Tommi Piper wurde als Stimme des TV-Außerirdischen Alf zu Deutschlands bekanntestem Synchronsprecher. Heute fühlt er sich ausgenutzt.

Die Stimme ist immer noch die alte. Wer mit Tommi Piper (77) spricht, hat sie gleich vor Augen: die großen TV-Stars der 80er- und 90-Jahre. Als deutsche Synchronstimme des Außerirdischen „Alf“, von Serien-Star Tony Danza („Wer ist hier der Boss?“) oder Hollywood-Ikone Nick Nolte wurde der gebürtige Berliner zum Star. In den vergangenen Jahren aber ist es ruhiger um Piper geworden. Hier mal ein Gastauftritt bei Reihen wie ­„Soko 5113“, dort mal eine Synchronisation.

Da scheint die Meldung, dass Warner Bros. in den USA an einer Neuauflage der Kultserie „Alf“ arbeitet, doch gerade recht zu kommen. Wäre das nicht die Chance für ein Comeback? Tommi Piper winkt ab. „Das Thema ,Alf‘ kann ich nicht mehr hören“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Eine Neuauflage sehe ich sehr kritisch. Die Serie war vor 30 Jahren vielleicht lustig, aber der Zeitgeist hat sich gewandelt.“

4,5 Millionen verkaufte Tonträger mit Liedern und Hörspielen

Auf den flauschigen Außerirdischen ist Piper nicht mehr gut zu sprechen. Dabei gehören der Erfolg der Serie und Piper untrennbar zusammen. Er war es, der sich viele von Alfs berühmten Sprüchen wie „Null Problemo“ oder „Ich lach’ mich tot“ ausdachte. Und jetzt das: „,Alf‘ hat meiner Karriere geschadet“, sagt Piper. Er sei danach zu sehr auf die Rolle festgelegt gewesen. „Vieles andere wurde mir gar nicht mehr angeboten.“ Piper ist sauer – vor allem auch auf die Produzenten von damals. „Für die war ,Alf‘ doch eine reine Merchandising-Figur“, schimpft er. Einen künstlerischen Anspruch, wie er ihn habe, stehe dem Geld doch nur im Weg.

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    Und davon, so Piper, hat er sowieso nichts gesehen. „Ich bin bei der Bezahlung doch immer leer ausgegangen.“ Mehr als 4,5 Millionen Tonträger mit Liedern und Hörspielen wurden durch den Erfolg der Serie verkauft. „Ich habe davon keinen Pfennig gesehen“, sagt Piper. Noch habe ihn auch niemand gefragt, ob er bei einer „Alf“-Neuauflage dabei sein wolle. „Aber wenn“, stellt er klar, „muss da richtig viel Geld bei rüberkommen“.

    Erster Synchronerfolg war Rolle des „Little Joe“

    Wenn er so spricht, merkt man Piper an, dass seine Karriere nicht ganz so verlief, wie er sich das vielleicht gewünscht hätte. Als Sohn des Hamburger Schauspielers Heinz Piper kam er schon früh in Kontakt mit dem Theater und dem Fernsehen. Bis heute kennt man die Stimme des Vaters aus der Einleitung in den Silvester-Klassiker „Dinner for One“. Sohn Thomas, genannt Tommi, wirkte schon als Kind bei Hörspielen mit, hatte später Engagements an den Bühnen in Hannover und Lübeck.

    Der erste Synchronerfolg war die Rolle des „Little Joe“ (Michael Landon) in „Bonanza“. Spätestens mit „Alf“ wurde Piper dann schließlich zu Deutschlands bekanntestem Synchronsprecher. Doch mit dem Ende von „Alf“ 1991 und dem alkoholbedingten Karriereknick von Nick Nolte, den er auch synchronisierte, sank auch Pipers Stern.

    Netflix hat ihn als zu alt abgelehnt

    Heute hält er sich mit kleinen Sprecher-Jobs über Wasser – für die er Anfahrt und Unterkunft oft selbst bezahlt. In seiner Freizeit bastelt er in München an seinem kleinen Boot. Große Jobs sind rar. „Ich bin auch einfach zu alt“, glaubt Piper. Gerade erst wurde er vom Online-Videoanbieter Netflix „gefeuert“, wie er sagt. US-Schauspieler Tony Danza soll dort demnächst mit einer neuen Serie zu sehen sein. Piper synchronisierte Danza bereits in den 90er-Jahren. „Jetzt haben die gesagt, ich sei zu alt – und haben mich durch einen 64-Jährigen ersetzt“, sagt Piper. Und karrt gegen die Online-Produzenten von Netflix mit einem für ihn typischen Spruch noch mal nach: „Diese Internet-Typen hab ich sowieso gefressen!“ Vielleicht ist da auch etwas verletzter Stolz dabei. Und trotzdem weiß auch er: „Jeder ist ersetzbar.“

    Doch ganz zu schlägt Piper die Tür für „Alf“ dann doch noch nicht. „Ich weiß noch nicht, ob ich den Job machen würde, wenn man mich zu einer Neuauflage fragt.“ Sein Selbstvertrauen hat er aber nicht verloren: „In der Lage dazu wäre ich aber.“