Berlin. Mary Roos startet mit einem neuen Album und TV-Show wieder durch. Im Interview spricht sie über das Alter – und ihr partnerloses Leben.

Mit neun Jahren veröffentlichte sie ihre erste Schallplatte, und zweimal vertrat sie Deutschland beim Eurovision Song Contest: 1972 mit „Nur die Liebe lässt uns leben“ (Platz 3) und 1984 mit „Aufrecht geh’n“ (Platz 13). Bis heute ist Mary Roos (69) eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Sängerinnen. Ihr neues Album „Abenteuer Unvernunft“ gefällt Fans und Kritikerin gleichermaßen. Im Interview spricht Roos über ihre Liebe zur Musik, zu ihrem Sohn und zu sich selbst.

Frau Roos, Ihr neues Album „Abenteuer Unvernuft“ ist erfolgreich in den Charts, Sie sind Teil der Vox-Show „Sing meinen Song“ und gehen auf Kabarett-Tour. Hätten Sie jemals gedacht, dass Sie mit 69 Jahren so erfolgreich sein würden?

Mary Roos: Ich habe definitiv nicht damit gerechnet. Man kann das Leben nicht vorbestimmen. Vor etwa 50 Jahren war ich bei einer Wahrsagerin, die man mir empfohlen hatte. Ich hatte mich bei ihr unter meinem normalen Namen angemeldet. Und sie sagte mir tatsächlich voraus, dass ich im Alter sehr viel Erfolg haben würde. Als junges Mädchen dachte ich mir damals, was erzählt die mir ... Ich habe mich aber neulich daran erinnert. Diese Frau hat recht behalten. Ich denke, es ist wichtig im Leben, die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.

Eine dieser Entscheidungen war, ihren Sohn Julian (32) in Ihr Management-Team aufzunehmen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Mutter und Sohn?

Roos: Bei uns fliegen auch mal die Fetzen! Natürlich wird da Kritik geübt – von beiden Seiten. Aber wir haben seit jeher eine gute Streitkultur. Und wenn es mal lauter wird, dann ist es spätestens nach zehn Minuten schon wieder vergessen. Keiner von uns ist nachtragend, aber natürlich hat jeder seine Interessen, die er vertritt. Wir können aber beruflich und privat sehr gut trennen und haben ein wunderbares Verhältnis. Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn.

Sie sind für viele Menschen ein Vorbild, weil Sie immer so optimistisch und lebensfroh wirken ...

Roos: Ja, ich bekomme oft auch Zuschriften, wo mir Fans genau das sagen. Ich hatte auch nicht immer nur gute Zeiten. Aber es macht keinen Sinn, sich dann zu sehr zurückzuziehen. Man muss immer wieder aufstehen, darf keine Ängste haben. Es gibt so viele Möglichkeiten, Spaß am Leben zu haben. Ob man nun in einen Club eintritt, Schach spielt oder zum Tanzen geht.

Beruflich läuft es sensationell, fehlt nur noch das private Glück. Ihre beiden Ehen scheiterten ja.

Roos: Ich bin glücklich, auch wenn ich „unbemannt“ bin. Man trägt das Glück in sich, dafür ist jeder selbst verantwortlich. Wenn man mit sich selbst nicht glücklich ist, kann auch niemand anders einen glücklich machen. Das kann man von keinem anderen Menschen erwarten. Aber ich bin zuversichtlich. Man weiß ja nie, was noch kommt.

Sie haben der Liebe nicht abgeschworen?

Roos: Auf gar keinen Fall. Vielleicht treffe ich mit 75 eine neue Liebe. Das kann man nicht sagen. Das kann immer passieren, im Café, auf der Straße, einfach überall. Die Liebe kann auch noch im hohen Alter kommen. Dafür ist es nie zu spät. Klar wäre es schön, einen Partner an der Seite zu haben, aber ich brauche keinen Mann, um glücklich zu sein. Wenn es sein soll, werde ich mich ganz sicher wieder neu verlieben.

Was macht Sie glücklich?

Roos: Das sind die kleinen Sachen. Ich freue mich, dass es endlich Sommer ist, ich freue mich, wenn ich an einer Litfaßsäule vorbeifahre, auf der riesengroß das Plakat von „Sing meinen Song“ klebt. Ich bin glücklich, wenn ich in meinem Garten sein kann.

Würde Sie ein Enkelkind glücklich machen?

Roos: Ich würde mich natürlich freuen, aber ich würde meinen Sohn niemals drängen. Das finde ich schlimm, wenn Eltern so einen Druck auf ihre Kinder ausüben. Es ist ganz alleine seine Sache. Er soll erst einmal sein Leben leben und genießen. Aber ich glaube, ich wäre die fröhlichste Großmutter der Welt.