Berlin. Die Ex-Profischwimmerin und zweifache Olympiasiegerin Britta Steffen über Disziplin, Pläne und ihr neues Leben mit ihrem Sohn Quentin.

Als Schwimmerin holte Britta Steffen zahlreiche Weltrekorde und Medaillen, darunter auch doppeltes Olympia-Gold, in einer Pause vom Leistungssport studierte sie Wirtschaftsingenieurwesen, doch jetzt hat die 34-Jährige eine ganz neue Aufgabe: Im September vergangenen Jahres wurden sie und ihr Freund Lorenz Ackermann Eltern von Quentin Julius. Sie engagiert sich zudem für Projekte wie das von Volkswagen initiierte „Shifting Shift“, bei dem nachhaltig hergestellte Möbel an das Kinderhilfswerk Die Arche übergeben werden.

Ihr Sohn ist neun Monate alt. Wie hat sich seitdem Ihre Sicht auf die Welt verändert?

Britta Steffen: Früher ging es ja vornehmlich nur um mich selbst, da hatte ich ein Wertebild, das noch aus meiner Kindheit herrührt. Also Disziplin, Fleiß, Arbeit. Das kam mir für den Leistungssport sehr zugute. Was mir auch vermittelt wurde, war, gerecht und fair zu bleiben und möglichst auch Freude an dem zu haben, was ich mache. Das möchte ich auch an meinen Sohn weitergeben. Heute sage ich immer noch: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Erst wenn die Bedürfnisse meines Kindes gestillt sind, habe ich auch eine gute Zeit.

Wie fordernd ist denn Ihr Baby?

Steffen: Am Anfang fand ich es unglaublich anstrengend, weil ich so unter dem Schlafmangel gelitten habe. Und auch mit neuneinhalb Monaten will Quentin immer noch alle zwei, drei Stunden tags wie nachts trinken. Da bin ich extrem glücklich, dass meine Eltern und Schwiegereltern in spe parat stehen, um mit ihm zu spielen und spazieren zu gehen und ich mal eine halbe Stunde Mittagsschlaf bekomme. Danach bin ich auch wieder netter.

Wie sieht die Rollenverteilung bei Ihnen zu Hause aus?

Steffen: Wir haben uns schon von vornherein aufgeteilt, wer was macht. Lorenz ist derjenige, der sich um die Küche kümmert, er nimmt mir aber Quentin auch oft ab. Weil er als Kameramann jedoch öfter für längere Zeit unterwegs ist, hat er mehr kinderfreie Zeit und freut sich dann umso mehr, wenn er den Kleinen betütteln kann. Von daher hält sich das die Waage.

Welche Rolle finden Sie herausfordernder: Mutter oder Schwimmprofi?

Steffen: Im Alltag als Schwimmprofi hatte ich meine Trainingsvorgaben, ich habe den Rhythmus selber bestimmt. Als Mutter muss ich total loslassen, was einen Plan angeht. Ich bin insgesamt flexibler geworden, habe aber gelernt, dass Vorbereitung alles ist. Und man muss die Signale des Kindes frühzeitig lesen können. Außerdem habe ich eine extrem krasse Erfahrung gemacht: Die Welt des Sports hätte auf mich verzichten können, da hätte auch ein anderer meinen Platz einnehmen können. Aber als Mutter bin ich einzigartig für mein Kind, ohne mich geht da nichts.

Würden Sie Ihrem Sohn in ein paar Jahren den Leistungssport empfehlen?

Steffen: Ich würde ihm aus meiner Zeit erzählen – dass es viele schöne Momente gab, es aber auch oft hart war. Mit zwölf Jahren von zu Hause wegzugehen, hat das Leben absolut verändert. Wenn er wirklich Lust darauf hätte, würde ich ihn natürlich unterstützen, aber auch sagen, dass es noch andere Dinge wie Kunst und Musik gibt, die man machen kann, und dass wenig Zeit für Freunde bleibt.

Welche Herausforderungen reizen Sie noch?

Steffen: Ich würde gern mit meinem Freund in die Tanzschule gehen und ein paar Standardtänze lernen. Und ich würde gern Klavier spielen lernen. Ansonsten will ich mich auch noch geistig weiterentwickeln und starte deshalb im September eine Heilpraktiker-Ausbildung.

Im September wird Ihr Sohn ein Jahr alt. Planen Sie ein Geschwisterchen?

Steffen: Wir sprechen das Thema ab und zu an, aber wenn er gerade wieder eine halbe Stunde gebrüllt hat, ist die Entscheidung schnell gefallen. Wir warten jetzt, bis er drei ist, und entscheiden noch mal. Wenn es dann nicht klappt, ist es auch nicht schlimm, weil wir schon ein wunderbares Kind haben.