Paris. Jean-Paul Belmondo war der Herzensbrecher des französischen Films. Seine Rollen sind so legendär wie seine Affären. Nun wird er 85.

Die Herzen der Franzosen hat er im Sturm erobert. Gleich mit seiner ersten Hauptrolle als lässig anrührender Autodieb in Jean-Luc Godards Meisterwerk „Außer Atem“. 1959 war das, Jean-Paul Belmondo gerade einmal 26 Jahre alt und doch schon auf dem Höhepunkt seiner Darstellkunst.

Und natürlich hatte er auch damals schon seine beiden unverwechselbaren Markenzeichen: die platt geschlagene Boxernase und das spöttische Grinsen auf breiten Lippen. „Bébel“, wie er von seiner großen Fangemeinde liebevoll genannt wird, ist der Prototyp des charmanten Draufgängers. Denn den verkörperte Belmondo nicht nur auf der Leinwand, sondern auch im echten Leben.

Einleitung des Siegeszug der Nouvelle Vague

Ganz egal in welchem Gewand Bébel auftrat, ob als knallharter Gangster, als Actionheld à la Hollywood, als Witzbold oder als Liebhaber, ob er sich brutal gab, ironisch oder gefühlvoll – er verstand es immer, authentisch zu wirken.

Grund genug für Frankreichs Regie-Elite, sich nach dem Erfolg von „Außer Atem“, der gleichzeitig den Siegeszug der Nouvelle Vague einleitete, um diesen ebenso coolen wie schillernden Charakter zu reißen.

Belmondo versuchte sich vor dem Studium als Profi-Boxer

Tatsächlich hat Belmondo mit allen großen Filmemachern dieser Epoche gearbeitet, von Jean-Luc Godard über François Truffaut („Das Geheimnis der falschen Braut“), Claude Chabrol („Schritte ohne Spur“), Claude Lelouche („Der Mann, der mir gefällt“) bis hin zu Louis Malle („Der Dieb von Paris“).

Den Sohn eines Bildhauers und einer Tänzerin, der sich vor dem Schauspielstudium als Profi-Boxer versuchte, pries Jean-Pierre Melville nach dem Dreh von „Die Millionen eines Gehetzten“ als einen Star, der einfach alles spielen könne.

Alain Delon war sein großer Konkurrent – und Freund

Den Starstatus, ja den Superstar-Status hatte Belmondo bereits als knapp 30-Jähriger erlangt und rangierte in den 60er- und 70er-Jahren auf Augenhöhe mit seinem einzigen großen Konkurrenten und Freund Alain Delon.

Beide hatten ihre Karriere übrigens 1957 in derselben Krimikomödie („Sei schön und halt den Mund“) begonnen – weitgehend unbeachtet. 13 Jahre später, als sie erneut zusammen in Jacques Derays Gangsterepos „Borsalino“ vor der Kamera standen, überschlugen sich Kritik und Publikum vor Begeisterung.

Rückkehr ans Theater nach einer Verletzung

Für Kassenschlager bürgte Belmondo auch, als er sich im Kino mehr und mehr darauf verlegte, Clint Eastwood oder Charles Bronson Konkurrenz zu machen.

Große Action war angesagt, wenn Bébel so richtig aufräumte als „Greifer“, „Windhund“ oder „Profi“. Wobei er stolz darauf ist, selbst die wildesten Stunts selbst zu erledigen. Erst als er sich beim Dreh von „Der Boss“ eine schwere Verletzung zuzog, besann er sich wieder auf seine schauspielerischen Anfänge und kehrte sogar ans Theater zurück.

Seit einem Schlaganfall ist er teilweise gelähmt

Ebenso wie das Schauspiel haben in Belmondos bewegtem Leben stets auch die Frauen eine wichtige Rolle gespielt. Wie den Draufgänger gab Bébel den Herzensbrecher keineswegs nur auf der Leinwand.

Für Schlagzeilen sorgten seine Affären mit Filmpartnerinnen wie Ursula Andress oder Laura Antonelli. Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Schlaganfall setzte Schauspielkarriere ein vorläufiges Ende

Die beiden Ehen Belmondos scheiterten, eine seiner Töchter kam 2011 bei einem Brand ums Leben. Eine besonders unglückliche Figur gab der Frauenheld dann bei der 2012 beendeten Liaison mit dem 40 Jahre jüngeren belgischen Ex-Mannequin Barbara Gandolfi ab, die ihn schamlos ausnahm.

2001 setzte ein Schlaganfall der Schauspielkarriere nach rund 100 Filmen und 40 Theaterrollen ein vorläufiges Ende – und lässt Bébel mit schweren Lähmungserscheinungen zurück.

Im Sommer stehen neue Dreharbeiten an

Aber der Mime steckt nicht auf, erlernt mühsam wieder das Gehen und Sprechen. Doch nun, als 85-Jähriger schmiedet der Unverwüstliche wieder neue Pläne.

Im Sommer stehen die Dreharbeiten für den Film „Le coup de chapeau“ des französischen Regisseurs Fabien Onteniente an, in dem er eine Hauptrolle übernehmen soll.