Berlin. Der deutsche Schauspieler Steffen Groth über sein Image, seine bevorzugten Rollen und seine Entscheidung für ein Leben als Veganer.

Steffen Groth hat nach dem Interview einen Friseurtermin. Interessant: Ein richtig eitler Mensch würde es wohl andersherum machen. Der 43-jährige Schauspieler hat immer wieder den Schönling und den jungen Liebhaber gegeben, gern auch am Sonntagabend bei Pilcher und Lindström. Besonders gut ist er aber in komischen Rollen, wie als Hochstapler in „Doctor’s Diary“. Oder aktuell als mäßig begabter Staatsanwalt in der Krimiserie „Heldt“ (7. März, 19.25 Uhr, ZDF). Groth lebt mit Lebensgefährtin und Kind in Berlin, aus einer früheren Beziehung hat er zwei weitere Kinder.

Viele Zuschauer kennen Sie als den schönen, etwas oberflächlichen Mann in Beziehungskomödien. Fühlen Sie sich in der Rolle wohl?

Steffen Groth: Es gab anscheinend mal irgendwann in der Presse diese Darstellung, dass ich immer nur junge Liebhaber spielen würde. Viele kennen mich aus „Doctor’s Diary“, im Osten der Republik werde ich oft auf „Weissensee“ angesprochen. Also stimmt das glücklicherweise nicht. Und der Staatsanwalt in „Heldt“ denkt, er wäre der stärkste Hecht im Karpfenteich, dabei ist er nicht wirklich die hellste Leuchte. Solche Rollen machen einfach großen Spaß beim Spielen und haben nichts mit einem schönen Jüngling zu tun.

Und das „Traumschiff“?

Groth: Ich habe zweimal „Traumschiff“ mit einer eher seichten Rolle gemacht, weil ich den Urlaub toll fand (lacht). Ich weiß noch, dass ich mit Wolfgang Rademann über Inhalte reden wollte, und er hat die ganze Zeit die Reiseziele beschrieben und sagte: „So mach ick’s und so kriege ick die Leute ooch. Dich kriege ick ja jetzt ooch, oda etwa nich?“ Und ehrlich gesagt, er hatte recht. Inzwischen weiß ich aber, was für eine fahrende Umweltkatastrophe Kreuzfahrtschiffe sind, und hätte da jetzt eher moralische Bedenken.

Was tun Sie noch für die Umwelt?

Groth: Umweltmäßig leiste ich meinen Beitrag als Veganer, denn die Fleischproduktion und die damit verbundene Massentierhaltung ist eigentlich einer der größten Negativfaktoren in Sachen CO2-Ausstoß.

Geht es Ihnen beim Fleischverzicht also eher um Kohlendioxid als um die Tiere?

Groth: Nein, in erster Linie ist es aus ethischen Gründen und weil ich Tiere mag, CO2-Eindämmung ist ein positiver und unterstützenswerter Nebeneffekt.

Sie engagieren sich auch für Hilfsorganisationen. Wie sieht das aus?

Groth: Für Care bin ich während meines zweiten „Traumschiff“-Drehs zwischendurch mal ausgeschert, habe mir in Kambodscha die Hilfsarbeit vor Ort angeschaut und eine Kurz-Doku darüber produziert, die jetzt an Schulen eingesetzt wird. Im Kosovo habe ich einen zehntägigen Workshop für Jugendliche veranstaltet, in dem es um Gewalt und Männlichkeit ging. Das war eine großartige Erfahrung für beide Seiten. Ich will jetzt auch sehen, ob ich an Schulen in Deutschland was machen kann.

Kürzlich wurde bekannt, dass einige Oxfam-Mitarbeiter nach dem Erdbeben in Haiti sogenannte Sex-Partys veranstaltet haben. Wie geht es Ihnen mit solchen Nachrichten?

Groth: Es ist frustrierend, aber so ist die menschliche Natur. Es gibt ja immer Engelchen und Teufelchen in jedem. Das Schlimmste, was die Menschen aus dieser Nachricht ziehen können, ist das Fazit „Wenn sogar die sich so benehmen, darf ich das auch“. Und da bin ich dann auch schon beim Bildungssystem, das sich radikal ändern müsste. Dort gibt es keine Konzentration auf den Sinn. Und es gibt auch nicht die Frage, was schön ist. Die gibt es höchstens bei „Germany’s next Topmodel“, aber nicht als philosophische Frage. Schön ist es zum Beispiel in meinem Verständnis, wenn zwei Menschen sich gut benehmen und sich toll miteinander verstehen und austauschen.

Damit sind wir wieder beim Thema Schönheit. Hatten Sie schon mal das Gefühl, dass Ihnen Ihr Aussehen bei der Arbeit im Weg stand?

Groth: Ich bewege mich auf dünnem Eis, wenn ich mich selbst als gut aussehend bezeichne. Ich weiß aber nach 20 Jahren im Geschäft, dass ich unter anderem in dieser Kategorie auch wahrgenommen werde. Da merke ich schon, dass gut aussehende Männer, ebenso Frauen, auch unterschätzt werden. Für bestimmte Formate ist das Aussehen in diesem Beruf schon ein großer Vorteil gewesen. Allerdings habe ich bisher noch nie Arte/3sat-Dramen gemacht, weil es mir anscheinend noch nicht zugetraut wird. Dabei hätte ich schon große Lust auf schwierige, problematische Themen und Rollen und bin mir sicher, dass die auch kommen werden. Aber klar muss ich als Schauspieler auf mein Äußeres achten, deswegen gehe ich jetzt auch zum Friseur (lacht).