindern eben alles mitgeben. So würde ich es bei meinen ja auch machen.

Sie sind 40 und sagen immer, Sie fühlen sich noch richtig jung.

Bazman: Aber klar. Ich finde das Leben total toll. Hab voll die Energie. Und bin auch von den Genen geknutscht – ich sehe, glaub ich, einfach deutlich jünger aus. Aber auch wenn es anders wäre, ich bin nicht so eine Botox-Tante. Da hätte ich viel zu viel Schiss, dass mir dann ein Augenlid runterhängt oder so. Aber vielleicht rede ich ja in zwanzig Jahren anders, wer weiß.