München. Der Regisseur und Filmemacher Michael Verhoeven feiert seinen 80. Geburtstag – und zwar nur mit seiner langjährigen Frau Senta Berger.

Wer einen Vater wie den berühmten Theatermann Paul Verhoeven hat, der erntet manches Mal überraschte Reaktionen, wenn er einen soliden Beruf ergreifen will. So erinnert sich der Regisseur Michael Verhoeven an seinen alten Herrn. Dieser war nämlich damals entsetzt, als er hörte, dass sein Sohn Medizin studieren wolle. „Wie kann man, wenn man als Schauspieler Chancen hat, Arzt werden wollen? Das ist ein Missgriff“, gibt Verhoeven dessen Reaktion wieder.

Heute wäre der Vater sicher zufrieden. Sein Sohn gilt als einer der wichtigsten politischen Filmemacher, ist mit der Schauspielerin Senta Berger (77) glücklich verheiratet und hat seine Kinoleidenschaft an die Söhne Simon und Luca weitergegeben. Am Freitag wird Michael Verhoeven, der in München lebt, 80 Jahre alt. Er habe viel Glück gehabt, sagt der Regisseur rückblickend dieser Zeitung. Während des Zweiten Weltkrieges blieb ihm vieles erspart. Als die Bomben auf Berlin fielen, flüchtete die Familie auf einen Bauernhof bei Coburg.

Schwärmerei für Film „Das doppelte Lottchen“

„Die letzten Kriegsjahre habe ich auf dem Land verbracht, wo nur ein einziges Bömbchen gefallen ist, und ich hatte dadurch eine sehr schöne Land- und Bauernkindheit, von der ich heute noch zehre.“ Ein „zufälliges Glück“ sei das damals gewesen. „Ich habe ein bisschen schlechtes Gewissen deswegen, das war ja eine Leidenszeit für viele.“ Ungetrübt war die Kindheit indes nicht ganz. „Ich war auch ein Flüchtling und wurde beschimpft.“

Einige Jahre später in München sammelte Verhoeven andere Erfahrungen. Nachdem er mit zwölf den Film „Das doppelte Lottchen“ gesehen hatte, war er hingerissen von den Zwillingsdarstellerinnen. Er fand heraus, wo sie wohnten, und versuchte täglich, einen Blick auf sie zu erhaschen. „Ich habe sogar meinen Schulweg geändert, um dort vorbeizukommen. Irgendwann habe ich sie angesprochen.“

Drittes Reich nicht im Geschichtsunterricht besprochen

Später stand Verhoeven mit den Mädchen auf der Bühne des Theaters Die kleine Freiheit und spielte „Pünktchen und Anton“, bevor er auch zum Film kam. Dabei lernte er den Schriftsteller Erich Kästner kennen, der ihn faszinierte und mit dem er sich gern unterhielt, auch über politische Themen, die ihn schon früh interessierten. Auch die damals jüngste Vergangenheit – Deutschland im Nationalsozialismus. „Im Geschichtsunterricht wurde alles verschwiegen. 1957 habe ich Abitur gemacht, und wir haben das Dritte Reich nicht erreicht, wir haben mit der Weimarer Republik aufgehört.“

Das faschistische Deutschland – ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch Verhoevens Werk zieht. 1982 brachte er nach vielen Schwierigkeiten „Die weiße Rose“ ins Kino, mit Lena Stolze als Sophie Scholl, die mit Gleichgesinnten wegen ihres Widerstands gegen die Nazis verhaftet und hingerichtet worden war. „Der Film sollte ja eigentlich auch nicht gemacht werden, ich bin fünfmal von der Filmförderung abgelehnt worden“, erinnert sich Verhoeven.

„Willkommen bei den Hartmanns“ sahen über drei Millionen Zuschauer

Ein Filmemacher mit Hang zu gesellschaftskritischen Themen ist Verhoeven bis heute. Mit seinem Sohn Simon produzierte Michael Verhoeven die Erfolgskomödie „Willkommen bei den Hartmanns“. Das Thema: Flüchtlinge in Deutschland. Die „Hartmanns“ sahen im Jahr 2016 über drei Millionen Zuschauer, ein absoluter Rekord in Deutschland. Die Hauptrolle der Ehefrau Hartmann spielt darin die Mutter von Simon (46), die Schauspielerin Senta Berger, mit der Verhoeven seit 1966 verheiratet ist.

„Ja, aber das ist auch wirklich ein Glücksfall, wenn man jemanden kennenlernt und sich verliebt“, sagt Michael Verhoeven über seine Frau. Für ihn ist eine glückliche Ehe kein Mysterium. „Ich habe mir gar nicht so viel vorgenommen, sondern es vielmehr gefunden.“ Seinen 80. Geburtstag will er übrigens nur mit ihr verbringen, ab ins Flugzeug und weg. „Da ist niemand eingeweiht“, sagt er und lächelt. „Wir hauen ab.“ (mit dpa)