Der Sportmoderator Waldemar Hartmann wird 70 Jahre alt. In Erinnerung bleibt vor allem der Ausraster von Bundestrainer Rudi Völler.

Fußball-Europameisterschaften, Fußball-Weltmeisterschaften, Olympische Spiele – wenn die deutsche Nationalelf um den Sieg kämpfte, war der Sportmoderator Waldemar Hartmann ihr häufiger Begleiter. Dass er nach 40 Jahren Berufskarriere in so lebhafter Erinnerung bleibt, liegt aber an anderen Ereignissen: an dem Debakel 2013 bei „Wer wird Millionär?“, als er eine einfache Fußballfrage falsch beantwortete.

Und noch viel mehr an einem Vorfall aus dem Jahr 2003, der sich geradezu ins Zuschauergedächtnis eingebrannt hat: die Wutrede von Bundestrainer Rudi Völler. Gut möglich, dass sich Hartmann diese Szene aus Anlass seines heutigen 70. Geburtstages noch einmal vor Augen führen wird.

Unvergessen, wie Völler im Studio bei Hartmann sitzt und wild gestikuliert. Seine Mannschaft hat soeben ein 0:0 gegen Island abgeliefert. Und sich blamiert. Völler will dieses mediale Zeugnis nicht akzeptieren. Er brüllt „Mist“ und „Käse“, den er sich von den Kritikern nicht bieten lassen wolle. Der Zuschauer wird in seinem Sofa aus der Guck-Routine gerissen. Was ist da los? Völler schimpft, tobt. Hartmann bleibt ruhig. Er ahnt: „Ich habe sofort gemerkt, das schreibt jetzt Fernsehgeschichte“, sagt er später einmal.

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Die einen feierten „Waldi“, andere machten sich über ihn lustig

Das dicke Ende kommt noch. Völler brüllt den Sportmoderator an: „Du sitzt hier locker-bequem auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken und bist schön locker.“ Hartmann, früher Kneipenwirt, hat stets beteuert, dass das nicht stimme: „Ein Weißbier-Spezialist bin ich nicht, eher für Wodka, mein abendliches Bargetränk. Natürlich trinke ich schon mal ein Weißbier, aber sicher nicht drei.“ Immerhin: Sein Ausbruch verschaffte ihm einen zehnjährigen Vertrag als Weißbier-Botschafter.

Waldemar Hartmann, der sich am liebsten „Waldi“ nennen ließ, verfügte stets über ein komödiantisches Talent. Seine Interviews: mehr Methode Stammtisch als Kreuzverhör – eine Art Gegenpol zu den sogenannten Fußball-Experten, die oft so taten, als wäre Fußball Wissenschaft. Während die einen ihn feierten, machten sich die anderen über ihn lustig: Ein Dampfplauderer sei er gewesen, der sich am liebsten selbst darstellte. Hartmann polarisierte. Gut für ihn, denn so machte sich der „Waldi“ zur Marke.

Late-Night-Show mit dem Kabarettisten Harald Schmidt

Das „Ur-Viech“ aus Bayern, wie er oft genannt wurde, besaß noch eine Eigenschaft, die ihm ein Alleinstellungsmerkmal einbrachte. Er duzte fast jeden. Als ehemaliger Wirt war das für ihn normal, sagte er einmal. Überhaupt war Kneipenwirt die Schule seines Lebens. „Du lernst Leute in außergewöhnlichen Situationen kennen und lernst, mit ihnen umzugehen.“

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    Hartmann, Duz-Maschine und Quoten-Garant, wurde 2006 geadelt: Zusammen mit dem Kabarettisten Harald Schmidt – zu der Zeit noch von den Feuilletons gefeiert – bekam er zu Olympia eine Late-Night-Show. „Bildungs-Harry und Weißbier-Waldi?“ – die Öffentlichkeit war skeptisch. Nach zweimal Olympia war Schluss. Und 2012 stellte die ARD auch seine Sendung „Waldis Club“ ein.

    Geburtstagsfeier mit Frau Petra und den Schwiegereltern

    Von der Bildfläche verschwunden war Hartmann nicht: 2013 löste er Schlagzeilen aus, die alle das Wort „Blamage“ beinhalteten: Der Fußball-Experte vergeigte 2013 einen Auftritt als Telefonjoker bei „Wer wird Millionär?“. Auf die Frage, welche Nation den WM-Titel noch nie bei einem Turnier im eigenen Land gewonnen habe, sagte Hartmann: Deutschland. Und blieb steif und fest bei seiner Meinung: „Da gibt es ja nur eins. Deutschland hat natürlich im eigenen Land keine WM gewonnen!“ Die Fans drehten durch. 1974 in München! Weiß doch jeder!

    Den 70. Geburtstag feiert Hartmann, der nach Jahren in der Schweiz in Berlin lebt, mit seiner Frau Petra (47) und den Schwiegereltern bei einem schönen Essen. „Wir werden um 24 Uhr nicht mit großem Brimborium, mit Champagner anstoßen“, sagt er. Und schon stellt sich wieder die Frage, ob es vielleicht dieses Mal drei Weißbier werden können.